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#Deutscher Trainer Blessin in Belgien: „Man muss nicht den einfachen Weg gehen“

Trainer Alexander Blessin ist mit Union St. Gilloise Erster in Belgien. In der Conference League trifft er nun auf Eintracht Frankfurt. Im Interview spricht der Deutsche über Chancen und Unterschiede.

Herr Blessin, wenn der überlegene Tabellenführer der belgischen Jupiler Pro League, Ihr Verein Union St. Gilloise, an diesem Donnerstag (18.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa Conference League und bei RTL+) gegen den Sechsten der Bundesliga spielt, könnte man meinen, der klare Favorit läge auf der Hand …

Der wäre Ihrer Meinung nach?

Belgien ist in der FIFA-Rangliste Nummer 4, Deutschland nur Nummer 16 …

Wir sprechen hier über die Nationalmannschaften, das ist noch mal was ganz anderes (lacht). Belgien ist eine absolute Talente-Liga, die zunehmend von den internationalen Scouts sehr genau beäugt wird. Man muss nur die vielen Spieler sehen, die von Belgien aus in die Ligue 1, in die Bundesliga oder direkt in die Premier League gewechselt sind. Das zeigt, dass die belgische Pro League eine sehr gute Liga ist, was die Ausbildung anbelangt, eine sehr junge und sehr talentierte Liga. Wir müssen uns nicht verstecken.

Europa Conference League
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Die Play-offs gegen Eintracht Frankfurt werden Ihr erstes Aufeinandertreffen als Trainer mit einer deutschen Mannschaft sein.

Mein erster Gedanke war: cool! Deutscher Verein, sehr cool. Mein zweiter Gedanke war, das ist das schwierigste Los aus dieser Konstellation (Union St. Gilloise kommt als Dritter aus der Europa League, Frankfurt war Gruppenzweiter in der Conference League; A. d. R.). Aber ich glaube, das hat Frankfurt auch von uns gesagt: Interessantes Los, aber unangenehm, schwierig. Es wird ein absolutes Highlight, gerade für die Spieler, da sie sich wieder zeigen können.

Wie sehen Sie die Chancen gegen die Eintracht?

Zum Jahreswechsel habe ich mal kurz gedacht, wir sind vielleicht auf Augenhöhe mit der Eintracht. Aber was Frankfurt dann im Transfer-Fenster an Summen investiert hat, da können wir nicht mithalten. Ich weiß zwar, was wir können. Aber die Frankfurter sind offensichtlich nun mit der Prämisse in die zweite Saisonhälfte gegangen, dass sie ganz klar die Champions League erreichen wollen. Solche Investitionen wecken Hoffnungen, aber auch die Erwartungshaltung und der Druck wachsen. Das könnte uns helfen.

Also ist das Weiterkommen für Union St. Gilloise möglich?

Wir bleiben Außenseiter. Wir haben uns in den letzten Monaten einiges erarbeitet. Mit Fug und Recht dürfen wir behaupten, an zwei guten Tagen können wir was holen. Wir gehen nicht in das Spiel und sagen, ach, wir sind hoffnungslos verloren und Eintracht ist die Übermannschaft. Wir wissen uns gut einzuschätzen.

Zu Beginn der vergangenen Saison wechselten Sie zu Union St. Gilloise, ein belgischer Traditionsklub, der über vier Jahrzehnte unterklassig spielte und nach dem Aufstieg 2021 in die erste Liga zweimal sogar um die Meisterschaft spielen konnte. Was macht den Klub besonders?

Union St. Gilloise ist ein Verein mit großer Tradition, der seit dem Wiederaufstieg überragend arbeitet. Hier geht alles sehr familiär zu. Im vergangenen Sommer hat eine riesige Fluktuation stattgefunden. Acht Stammspieler sind im Sommer gegangen, unter anderem Victor Boniface zu Leverkusen oder Senne Lynen nach Bremen. Das macht die Arbeit zu Beginn nicht gerade einfach. Aber der Verein hat wie in den letzten Jahren sehr gut gescoutet, Listen von Spielern erstellt, die andere Vereine nicht so auf dem Zettel haben, die jung und hungrig sind mit einem gewaltigen Entwicklungspotential. Der Verein möchte mit den neuen Spielern die Erfolgsgeschichte der Vorjahre weitererzählen.

Spieler von Union St. Gilloise: „Belgien ist eine absolute Talente-Liga“.


Spieler von Union St. Gilloise: „Belgien ist eine absolute Talente-Liga“.
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Bild: dpa

Worauf beruht der Erfolg Ihres Klubs?

Es sind tatsächlich nur drei Stammspieler der Vorsaison geblieben. Der Rest setzt sich aus Neuzugängen und Bankspielern der vergangenen Spielzeit zusammen. Wir haben eine gute Combo entwickelt, die einfach Bock hat, an der Erfolgsgeschichte des Klubs weiterzuschreiben. Dabei ist allen bewusst, dass sie sich durch Leistungen für größere Klubs bewerben können. (Boniface oder Undav sind hier auch durchgestartet…, A.d.R.) Trotz dieses großen Umbruchs hatten wir von Anfang an das Gefühl, da kann wieder was entstehen, auch wenn viele in Belgien meinten, dass das eine schwere Saison für St. Gilloise nach dem großen Aderlass wird. Der Erfolg gibt uns Recht.

Als Profi-Trainer haben Sie noch nicht in Deutschland trainiert. Wurden Sie vielleicht unterschätzt?

Was soll ich jetzt sagen? Ich bin mit mir komplett im Reinen. Man muss ja nicht immer den einfachen Weg gehen. Das Risiko, ins Ausland zu gehen, ist ja belohnt worden. Was ich gerne mache, was ich liebe, kann ich jeden Tag ausüben.

Ist es kein Traum von Ihnen, eines Tages in der Bundesliga zu landen?

Sag niemals nie. Aber ich habe mir nie gesagt, ich muss das für mein Seelenheil gemacht haben. Wenn sich mal die Möglichkeit ergeben sollte, warum nicht. Aber ich bin gerade sehr, sehr glücklich mit Union St. Gilloise, habe hier super Voraussetzungen, habe hier, was ich mir als Trainer wünschen kann. Ich habe so viel Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Daher ist Deutschland momentan kein Thema.

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