#Deutschland: Keine inflationsgeschützten Anleihen mehr
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Der Bund stellt die Neuausgabe inflationsgeschützter Anleihen ein. Grund ist der explosionsartige Anstieg des Schuldendienstes.
Auch wenn die Inflation ihren Höhepunkt wohl überschritten hat: Deutschland wird bis auf Weiteres keine inflationsgeschützten Anleihen mehr ausgeben. Wie die Deutsche Finanzagentur am Mittwochabend mitteilte, sollen ab dem kommenden Jahr keine weiteren Bundeswertpapiere neu emittiert werden, bei denen Zins- und Tilgungszahlungen an die Inflationsrate gekoppelt sind und mit dieser steigen. Auch schon ausstehende Papiere sollen nicht mehr aufgestockt werden.
Die aktuell ausstehenden inflationsindexierten Bundeswertpapiere bleiben aber am Markt handelbar. Aktuell sind dies vier inflationsindexierte Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 66,25 Milliarden Euro und Fälligkeiten zwischen 2026 und 2046. Drei dieser Anleihen hatte ursprünglich Laufzeiten von rund 10 Jahren, eine von 30 Jahren, so dass nach derzeitgem Stand nach dem Jahr 2033 nur noch ein einziger der sogenannten Linker verbleiben wird.
Eine Begründung für den Schritt wurde zunächst nicht genannt. In einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung, sagte indes der Geschäftsführer der Finanzagentur, Tammo Diemer, mit einer eher geringen Wirtschaftlichkeit. Langfristig würden die Vorteile als weiteres Finanzierungsinstrument durch damit verbundenen Risiken konterkariert, sowohl hinsichtlich der Planungssicherheit als auch hinsichtlich des Risikos hoher Finanzierungskosten in einzelnen Jahren. Der Bund könne auch in Phasen eines sehr hohen Finanzierungsbedarfs die erforderlichen Mittel problemlos über konventionelle Finanzinstrumente und grüne Bundeswertpapiere abdecken. Da man bei konventionellen, nicht-inflationsgeschützten Anleihen der führende Emittent im Euroraum sei, bedeute das für den Bund verhältnismäßig günstige Konditionen in der Refinanzierung.
Linker waren in der Zeit dauerhaft niedriger Inflation ein vergleichsweise günstiges Finanzierungsinstrument. Bei einer niedrigen Inflation oder einer Deflation sind die Erträge zumeist geringer als die nominaler Anleihen. Deutschland hatte erstmals im März 2006 ein solche Anleihe begeben. Den Finanzierungsvorteil seit Einführung hatte die DZ-Bank im Juli 2022 auf insgesamt 2,4 Milliarden Euro beziffert. Im Jahr 2012 hatte der damalige Chef der Finanzagentur, Carl Heinz Daube, in einem Interview noch gesagt, man habe dem Markt zugesichert, regelmäßig zu emittieren und wolle beim Ausbau dieses Marktsegments ein verlässlicher Partner sein.
BUNDANL.V. 21/33 INFL.LKD
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Allerdings haben die zuletzt hohe Inflation und steigende Zinsen die Zinslast des Bundes erheblich steigen lassen. Die sogenannte Index-Verhältniszahl, mit der die Inflation in die Verzinsung und den Nominalwert eingebunden wird, ist aber in den vergangen Monaten drastisch gestiegen. Der 2012 begebene elfjährige Linker erreichte am Ende der Laufzeit einen Stand von 1,2444. Diesen Stand hat das 2015 begebene elfjährige Papier inzwischen überschritten. Die zuletzt, im Jahr 2021, begebene zehnjährige inflationsgeschützte Anleihe liegt heute bei einer Verhältniszahl von 1,1885. Im April 2022 betrug die Vorsorge des Bundes für inflationsindexierte Bundeswertpapiere noch 8,8 Milliarden Euro, im September dieses Jahres waren es schon 13,4 Milliarden Euro. Endes des Jahres 2020 waren es noch 3,6 Milliarden gewesen.
Gemessen am Anteil der Inflationsapiere am Gesamtbestand von Bundeswertpapieren von nur 1 Prozent sind die Zinsausgaben sehr hoch und belaufen sich auf rund 20 Prozent. Schon im Juni 2022 hatte Finanzminister Christian Lindner für die „Steilwand„ an Zinszahlungen“, die sich vor dem Bund auftue ausdrücklich die Ausgabe inflationsgesicherter Staatsanleihen durch frühere Regierungen verantwortlich gemacht. „Da haben wir früher Geld mit verdient, jetzt zahlen wir Milliarden dafür“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
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