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#Die emotionale Wirkung von Musik ist kein Nebenprodukt

Die emotionale Wirkung von Musik ist kein Nebenprodukt

Das Verstummen der Konzerthäuser, der Opernhäuser, aber auch der Orte ritueller Musikpraxis in den Jahren 2020 und 2021 hat nicht selten stereotype Reaktionen hervorgebracht: Musik sei Vollzug, sei Gemeinschaft, sei Erleben, sei Gefühl. Eine solche Einschätzung ist keineswegs selbstverständlich, galt Musik doch schon in der Antike stets auch als rationale Tätigkeit, während man ihrer Wirkung oder gar einer Beschränkung auf diese skeptisch, teilweise sogar ablehnend gegenüberstand. Noch Guido von Arezzo unterschied im frühen elften Jahrhundert, durch einen berühmt gewordenen Lehrsatz, den Musikkundigen vom bloßen Ausführenden, denn die einen würden Handlungen aus ihrer Kenntnis ableiten, die anderen dagegen, verachtenswert, einfach etwas tun, ohne etwas zu wissen. In diesem Spannungsfeld, das über viele Jahrhunderte hinweg produktiv gewesen ist, bewegte sich die Auseinandersetzung mit und in Musik.

Zu den Gründungsurkunden der neuzeitlichen Musikwissenschaft gehörte es daher, den Aspekt der musikalischen Wirkung keineswegs zu verdrängen, ihn aber zu rationalisieren. Das lässt sich nicht einfach als Verlängerung der Aufklärung verstehen, sondern als Fortsetzung sehr viel älterer Denkmuster. Umso auffälliger ist, dass diese Rationalisierungsbemühungen schon früh Vorbehalte und Widersprüche hervorriefen, am deutlichsten vielleicht bei Heinrich Besseler, der schon in den 1920er Jahren, ausgehend von den Wirkungen der Musik, für eine Anthropologie des Hörens plädierte. Aber auch der Mediävist Rudolf von Ficker meinte 1925 die expressionistische Kraft zu erkennen, mit der eine Motette des dreizehnten Jahrhunderts „unaufhörlich auf den Zuhörer loshämmert und mit ungeheurer Wucht an allen Nervenfasern zerrt“. Es blieb bewusst offen, ob er damit den Zuhörer seiner Gegenwart, den des dreizehnten Jahrhunderts – oder eben beide zusammen meinte.

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