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#Designer Matteo Thun feiert seinen 70. Geburtstag

„Designer Matteo Thun feiert seinen 70. Geburtstag“

Manchmal sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die einen Designer groß werden lassen. Bei Matteo Thun war es ein Espresso-Tässchen, das der gebürtige Südtiroler 1990 im Auftrag von Ernesto Illy gestaltete. Das dickwandige Gefäß mit seinem kreisrunden Henkel, das auf einer Untertasse mit keiner gewöhnlichen Kuhle, sondern „einem Höckerchen“ steht, ist zu einer Ikone des Designs geworden. Es ist nur ein Erfolgsprodukt von vielen, die Matteo Thun seit Mitte der Achtzigerjahre mit seinem Mailänder Studio entworfen hat.

Dabei hatte er kurz zuvor noch einer Gruppe von Designern angehört, die sich an die Regeln, die ihnen der Markt, die Industrie und auch der Kunde vorgaben, nicht halten wollten. Matthäus Antonius Maria Graf von Thun und Hohenstein entstammt einer Bozener Unternehmerfamilie, sein Bruder Peter Thun – inzwischen mit seinem Sohn Simon – übernahm die Firma der Eltern, die Thun AG, die 1950 als Keramikwerkstatt gegründet worden war.

Die Stühle Nudes aus Buchenholz mit gewebten Sitzen werden von Fratelli Levaggi in Chiavari gefertigt (Manus Factor).


Die Stühle Nudes aus Buchenholz mit gewebten Sitzen werden von Fratelli Levaggi in Chiavari gefertigt (Manus Factor).
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Bild: Unternehmen

Matteo Thun wollte eigentlich Pilot werden, später dann Maler. Ein zweiter Emil Nolde, wie er erzählt. Also studierte er Malerei – bei Oskar Kokoschka. Über ihn fand er zur Architektur. Er studierte und promovierte an der Universität Florenz. Als Abschlussarbeit reichte er den Entwurf eines Flugdrachens ein, auf den ihn eine Zeichnung Leonardo da Vincis gebracht hatte. Die Fliegerei gab Thun erst auf, als er in den späten Siebzigerjahren begann, für Ettore Sottsass in Mailand zu arbeiten. Auch da gelang ihm schon Großes, wenn auch nur als Assistent des berühmten Meisters.

„Vom Löffel zur Stadt“

Sottsass ließ ihn Metallobjekte gestalten, für ein damals noch weitgehend unbekanntes Unternehmen: Alessi. Daraus wurde das erfolgreiche Edelstahlprogramm der Marke. Sottsass und Thun waren auch zwei der maßgeblichen Protagonisten der Mailänder Designgruppe Memphis, die sich mit ihren Arbeiten gegen ihre möglichen Auftraggeber stellten. Die Mitglieder, unter ihnen Michele de Lucchi, Barbara Radice, Andrea Branzi und Aldo Cibic, wollten sich nicht vorschreiben lassen, wie ein von ihnen gestaltetes Produkt auszusehen habe, nur damit es aufgrund seiner scheinbaren Funktionalität besser verkäuflich ist.

Das Design des Espresso-Tässchens für Ernesto Illy hat Thun groß gemacht.


Das Design des Espresso-Tässchens für Ernesto Illy hat Thun groß gemacht.
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Bild: Unternehmen

Knapp vier Jahre war Thun an dieser „Raserei“ beteiligt, dann verließ er die Gruppe und machte sich in Mailand als Designer und Architekt selbständig. Seither prägt ihn die Maxime „vom Löffel zur Stadt“ (Ernesto Nathan Rogers). Für Thun, dessen Studio Matteo Thun & Partners heute 80 Mitarbeiter hat, bedeutet das, ganzheitlich zu denken, im Kleinen wie im Großen. Und so gestaltet er alles, „von der Kaffeetasse bis zum Restaurant und vom Berghotel zum Kochgeschirr“, was gerade gebraucht wird, aber auch nur, was nötig ist.

Die Murané-Kollektion besteht aus mundgeblasenen Glaskugeln, die einzeln oder in Ringen zu Leuchten (Panzeri) kombiniert werden.


Die Murané-Kollektion besteht aus mundgeblasenen Glaskugeln, die einzeln oder in Ringen zu Leuchten (Panzeri) kombiniert werden.
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Bild: Unternehmen

Noch immer widersetzt sich Thun dem Gestalten um des Gestaltens willen, gegen ein Immer-mehr setzt er die Idee des No-Designs. Lifestyle-Produkte interessieren ihn nicht, und doch baut er als Architekt Wellness-Oasen wie das Hotel Vigilius Mountain Ressort auf dem Vigiljoch oberhalb von Lana bei Meran, das wie ein Baumstamm in der Landschaft liegt. Es ist ein „Holzhaus der Moderne“ in 1500 Meter Höhe, zu dem keine Straße, sondern nur eine Seilbahn führt. W-Lan gibt es natürlich auch nicht. Thun, der am nächsten Freitag 70 Jahre alt wird, hat auch dafür ein Prinzip: „Eco statt Ego“. Denn um ihn, den Gestalter, geht es bei all dem am allerwenigsten.

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