Wissenschaft

Spektakulärer Fund im Palast von Ninive

In der mesopotamischen Stadt Ninive residierten jahrhundertelang die Könige des Assyrer-Reichs. Jetzt haben Archäologen in den Ruinen des nördlichen Königspalasts von Ninive einen spannenden Fund gemacht: Sie entdeckten Bruchstücke eines monumentalen Reliefs, das den König Assurbanipal zusammen mit hohen assyrischen Gottheiten zeigt – es ist die erste bekannte Darstellung dieser hochrangigen assyrischen Götter überhaupt.

Die Stadt Ninive war in der frühen Antike eine der wichtigsten Städte Mesopotamiens, unter König Sanherib wurde sie ab etwa 700 vor Christus sogar zur Hauptstadt des assyrischen Weltreichs. Monumentale Palastanlagen, eine gewaltige, kilometerlange Stadtmauer und ein ausgeklügeltes Wassermanagementsystem zeugten von der Bedeutung dieser Königsstadt. Sogar im Alten Testament der Bibel wird Ninive mehrfach erwähnt. Ein Großteil der Prachtbauten wurde jedoch bei Eroberung der Stadt durch Babylonier und Meder im Jahr 612 vor Christus zerstört. Heute liegen die Ruinen Ninives im Stadtgebiet der irakischen Stadt Mossul.

Seit 2018 führen dort Archäologen der Universität Heidelberg um Aaron Schmitt Ausgrabungen durch. Ein Schwerpunkt der Ausgrabungen liegt in den Überresten des Nordpalasts. Dieser wurde um 648 vor Christus durch den assyrischen König Assurbanipal errichtet und lag einst nordwestlich des Ischtar-Tempels von Ninive. Schätzungen zufolge nahm dieser Königspalast einst eine Fläche von mindestens 125 mal 250 Metern ein. Doch bisher ist erst ein Teil der Ruinen erforscht und ausgegraben.

Relief-Fragmente
Zerbrochene Steinplatten des monumentalen Reliefs. © Aaron Schmitt

Ein König und die höchsten Gottheiten

Jetzt haben Aaron Schmitt und sein Team im Nordpalast von Ninive eine spannende Entdeckung gemacht: In einer erdgefüllten Grube im Vorraum des Thronsaals entdeckten sie große Teile eines monumentalen Reliefs. Die ursprünglich fünfeinhalb Meter lange und drei Meter hohe Steinplatte hing einst prominent sichtbar in einer Wandnische gegenüber dem Haupteingang zum Thronsaal – und damit an einem zentralen Ort des Palasts. Als die Archäologen die auf den Bruchstücken erhaltenen Reliefteile auswerteten und virtuell zusammenfügten, ergab sich ein spektakuläres Bild: Das monumentale Relief zeigt den assyrischen König Assurbanipal zusammen mit zwei der höchsten Gottheiten Assyriens.

Der König bildet die zentrale Figur und wird flankiert vom Gott Assur und von Ischtar, der Stadtgöttin von Ninive. Damit ist dieses Relief eine echte Rarität: „Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der großen Gottheiten“, berichtet Schmitt. Ebenfalls auf dem Relief zu sehen sind Fisch-Geister, die den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spenden, sowie eine Stützfigur mit erhobenen Armen – möglicherweise soll sie einen Skorpionmenschen darstellen, wie die Archäologen erklären. „Diese Figuren lassen darauf schließen, dass über dem Relief ursprünglich eine riesige geflügelte Sonnenscheibe angebracht war“, erläutert Schmitt.

In früheren Ausgrabungen übersehen

Der Fundort des einst zwölf Tonnen schweren Steinreliefs und die Lage der Bruchstücke deuten darauf hin, dass die Fragmente absichtlich vergraben wurden. Die Erdgrube wurde vermutlich in hellenistischer Zeit im dritten oder zweiten Jahrhundert vor Christus angelegt. „Dass die Fragmente vergraben waren, ist sicherlich mit ein Grund dafür, warum die britischen Archäologen sie vor etwas mehr als hundert Jahren nicht fanden“, vermutet Schmitt. Denn die ersten Teile des Nordpalast wurden bereits im 19. Jahrhundert von britischen Archäologen ausgegraben.

In Absprache mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak ist geplant, das Relief mittelfristig wieder an der originalen Stelle zu platzieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Parallel dazu wollen die Archäologen die Motive des Reliefs und sowie den Fundkontext auf Grundlage der vor Ort gesammelten Daten in den kommenden Monaten noch detaillierter untersuchen. Die Ergebnisse sollen dann in einer Fachpublikation veröffentlicht werden.

Quelle: Universität Heidelberg

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