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#„Wir gehen nicht ehrlich mit dem Kinderkriegen um“

„„Wir gehen nicht ehrlich mit dem Kinderkriegen um““

Das Schlimmste ist vielleicht das Schreien. Nicht, weil es besonders laut wäre. Gerade Neugeborene haben noch gar keine Kraft in der Stimme. Aber das Schreien eines Säuglings ist auf eine Weise herzzerreißend, durchdringend und nervtötend, dass ein menschliches Wesen gar nicht anders kann, als es schnellstmöglich abstellen zu wollen. Das hat die Evolution nicht ohne Grund so programmiert. Also sitzt man im Kino oder vor dem Bildschirm zu Hause, und das Baby in „Cinco lobitos“ (Englisch: „Lullaby“) schreit und schreit und schreit – und weil es ein Film ist, kann man nichts dagegen machen.

Julia Schaaf

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Frage: Warum tut man sich das an?

Gegenfrage: Ist es nicht mit dem Kinderkriegen dasselbe? Warum tut man sich das eigentlich an?

Ausgerechnet ein kleiner spanischer Indie-Film, der bei der Berlinale lief und noch keinen deutschen Verleih gefunden hat, führt uns die Herausforderungen junger Elternschaft so ungeschönt vor Augen, wie man das selten zu sehen kriegt.

Eine junge Mutter zwischen Überforderung und Hingabe

Die Schmerzen beim Anlegen des Neugeborenen, weil die Brustwarzen noch viel zu empfindlich sind für die Dauerbeanspruchung durch das Stillen. Die totale Erschöpfung, wenn das Kind nächtelang durch die Wohnung getragen werden will, weil es sonst eben schreit und schreit und schreit. Eine nie gekannte Panik, kombiniert mit Verzweiflung und Schuldgefühlen, wenn man ein einziges Mal nicht aufgepasst hat und das Kind vom Sofa gefallen ist.

Sich einfach treiben lassen, durch die Nacht, kann nur, wer keine Verantwortung für andere hat: Filmszene aus „Victoria“ mit Laia Costa, Frederick Lau und Franz Rogowski (von links).


Sich einfach treiben lassen, durch die Nacht, kann nur, wer keine Verantwortung für andere hat: Filmszene aus „Victoria“ mit Laia Costa, Frederick Lau und Franz Rogowski (von links).
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Bild: Senator Film Verleih

Diese junge Mutter, ein emotionales Wrack zwischen Überforderung und Hingabe, wird nun ausgerechnet von Laia Costa gespielt, einer Schauspielerin, die zumindest in Deutschland mit einem ganz anderen Frauenbild und Lebensabschnitt in Verbindung gebracht wird. Die großäugige Spanierin mit den hohen Pausbacken war Victoria in dem gleichnamigen Film von Sebastian Schipper, der 2015 die Berlinale rockte: ein Sog von einem Film, ohne Schnitt gedreht, eine einzige Berliner Nacht, junge Menschen, die sich in einem Club begegnen und Bier auf einem Hausdach trinken – so kann sich nur treiben lassen, wer völlig ungebunden ist und frei.

Wer diese beiden Filme, diese zwei role models und Lebensentwürfe einander gegenüberstellt, denkt zwangsläufig: Kein Wunder, dass sich Frauen und Männer um die 30 heute mit der Frage martern, ob sie Kinder wollen oder lieber ihr schönes Leben behalten.

Also, Frau Costa: Ist es wirklich so schrecklich, Mutter zu werden?

Die 37-Jährige sitzt in einem Hotelrestaurant am Potsdamer Platz. Sieben Jahre nach ihrem Erfolg mit „Victoria“ ist die Schauspielerin zurück in der Stadt, die sie als Star gefeiert hat. Laia Costa ist kaum wiederzuerkennen: Mom-Jeans und bequeme Schuhe, dazu Brille und ein ausladender weißer Kragen, die langen Haare trägt sie aus der Stirn gebundenen. Ihr Look wirkt pragmatisch, fast ein bisschen streng. Und wo, bitte schön, sind diese netten Laia-Costa-Pausbacken? Hätte man sich eigentlich denken können: Viele junge Mütter werden durchs Stillen schmal im Gesicht. Die pralle Fülle der Jugend, der letzte Rest des Kindlichen – ein Baby saugt Frauen sichtbar aus.

„Es gibt da eine Welt, die es verdient, so roh und real gezeigt zu werden, wie sie ist“

„Es ist nicht schrecklich“, antwortet Costa. „Aber wir gehen auch nicht ehrlich damit um. Besonders in den sozialen Medien: Wenn du zum ersten Mal Mutter wirst, siehst du überall diese perfekten Mamas mit Make-up und gekämmtem Haar. Ich habe mein erstes Jahr als Mutter nur darum gerungen, am Ende des Tages nicht völlig leer und geschafft zu sein. Insofern denke ich, es gibt da eine Welt, über die nicht viel gesprochen wird und die es verdient, so roh und real gezeigt zu werden, wie sie ist.“

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