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#Der wärmste Tag seit Beginn der Klimamessungen

Der 2. Juli gilt fürs Erste als der bisher heißeste Tag auf Erden, den die Klimaforschung seit Beginn der Temperaturmessungen registriert hat. Die Schwelle von 17 Grad war davor in den Aufzeichnungen noch nie überschritten worden. Robert Rohde, Chefwissenschaftler der kalifornischen Klimaorganisation Berkeley Earth, die die täglichen Messungen des amerikanischen Nationalen Zentrums für Umweltvorhersagen (NECP) auswertet, kommentierte den von der NECP registrierten Rekordwert mit den Worten: „Die globale Erwärmung führt uns in eine unbekannte Welt.“

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Tatsächlich deutet sich seit Wochen an, dass in diesem und vor allem im nächsten Jahr die Erhitzung des Planeten einen außergewöhnlichen Schub bekommt. Der Sommer in der Nordhemisphäre hat erst angefangen. Ebenso das Klimaphänomen El Niño, das sich im ersten Halbjahr aufgebaut hat und mit riesigen Warmwassermengen an der Oberfläche des Ost- und Zentralpazifiks auf eine weit ins nächste Jahr hineinreichende Wärmeanomalie hinweist – und damit weltweit für noch mehr Höchsttemperaturen und Wetterchaos sorgen dürfte. Klimawandel und El Nino arbeiten für die nächsten Monate Hand in Hand, wenn es um die globale Erwärmung geht.

Die Spuren sind schon sichtbar: Der Vormonat, Juni 2023, hat nach einem schon an Temperaturabweichungen reichen Mai alle bisherigen Rekorde für diesen Monat pulverisiert: 0,16 Grad über dem bis dahin höchsten globalen Juni-Mittelwert 2019. Über den gesamten Zeitraum seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts betrachtet – seitdem der Mensch angefangen hat, fossile Brennstoffe und damit langlebige Treibhausgase in die Luft zu blasen – war dieser Juni nach Auswertung der Daten durch den Klimaanalytiker Zeke Hausfather 1,46 Grad Celsius wärmer als ein Juni vor der Industrialisierung.

Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines düsteren klimapolitischen Szenarios sukzessive: Die Wahrscheinlichkeit nämlich, dass die globale Temperaturerhöhung über einen längeren Zeitraum jene 1,5 Grad übersteigt, die man seit dem Pariser Klimagipfel vor acht Jahren unbedingt vermeiden wollte. Berkeley Earth hatte vor kurzem die Chance dafür, dass dieses Jahr das wärmste aller Zeiten seit Beginn der Messungen wird, auf 54 Prozent beziffert, die Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr wurde von anderen Klimainstituten wegen El Nino sogar auf 74 Prozent erhöht.

Und: Auch die 1,5-Grad-Schwelle soll zumindest eine Zeitlang fallen. Die Weltmeteorologiebehörde WMO hat jüngst ebenfalls einen Bericht veröffentlicht, wonach eine 66-prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass irgendwann zwischen 2023 und 2027 mindestens ein Jahr lang die plus 1,5 Grad erreicht werden. Auch das wäre nach dem Dafürhalten vieler Fachleute wie Michael Mann von der Penn State University allerdings noch keine Verletzung des Pariser Klimavertrags. Dafür müsste die Erwärmung konstanter über einen sehr viel längeren Zeitraum die kritische Schwelle überschreiten. Fakt ist: Die Vorzeichen stehen derzeit auf Beschleunigung. Schon Anfang Juni hatte das europäische Satellitenmonitoringprojekt EU-Copernicus nach Auswertung der jüngsten Temperaturdaten aus unterschiedlichen Quellen festgestellt: Verglichen mit der in den Jahren 1850 bis 1900 erfassten und aus unterschiedlichen Quellen berechneten Globaltemperatur wurde schon zu Beginn des März und Juni dieses Jahres bereits die plus 1,5 Grad überschritten – zumindest tageweise.

Mit den neuesten Daten des „Climate Reaanalyzer“ zeigt sich jetzt: Auch Anfang Juli ist die Durchschnittstemperatur nochmal angestiegen, auf mehr als plus 1,5 Grad (verglichen diesmal mit dem Mittelwert von 1880 bis 1920).17 Grad im weltweiten Mittel – an dem Wert war in den Klimastatistiken bis dato noch nicht gekratzt worden. In den Satellitendaten des „NASA’s Clouds and the Earth’s Radiant Energy System“, kurz CERES, ist der Grund für den Temperaturanstieg leicht zu verstehen – der sich im Übrigen auch in der enormen Erwärmung der Ozeane in der jüngeren Vergangenheit niederschlägt. Die Energiebilanz der Erde hat sich nämlich massiv zugunsten der Erhitzung von Atmosphäre und Ozeane verschoben: auf mittlerweile 1,81 Watt pro Quadratmeter Oberfläche. Auch das ein neuer Rekordwert für die „Earth Energie-Imbalance“, kurz EEI.

Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat sich dieser Wert nun mehr als verdreifacht. Rechnet man die Energiemengen um, die wegen des verstärkten Treibhauseffektes damit in einem Jahr für die Erhitzung der gesamten Erdoberfläche zur Verfügung stehen, was etwa der Mathematikprofessor Eliot Jacobson auf Twitter gerne tut, so entspricht das etwa dem Energiegehalt, der freigesetzt wird, würden in jeder einzelnen Sekunde mehr als vierzehn Hiroshima-Bomben explodieren.

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