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#Der wahre Preis des Fleischs

Der wahre Preis des Fleischs

XXL-Packungen zum XS-Preis: Die Supermarktketten überbieten sich derzeit wieder mit Fleischangeboten. Bei Kaufland gibt es die Großpackung Schweinehackfleisch, 1,2 Kilogramm, für nur 3,79 Euro. 43 Prozent Rabatt sollen das sein. Und auch Lidl lockt: 500 Gramm frische Putenschnitzel aus Deutschland und Haltungsstufe 2 für gerade mal 3,49 Euro, 80 Cent günstiger als sonst.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat seit seinem Amtsantritt wiederholt gesagt, dass es „Ramschpreise“ für Lebensmittel bald nicht mehr geben soll. Ein Forscherteam aus verschiedenen europäischen Ländern hat nun ausgerechnet, um wie viel die Fleischpreise in Industrieländern steigen müssten, wenn nicht nur die reinen Herstellungskosten, sondern auch die Kosten für die Umwelt eingepreist würden. Ihr Fazit: um bis zu 60 Prozent.

Die globalen Umweltkosten für ein Kilogramm Rindfleisch veranschlagen die Umwelt- und Wirtschaftswissenschaftler von den Universitäten Oxford, Göteborg und Toulouse auf 5,76 bis 9,21 Dollar, umgerechnet etwa 5 bis 8 Euro. Damit liegt diese Fleischsorte – wenig überraschend angesichts des großen Futterbedarfs von Rindern und ihrer Methan-Ausscheidungen – mit Abstand an der Spitze. Für Schweinefleisch kommen die Forscher auf einen Betrag von 1,94 Dollar je Kilogramm, für Geflügel auf 1,51 Dollar. Für Lamm taxieren sie die Umweltkosten auf 3,71 Dollar, allerdings wird das zumindest in Deutschland nur wenig gegessen.

Steuererhöhungen für die Landwirte?

„Die Schätzung ist eher konservativ, weil sie die sozialen Kosten durch den Verlust von Biodiversität und die gesundheitlichen Effekte durch nutztierbedingte Luftverschmutzung nicht berücksichtigt“, heißt es in dem Arbeitspapier mit dem Titel „Is Meat Too Cheap? Towards Optimal Meat Taxation“. Die Forscher betonen, dass es schwer sei, eine angemessene Fleischsteuer zu definieren. Als eine erste grobe Schätzung schlagen sie aber eine Erhöhung der Handelspreise in Ländern mit hohen Einkommen „zwischen ungefähr 20 und 60 Prozent“ vor.

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Das wäre deutlich mehr als die Beträge, die bislang politisch diskutiert werden. Özdemir brachte kürzlich in einer Talkshow eine ältere Forderung der Grünen wieder ins Spiel, die Mehrwertsteuer auf Fleisch zu erhöhen. Statt des ermäßigten Satzes von 7 Prozent sollen die vollen 19 Prozent fällig werden. Allerdings sind Steuern nicht zweckgebunden. Die Grünen wollen aber erreichen, dass die Zusatzeinnahmen den Landwirten zugutekommen. Dies ließe sich über eine Tierwohlabgabe erreichen, wie sie eine Expertenkommission um den früheren Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) ins Spiel gebracht hat. 40 Cent je Kilo Fleisch, 15 Cent je Kilo Wurst, Käse und Butter sowie 2 Cent auf Milchprodukte waren ihr Vorschlag. Für den Durchschnittshaushalt schätzte das Landwirtschaftsministerium die Mehrausgaben auf 35 Euro im Jahr.

Pflanzliche Alternativen als langfristige Lösung

„Höhere Preise führen nicht automatisch zu höheren Standards und auch nicht zu höheren Einkünften für die Landwirte“, warnt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch gegenüber der F.A.Z. Er plädiert für eine „gute Mischung aus ordnungsrechtlichen Vorgaben, finanziellen Anreizen und mehr Transparenz“. Ein wichtiges Element sei das von der Ampelkoalition geplante Tierwohllabel. Dieses solle nun „verbindlich und verpflichtend“ kommen. Özdemirs Vorgängerin Julia Klöckner (CDU) hatte eine verpflichtende Fleischkennzeichnung mit Verweis auf EU-Recht abgelehnt.

Die ebenfalls von der großen Koalition eingesetzte Zukunftskommission Landwirtschaft hat den Finanzbedarf für eine „Nachhaltigkeitsorientierung der deutschen Landwirtschaft“ auf 7 bis 11 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Der größte Posten sind dabei bessere Lebensbedingungen für Schweine, Rinder und Geflügel mit 4,1 Milliarden Euro im Jahr. Zweitwichtigster Punkt ist die Ausweitung der Biolandwirtschaft, für die jährlich bis zu 2,4 Milliarden Euro veranschlagt werden. Die Kommission merkte aber auch an, dass grundsätzlich eine stärker pflanzenbasierte Ernährung wünschenswert sei.

Darauf zielt auch das europäische Forscherteam am Ende seines Arbeitspapiers ab, konkret: auf pflanzenbasierten Fleischersatz, wie es ihn etwa aus Soja oder Erbsenproteinen schon vielfach in Supermärkten gibt. Angesichts der „multiplen globalen Umweltprobleme“ der Nutztierhaltung raten sie dazu, zu erforschen, wie die Politik die pflanzlichen Alternativen am besten fördern könnte.

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