#Deutschlands langer Weg in die Abhängigkeit
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„Deutschlands langer Weg in die Abhängigkeit“
Die Nutzung von brennbarem Gas reicht rund 200 Jahre zurück. Zunächst wurde das Gas vorwiegend für Lampen genutzt, bald auch fürs Kochen, Heizen und für industrielle Zwecke. Hergestellt wurde dieses sogenannte Stadtgas meist durch die Vergasung von Kohle. Bei der Herstellung von Koks fiel brennbares Gas sogar als Abfallprodukt an. Lange wurde dieses Gas in den Kokereien einfach abgefackelt. Später bemühten sich die Betriebe um eine sinnvolle Nutzung und versuchten, den zusätzlichen Energieträger zu verkaufen. Weil die benachbarten Industriebetriebe das viele Gas aus den Kokereien des Ruhrgebiets aber gar nicht abnehmen konnten, gründeten mehrere Zechen 1926 gemeinsam eine Firma, um es auch über längere Strecken zu vertreiben. Seit 1928 trug diese Firma den Namen „Ruhrgas“. Die Ruhrgas AG sollte über viele Jahrzehnte wichtige Fäden der deutschen Gaswirtschaft in der Hand halten.
Die Ruhrgas belieferte zunächst vor allem Industriekunden. Nur ein geringer Teil des Gases ging an private Kunden, die entweder im Ruhrgebiet wohnten oder in Ballungsräumen wie Köln, Hannover oder Frankfurt, die rasch über Leitungen angeschlossen wurden. Pläne für ein reichsweites Netz scheiterten am Widerstand der kommunalen Gaswerke, die ein Monopol der Ruhrgas fürchteten. In den späteren Fünfzigerjahren schlitterte die deutsche Kohleindustrie in eine Krise. Die von ihr geförderte Steinkohle war im Vergleich zu anderen Energieträgern zu teuer geworden. Dieses Problem betraf auch das in den Kokereien anfallende Gas. Doch just in dieser Zeit entdeckte man in den benachbarten Niederlanden ein riesiges Gasvorkommen: das Groningen-Feld. Und auch die Bundesrepublik erschloss eigene Erdgasvorkommen, vor allem im Nordwesten des Landes. 1960 stellte das niedersächsische Oldenburg als erste deutsche Großstadt seine Gasversorgung auf Erdgas um.
Für Industriekunden war wichtig, dass sie mit Gas nicht teurer produzieren als ihre Konkurrenten mit Öl, was zu einer Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis führte. Streit über den Gaspreis gab es dennoch. Die exportierenden Niederlande und das importierende Deutschland gerieten in der zweiten Ölkrise aneinander. Die Lehre lautete schon damals, dass man sich nicht von einem Lieferanten zu abhängig machen sollte. Der damalige Vorteil der Bundesrepublik lag darin, dass sie bis in die Achtzigerjahre wesentliche Teile des wachsenden Bedarfs aus den heimischen Erdgasvorkommen decken konnte. Und mit Norwegen (von 1977 an) sowie der Sowjetunion standen weitere Lieferanten bereit, um die Versorgung zu diversifizieren und den Energiehunger der Industrie zu stillen.
Erste Vereinbarung mit Moskau
Mit dem Kreml hatte die Bundesrepublik bereits Ende der Fünfzigerjahre ein sensibles energiewirtschaftliches Geschäft eingefädelt: Die westdeutsche Stahlindustrie stellte für die Sowjetunion Stahlröhren her, damit neu entdeckte Gasvorkommen in Westsibirien erschlossen werden konnten. Wichtige Lobbygruppe bereits damals: der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Doch das Geschäft wurde von der Geopolitik durchkreuzt. Angesichts der Kubakrise wurde Bundeskanzler Adenauer vom amerikanischen Präsidenten Kennedy zu einem Stopp der Röhrengeschäfte gedrängt. 1966 hob die NATO das Röhren-Embargo wieder auf.
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