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#„Die Zeit der bedingungslosen kostenfreien Girokonten ist passé“

„Die Zeit der bedingungslosen kostenfreien Girokonten ist passé“

Die ING-Bank, in Deutschland groß geworden mit Tagesgeldkonten, setzt in der Niedrigzinsphase immer stärker auf das Wertpapiergeschäft. „Wir machen das Depot neben dem Girokonto zum Einstiegsprodukt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Nick Jue. Die Zeit der bedingungslos kostenfreien Girokonten in Deutschland sei „bald passé“, sagte Jue mit Blick auf die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank und auf Wettbewerber wie die Commerzbank, die am Donnerstag ein Ende ihrer Lockangebote zur Neukundengewinnung verkündet hatte. Auch ING in Deutschland, ehemals ING Diba, knüpft seit dem vergangenen Jahr die Gebührenfreiheit ihrer Konten an einen monatlichen Geldeingang von 700 Euro. Dabei werde es bleiben, sagte Jue zu Fragen nach einer Verschärfung der Bedingungen.

Gebühren bremsen Neukundengewinnung

Hanno Mußler

Die Gebühren in der Kontoführung und die zusätzlich im November 2020 für neue Kunden eingeführten Negativzinsen auf Guthaben ab 100.000 Euro haben ihre Spuren in den Geschäftszahlen der Bank hinterlassen, die nach Deutscher Bank (inklusive Postbank) und Commerzbank mit 9,5 Millionen Kunden drittgrößte Privatkundenbank in Deutschland ist. Die Zahl der Hausbankkunden, also solcher, mit denen ING über das Konto hinaus Geschäft etwa mit Baufinanzierungen und Wertpapieren macht, stieg um 350.000 auf 2,15 Millionen. Vor allem dank eines boomenden Wertpapiergeschäfts, das gerade junge Kunden unter 30 Jahren in der Corona-Krise befeuerten, nahm ING 48 Prozent mehr Gebühren ein, insgesamt 479 Millionen Euro.

Allerdings bremsten die Gebühren offenbar die Neukundengewinnung, 2020 kamen nur netto 11.000 neue Kunden hinzu. Das schon für 2019 angepeilte Ziel von zehn Millionen Kunden hat Jue aufgegeben. „Ich möchte noch immer gerne die zehn Millionen erreichen, es ist aber kein Ziel mehr“, sagte der ING-Deutschland-Chef. „Für uns ist profitables Wachstum wichtiger als Wachstum um jeden Preis.“

Neue digitale Anlageberatung

2021 plant ING mit einem weiteren Anstieg der Provisionseinnahmen, obwohl die Bank ihren Kunden für das Wertpapiergeschäft Gebühren erlässt. Vom 1. April an werden rund 800 Sparpläne für börsengehandelte Indexfonds (ETF) ohne Kaufgebühren angeboten. Außerdem sollen Anleger, die bisher die „Selbstentscheidung“ für Wertpapiere scheuten, eine digitale Anlageberatung nutzen können. Daran hat ING zwei Jahre gearbeitet und, wie Jue zugibt, die Anforderungen der Bankaufsicht unterschätzt.

Doch im zweiten Quartal 2021 soll es losgehen: Kunden müssen dann über Desktop-Computer oder Smartphone Fragen nach ihrer Anlagedauer, ihrer Risikobereitschaft und ihrer finanziellen Lage beantworten. Dabei können sie sich von „Coaches“ per Videokonferenz unterstützen lassen. Anschließend erhalten die Kunden eine konkrete Anlageempfehlung: einen von sieben ING-Dachfonds, deren Basis 20 Indexfonds seien, wie es am Freitag hieß. Diese digitale Betreuung lässt sich ING mit 0,99 Prozent des Kurswertes bezahlen, weitere Gebühren etwa für Depotführung oder die Transaktion fielen nicht an, hieß es.

Gewinnrückgang wegen Wirecard

Trotz des boomenden Wertpapiergeschäfts ging der Gewinn nach Steuern von ING Deutschland um 23 Prozent auf 692 Millionen Euro zurück. Insgesamt verdiente der holländische ING-Konzern 2020 mit 2,5 Milliarden Euro nur noch halb so viel wie 2019. Ursächlich dafür war vor allem die Vorsorge, die in der Corona-Pandemie für ausfallgefährdete Kredite getroffen werden musste. Hier stellte ING 2,7 Milliarden Euro zurück, davon in Deutschland 264 Millionen Euro nach 40 Millionen Euro im Jahr 2019. Hier schlug ins Kontor, dass ING zu den Kreditgebern der insolventen Wirecard AG gehört.

Die Commerzbank hatte ihren Wirecard-Kredit gewinnmindernd um 178 Millionen Euro abgeschrieben. Der Vorstand wollte sich dazu am Freitag nicht äußern, aber INGs Wertberichtigung auf den Wirecard-Kredit dürfte in ähnlicher Größenordnung liegen. 2020 baute ING das Kreditgeschäft mit deutschen Kunden aus, insgesamt aber wurde die Bank in Deutschland vorsichtiger und verringerte ihr Firmenkreditvolumen um 3,5 Milliarden auf 31,5 Milliarden Euro.

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