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#Dortmund und das Spektakel ohne Happy End

Dortmund und das Spektakel ohne Happy End

Welche inneren Regungen in der Gefühlswelt des Lucien Favre überwogen, blieb auch nach knapp eine Stunde nach diesem großartigen Fußballspiel ziemlich unklar. Der Dortmunder Trainer hatte mit seiner Mannschaft ein mitreißendes Fußballfest gegen den FC Bayern München gefeiert, und er hatte mal wieder verloren. Mit 2:3 diesmal, aber seine Augen leuchteten. Traurigkeit oder gar Zorn waren nicht zu erkennen im Gesicht des Schweizers, der neben aller Sehnsucht nach Erfolg einfach eine große Liebe für die Schönheiten des Spiels in sich trägt. Auch er konnte sich dem Zauber dieser Partie nicht entziehen. Und so blieb die emotionale Färbung seiner Worte diffus: „Wir haben so viele Torchancen gehabt“, sagte er und schien dabei zu schwanken zwischen staunender Bewunderung für die Potentiale seiner Mannschaft und Kummer über den Mangel an finaler Effizienz.

Mit dem Begriff „Torchancen“ meinte er dabei explizit nicht nur die Angriffe, die mit einem Torabschluss endeten. Immer wieder ergaben sich Kontersituationen, denen nur ein kleiner sauberer Pass zur Großchance fehlte. Die Bayern dieser Tage liegen dem zuletzt so defensivstarken BVB . Das Team von Trainer Hansi Flick ist eine Angriffsmaschine, die schon 27 Tore geschossen hat, deren Abwehr aber mit elf Gegentreffern eine schlechtere Bilanz aufweist als alle anderen Teams aus der oberen Tabellenhälfte. Und doch hat der BVB wieder verloren, wie auch in den vier Bundesligaduellen zuvor.

Besonders frustriert war aber niemand an diesem Abend, alle hatten ihre Freude an der Dramatik dieses niveauvollen Spiels gehabt, die vier Minuten in einem – aus Dortmunder Sicht – unglücklichen Höhepunkt gipfelte. Der Rechtsfuß Marco Reus hatte völlig freistehend mit einem Volleyschuss aus zehn Metern die Chance zum 3:3, drosch den Ball aber mit links über die Latte. Dieser finale Moment erzählte viel über die Tektonik des ganzen Spiels. „Man sieht, ein paar Spieler sind gut mit ihrem rechten Fuß und nicht so gut mit dem linken Fuß“, sagte Favre, bei anderen sei es umgekehrt. Sicher dachte er bei diesen Worten auch an diese Szene.

Und an eine Situation kurz nach der Pause, als der Linksfuß Erling Haaland mit seinem schwachen Fuß einen eigentlich einfachen Querpass zum vor dem leeren Tor stehenden Giovanni Reyna nicht mit der nötigen Präzision hinbekam. Praktisch im Gegenzug traf Robert Lewandowski, dessen Füße beinahe gleich stark sind, zum 1:2 – per Kopf. „Wir waren in den richtigen Situationen einfach ein Stück schneller, vielleicht auch ein Stück abgekochter“, sagte Goretzka.

Und ein Stück glücklicher, fand Mats Hummels. „Alle drei gegnerischen Tore sind abgefälscht gewesen“, sagte der Verteidiger. David Alabas Schuss zum 1:1 (45.) war von Thomas Meuniers Oberkörper ins Tor geprallt, Lewandowskis 1:2 fiel nach einer Berührung des Balles mit Hummels‘ Schulter (48.), und der Abschluss von Leroys Sané wurde durch einen Kontakt mit den Beinen Manuel Akajnis unhaltbar (80.). Grundsätzlich sei es an der Zeit, sich etwas stärker bewusst zu machen, „dass Glück und Pech in den großen Spielen oft ausschlaggebend sind“, verkündete Hummels.

Das mag als Grunderkenntnis zum Fußball zutreffen, dieses 3:2 spiegelte aber schon sehr genau die Leistungen der Teams und die Verhältnisse auf dem Platz. Der BVB war vorne zu wenig effizient und hinten nicht so stabil wie zuletzt. Vor dem 1:1 unterlief Hummels ein Fehler im Zweikampf, ohne den Alabas Ausgleich kurz vor der Pause kaum gefallen wäre. Meunier ließ seinen Gegenspielern auf der rechten Abwehrseite mehrfach viel Platz zum Flanken, so wie vor dem 1:2.

Und die nicht sauber zu Ende gespielten Dortmunder Konter hatten ebenfalls nichts mit irgendwelchen Zufällen zu tun. „Drei Gegentore sind zu viel, wir haben zu viele Chancen zugelassen“, sagte Akanji. Lewandowski hatte sogar noch zwei Tore geschossen, die der Videoassistent jeweils auf Grund von Abseitsstellungen annullierte. Im ersten Fall war diese Entscheidung derart knapp, dass Zweifel bleiben, ob sich solche Millimetersituationen mit der Technik wirklich aufklären lassen.

„Wir haben so viele Torchancen gehabt“: Dortmund-Trainer Lucien Favre


„Wir haben so viele Torchancen gehabt“: Dortmund-Trainer Lucien Favre
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Bild: Reuters

Zwar bestätigte diese Partie den Eindruck, dass der BVB näher dran ist an den Bayern als in den vergangenen beiden Jahren. Aber noch ist der Rekordmeister stärker. Das hat sich in den ersten sechs Partien der Saison so angedeutet und im Clásico am siebten Spieltag bestätigt. Tröstlich für die Dortmunder bleibt, dass dieser Rückschlag so früh in der Saison passierte. Dass noch viele Wochenenden mit neuen Chancen kommen werden, den Drei-Punkte-Rückstand wieder aufzuholen. In den beiden zurückliegenden Jahren waren die Münchner aber immer nur in der Hinserie verwundbar.

Zumindest die leise Hoffnung, dass das auch wieder einmal anders laufen könnte, bleibt dem BVB, dessen Potentiale viel weniger ausgereizt sind als die Möglichkeiten der Münchner. Reus war jenseits dieses einen hellen Momentes beim Tor zum 1:0 blass geblieben und sucht nach seiner Form. Jadon Sancho spielt seit Wochen mäßig, Haaland, der ein atemberaubend gutes Tor zum 2:3 erzielt hatte (83.), wird sich unter dem Einfluss des Detailarbeiters Favre weiter verbessern, Gleiches gilt für die erst 17 Jahre alten Reyna und Jude Bellingham. Im Hier und Jetzt kommen sie aber noch nicht vorbei an dem Hegemon aus München.

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