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#Der Tag, an dem ich gerne Karl Lauterbach angerufen hätte

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Der Tag, an dem ich gerne Karl Lauterbach angerufen hätte

Ich sitze auf dem Rand der Badewanne und weine hemmungslos. Ich kann nicht mehr. Im Erdgeschoss schauen meine beiden Töchter, drei und sechs Jahre alt, die ich-weiß-schon-nicht-mehr-wie-vielte Folge des Kinderprogramms. Mein Mann liegt im Keller auf der Schlafcouch, ganz erschöpft, mit Glieder- und Halsschmerzen. Vor zwei Stunden ging es nicht mehr, er musste sich hinlegen. Kurz danach war auch bei mir wieder game over. Noch mit letzter Kraft habe ich kurz mit den Eltern telefoniert und signalisiert: „Macht euch keine Sorgen, wir schaffen das schon“ – und dann den Kindern den Fernseher eingeschaltet. Und mich selbst endlich auch auf die Couch gelegt, um uns herum das Wohnzimmer und die Küche im Chaos.

Vor wenigen Tagen wurde unsere große Tochter positiv auf das Coronavirus getestet, dann die kleine Tochter, dann ich, schließlich mein Mann. Vor Omikron, so unsere Erfahrung, gibt es kein Entrinnen, wenn man sich im selben Haushalt aufhält. Auch in der Schulklasse verbreitete sich das Virus, bis die Klasse komplett in Quarantäne geschickt wurde, um das Lauffeuer zu stoppen. Für wie lange? Keiner weiß es. Erste Erzählungen über wiederholte Infektionen machen nicht viel Hoffnung auf einen normaleren Alltag nach der Infektion.

Aber die soll mit Omikron ja gar nicht so schlimm sein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach saß am vergangenen Freitag wie gewohnt neben Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut vor der versammelten Presse und erklärte, man habe die Welle im Griff. Die viel zitierte „niedrige Hospitalisierungsrate“ wurde wieder erwähnt, die „milden Verläufe“ wurden betont. Wieler sagte, die absoluten Infektionszahlen spielten keine so große Rolle mehr. Beim Zuhören konnte man denken: Stellt euch nicht so an, jeder einmal schnell durch mit Omikron und dann ist gut.

Die Angst um die Dreijährige

Soweit die Theorie. Aber aktuell sind es rund 100.000 Menschen täglich, die positiv getestet werden. Daran hängen Partner, Familien, Freunde, mit denen die Infizierten leben oder die sie getroffen haben. Jeden Tag kommt von der Größenordnung her eine Kleinstadt hinzu, die im Krisenmodus ist. Wenn man es dann selbst hat, erscheint der „milde Verlauf“ gar nicht mehr so „mild“. Von dem Zeitpunkt an steht man ziemlich alleine da. Familie und Freunde helfen, wo sie nur können, mit Einkäufen, Gekochtem, Aufmunterungswünschen – aber alles ist nur auf Abstand möglich. Wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert, ist man auch beim Haus- und Kinderarzt nicht mehr willkommen. Laut Arztpraxis sollen wir das Gesundheitsamt kontaktieren, wenn wir weitere Hilfe benötigen. Aber das gilt eigentlich nur für den Fall, dass man denkt, man müsse ins Krankenhaus.

Obwohl wir als Erwachsene geboostert sind und unsere Sechsjährige durchgeimpft ist: Da ist die Ungewissheit, wie sich die Erkrankung tatsächlich entwickelt. Von welchem Punkt an sollte man weitere Hilfe hinzuziehen? Da ist die Angst um die Dreijährige, die noch gar nicht geimpft ist und seit drei Tagen jede Nacht sehr hoch fiebert und schrecklich trockenen Husten hat. Da ist die eigene Hilflosigkeit, wenn man selbst völlig erschöpft ist, und mit Fieber, Gliederschmerzen und Schüttelfrost eigentlich nur im Bett liegen sollte, gleichzeitig aber zwei kranke Kinder bestmöglich gesund pflegen muss. Und dann gibt es die Experten, die darüber sprechen, dass Long-Covid und das PIMS-Syndrom bei Kindern mit Omikron noch gar nicht erforscht seien. Und die Meldungen, dass die Erkrankung Entzündungen im ganzen Körper auslösen und alle Organe betreffen kann.

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