#Die Corona-Entgleisungen im Gehirn
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„Die Corona-Entgleisungen im Gehirn“
Wie stark das Gehirn unter einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus leidet, wie nachhaltig es möglicherweise sogar langfristig geschädigt wird, wurde anfangs kaum beachtet – und dann umso genauer verfolgt. Denn die Fallberichte über neurologische Schäden bei vermeintlich genesenen und auch bei verstorbenen Corona-Patienten nahmen Woche für Woche zu. Einigermaßen Klarheit aber gab es fürs Erste aber nur um eines der auffälligsten Covid-19-Symptome: Wer plötzlich keinen Knoblauch oder Kaffee mehr riechen kann, der hat mit großer Wahrscheinlichkeit das neue Pandemievirus im Körper. Mutmaßlich sogar im Riechkolben und damit gewissermaßen auch schon im Gehirn.
Geruchs- und Geschmacksverluste, die über Wochen und offensichtlich sogar über Monate andauern können, sind inzwischen zu einer Art Leitsymptom einer Sars-CoV-2-Infektion geworden. Dabei ist das Eindringen der neuen Erreger in die Nervenbahnen des Riechorgans keineswegs eine Überraschung.
Mindestens drei der bekannten Coronaviren und einige andere Atemwegserreger können nachweislich über die Nasenschleimhaut in die Nervenzellen eindringen, und auch Geruchsverluste waren vor der Pandemie von viralen Infekten bekannt. Sensationell war die Entdeckung des coronabedingten Riech- und Geschmacksverlustes also keineswegs. Eher war diese Auffälligkeit für Ärzte wichtig, einen Covid-19-Verdacht schon während des Patienten-Gesprächs gegen Grippe oder grippale Infekte abzuklären.
Ein Angriff auf den ganzen Körper
Mit der Zeit allerdings verdichteten sich die Hinweise, dass das neue Coronavirus im Gehirn wie in vielen anderen lebenswichtigen Organen mehr als irritierende Empfindungsstörungen hervorrufen könnte. Das Guillain-Barré-Syndrom wurde vermehrt diagnostiziert, eine autoimmune Muskelschwäche, die nach einer Infektion durch Antikörper verursacht wird, welche sich gegen das eigene Nervengewebe richten. Auch die fatale und oft langwierige Fatigue mit der quälenden Mattheit und Energielosigkeit vieler „genesener“ – und keineswegs immer nur schwer erkrankter – Covid-19-Patienten nährte zunehmend den Verdacht, dass Covid-19 viele zentralnervöse Komplikationen auslöst. Hinzu kommen bei vielen Patienten anhaltender Schwindel und Kopfweh. Auch Bewusstseinsstörungen und kognitive Beeinträchtigungen inklusive Gedächtnisstörungen tauchten in den klinischen Bulletins auf, ebenso wie Epilepsien, Augenmuskulatur- und Bewegungsstörungen, Muskelzuckungen, auch Entzündungen peripherer Nerven. Schließlich in extremen Fällen ausgedehnte Gehirnentzündungen und Hirninfarkte, sprich: Schlaganfälle ohne Vorwarnung, die schon zum Tod vieler Covid-19-Patienten führten.
Vor allem Letzteres, aber auch das Guillan-Barré-Syndrom, legten früh den Verdacht nahe, dass die Nervenzellen im Gehirn vielleicht gar nicht direkt durch die Massenvermehrung des Virus, sondern vor allem indirekt geschädigt wird – wie Herz, Niere und andere Organe durch Entzündungsprozesse in den Blutgefäßen. Oder vielleicht eben durch beides – durch das Virus selbst und zusätzlich die Immunreaktion des Körpers?
Die allumfassende, systemische Natur von Covid-19, der besonders ungünstige Umstand also, dass die neue Krankheit praktisch den ganzen Körper beeinträchtigen kann, machte die Fahndung der Neurowissenschaftler dabei nicht einfacher. Die Ungeduld wuchs. „Die Maske der neurologischen Manifestationen“ herunterzureißen, wurde in einem der weltweit wichtigsten Wissenschaftsjournale, „Nature“, gefordert. Alarmiert wurden die Mediziner unter anderem auch von Charité-Forschern um Christiana Franke und Harald Prüss, die schon im Juli auf dem Preprint-Server „medRxiv“ über zahlreiche Autoantikörper in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit einiger Covid-19-Patienten mit schwerem Verlauf berichteten. Immerhin: Das Sars-CoV-2-Virus tauchte in der Zerebrospinalflüssigkeit kaum auf, was darauf hindeutete, dass es zwar zu ausgedehnten Immunreaktionen kam – von Antikörpern jedenfalls, die gegen eigene Hirnzellen gerichtet waren. Aber offenbar vermehrte sich das Virus im Gehirn nicht so massiv wie etwa in der Lunge.
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