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#Die Milchvieh-Halter stehen vor dramatischen Veränderungen

„Die Milchvieh-Halter stehen vor dramatischen Veränderungen“



Beim Milchviehtag in Pflugdorf stellen die Experten dramatische Entwicklungen vor. Die neue Tierwohlkennzeichnung bringt nicht allein Vorteile.

Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung, deren Optimierung durch Aufwertung des zur Verfügung stehenden Futters und Verbesserung des Kälberwohls waren die Themen beim Milchviehtag 2023 für Bäuerinnen und Bauern im Landkreis Landsberg. Der Fortbildungstag lockte nicht nur die Angesprochenen in das Bürgerhaus in Pflugdorf. Eine Technikerklasse des Agrarbildungszentrums in Landsberg interessierte sich ebenfalls für die Fachvorträge der namhaften Referenten, die das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck dafür gewinnen konnte. 

Nach der Begrüßung durch Behördenleiter Franz-Josef Mayer stellte Bernhard Ippenberger, Leiter des Instituts für Agrarökonomie an der LfL (Landesanstalt für Landwirtschaft), statistische Ergebnisse 2022 für den Bereich Milchwirtschaft vor. Demnach seien die Veränderungen dramatisch. „Die Milchviehbestände sinken, die Futtermengen werden weniger, der Strukturwandel galoppiert. Es fehlt fachlich versiertes Personal.“ Der Milchpreis steige nur langsam und sei längst nicht kostendeckend, so Ippenberger. Dieser liege derzeit für kleine Betriebe bei 1,07 Euro, große Betriebe kommen mit 44 Cent aus. 

Treibhausgase stellen ein Problem dar

Mit der geplanten Einführung einer staatlichen Kennzeichnung für Tierwohl in vier Stufen könnten bessere Preise erzielt werden, allerdings werde bei einer Haltungsumstellung auch der Stallplatz pro Kuh teurer. Zum Thema Klimaschutz sagte der Referent, die meisten Treibhausgase verursache die Ökonomik. „Wir müssen uns erst die Zahlen bewusst machen und dann schauen, wo angesetzt und eingespart werden kann.“

Beim Milchviehtag in Pflugdorf sprachen: (von links) Franz-Josef Mayer (Behördenleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck), Wolfgang Müller (Bayerische Staatsgüter Grub), Lena Koppold (Fütterungsberaterin am Landeskuratorium für tierische Veredelung) und Bernhard Ippenberger (Institut für Agrarökonomie an der LfL)

Foto: Romi Löbhard

Wolfgang Müller – er dürfte den Landwirten im Landkreis Landsberg noch von seiner Zeit in Achselschwang bekannt sein – ist mittlerweile an den Bayerischen Staatsgütern in Grub. Kälberwohl beginnt für den Fachmann bereits pränatal. Er brach eine Lanze für das Trockenstehen und: „Kälber von Hitzestress-Kühen sind ein Leben lang benachteiligt.“ Er wählte bei seinen Ausführungen zum Thema Verbesserung des Kälberwohls teilweise drastische Formulierungen. Aufzucht mit rationierter Tränke ist für Müller „ein Großhungern der Kälber. Wer bei der Tränke spart, programmiert rückwärts.“ Dringende Empfehlung: „Neben der digitalisierten Überwachung die eigene Sensorik walten lassen.“ 

Temperatur der Raumluft wirkt sich auf das Wachstum der Kälber aus

Unbedingt erforderlich sei eine ausreichende Raumlufttemperatur in den ersten Lebenswochen, Müller empfiehlt 18 bis 20 Grad. Mit zunehmender Pansenaktivität sinke diese. Die häufig auftretenden Atemwegserkrankungen rühren laut Fachmann von der noch unreifen Lunge eines Kalbes. Auslöser seien unter anderem die in Bodennähe eines Stalls besonders hohen Schadgasbelastungen. Abhilfe könne mit ausreichend Einstreu geschaffen werden: „Kälber gehören ins Stroh, nicht nur obendrauf.“ 

Wichtiger Faktor bei der Aufzucht sei Licht, Müller empfiehlt 16 Wochen lang 150 Lux, und das zwölf Stunden täglich. Nicht ganz glücklich ist Müller über die neue Haltungsverordnung. Erfahrungen sammeln sei notwendig gewesen, „aber Praktiker werden nicht mehr gehört“. Vorteile biete die paarweise Aufzucht von Kälbern. Dafür könnten Trennwände bei Boxen entfernt und so 4,5 Quadratmeter Platz geschaffen werden. „Kälber in Paarung wachsen deutlich besser, sind neuem Futter gegenüber aufgeschlossener, werden intelligenter.“ Größere Gruppen seien nach Bedarf zu gestalten. Wichtig hier sei ausreichend Beschäftigung mit beweglichen Spielzeugen wie Heubällen sowie fest installierten Kratzmatten und -bürsten. 

Mehrere Möglichkeiten, das Grundfutter aufzuwerten

Wie lässt sich Grundfutter aus dem Erntejahr 2022 inhaltlich aufwerten? Dazu gab Fütterungsberaterin Lena Koppold vom Landeskuratorium für tierische Veredelung praktische Tipps. Zunächst sollte auf jeden Fall eine Futteruntersuchung gemacht werden, so Koppold. So habe es beispielsweise bei Grassilage vom ersten Schnitt deutliche Schwankungen gegeben. Liegen Zahlen vor, so können Kraftfuttermengen darauf abgestimmt werden. Im zweiten Schnitt sei generell am wenigsten drin, Herbstschnitte seien am gehaltvollsten. 

Mais sorge für Energie, Gras sei wichtigster Eiweißlieferant, Alternativen seien beispielsweise Soja oder Raps. Harnstoff bezeichnete Koppold als schnellste Eiweißquelle, dafür müsste allerdings die Energiezufuhr angepasst werden. Längerfristig sollte jedoch das zur Verfügung stehende Grünland optimiert werden, empfahl die Fachfrau. Eiweiß und Energie müssten zusammenpassen, wichtig sei auch die Rationskontrolle an der Kuh. 

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