#Der Stil der neuen Queen: Auf einmal trägt sie High-Heels

So wie persönliches Branding heute läuft, war Queen Camillas Typveränderung in diesem Jahr fast vorprogrammiert. Man hätte mit einem neuen Haarschnitt rechnen können, mit Strähnchen in ihrem Weißblond, eventuell mit einer minimalinva­siven Behandlung im Gesicht. Per Spritze, Ultraschall oder Peeling. Und natürlich mit einem Umstyling. Der Name ei­ner berühmten, aber diskreten Stylistin hätte umherwabern können, ohne dass der Palast dazu irgendetwas hätte bestä­tigen müssen. Wenn Schönheit schwer messbar ist, dient ein Profi umso mehr als Beleg für den gelungenen Look.

Camillas Schwiegermutter, Queen Elisabeth, noch immer gemeinhin bekannt als die Queen, hatte so jemanden. Angela Kelly hat in den späten Neun­zigerjahren deren Garderobe mit aller Vorsicht vor modischer Vergänglichkeit generalüberholt. Sie nahm die alten Stoffe und ließ daraus Stücke mit schmaleren Silhouetten fertigen, führte leuchtendere Farben ein, sodass die Queen in ihrer Uniform ein bisschen mehr auffiel. Wie ging noch gleich der Spruch, dass man sie sehen müsse, um an sie zu glauben? Je­denfalls wurde die Queen auch mit ihren bunten Kostümen zur Ikone. Um nicht zu sagen, zur Marke.

Beim Aussehen von Frauen wird eben ganz genau hingeschaut

Mehr als ein halbes Jahr nach der Krönung könnte man sich auch die Frage stellen, inwiefern denn Charles sein Auftreten der neuen Monarchenrolle angepasst hat. Nur wird beim Aussehen von Frauen eben ganz genau hingeschaut. Das belegen die Stil-Bücher, Stil-Blogs und Stil-Instagram-Accounts über Eli­sabeth, Kate, Meghan und Diana, nicht aber über Philip, Charles, William und Harry. Um Camilla ging es dabei selten. Jetzt ist sie Königin, und augenscheinlich hat sich an ihrem Äußeren in überästhetisierten Zeiten wenig getan. Kann sie auch als Unscheinbare Königin sein?

Die Mode spielt bei den Royals, besonders bei den weiblichen Mitgliedern, eine andere Rolle als bei berühmten Künstlern. Royals sollen durch ihre Taten Nähe zum Volk herstellen, aber sie sollen dabei möglichst selten Position beziehen, um sich bloß nicht von der einen Hälfte zu entfremden, wie es zuletzt Harry und Meghan passiert ist. Also sprechen ihre Kleider für sie. Das ist auch bei Camilla so. Als sie in diesem Jahr auf Staatsbesuch in Paris war, sahen in dem rosafarbenen Mantelkleid viele ihre Schwiegermutter. Darüber ärgerte sich niemand.

Als sie vor Lichtjahren, gerade frisch liiert mit Prinz Charles, in einem schwarzen, tief ausgeschnittenen Kleid auftrat, sahen viele darin hingegen einen Fauxpas gegenüber Diana, die im Jahr zuvor im sogenannten Revenge Dress Mode- und Beziehungsgeschichte geschrieben hatte. Die Sympathiepunkte für die Neue an der Seite des Prinzen waren über Jahre im Keller. Harry warf Camilla in seiner Autobiographie „Reserve“ in diesem Jahr vor, sie habe ihn damals bewusst schlecht aussehen lassen, um von sich selbst abzulenken. Und Camillas ehemalige Schwiegertochter Sara Parker Bowles erzählte in einem Interview mit der Londoner „Times“ im Juli, wie sie und ihre Töchter noch immer vorsichtig sein müssten, auf keinen Fall versehentlich das „Diana-Ding“ zu machen, also am Ende Diana in ihrem Look zu zitieren.