#Du geliebter Bandit, Davie Selke
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Der sanfte Tritt in den Hintern, den Davie Selke nach gut einer Stunde des rheinischen Derbys seiner Kölner in Leverkusen von seinem Trainer Steffen Baumgart erhielt, hatte eine gewisse Symbolkraft. Beide Tore hatte Selke zum 2:1-Sieg des FC beigetragen, nun war er an die Seitenlinie gekommen, um sich mit Krämpfen auswechseln zu lassen. Doch Baumgart „hat gesagt: Geh wieder rein“, erzählte Selke später, und diese Aufforderung mit dem Tritt untermalt. „Dann bin ich wieder rein, ganz einfach.“ So scheint das zu laufen zwischen Selke und Baumgart: ganz einfach.
Es gab ja einmal diese magische Verbindung zwischen Baumgart und Anthony Modeste, nun hofft mancher Kölner auf etwas Ähnliches im Fall von Selke. Trainer hätten es nicht immer leicht gehabt mit ihm, hat der mittlerweile 27 Jahre alte Angreifer während der Hinrunde gesagt, „ich bin bestimmt ein paar Mal zu oft angeeckt“.
Transfer aus der Not geboren
Aber Baumgart mag diese Spieler, die nicht in jeder Hinsicht an die durchprofessionalisierte Bundesliga-Umgebung angepasst sind. Neulich zitierte er aus der Biographie der Trainerlegende Hermann Gerland, die schreibt: „Wenn du etwas gewinnen willst, brauchst du Banditen.“
Genau so ein Typ sei Selke, zumindest „auf dem Feld, da erinnert er mich an einen, der heute am Spielfeldrand steht und ab und zu rumschreit. Denn ich war auch einer.“ Baumgart sieht also sich selbst in diesem Stürmer, das ist eine interessante Konstellation.
Dass die Kölner Selke, der jetzt in 219 Spielen 39 Tore erzielt hat, in der Winterpause ablösefrei von Hertha BSC übernommen haben, hatte aber auch damit zu tun, dass andere Torjäger nicht finanzierbar waren. Der FC brauchte aber einen Abnehmer für die vielen Flanken, die fester Bestandteil des Spielkonzepts sind, nachdem Modeste im Sommer nach Dortmund verkauft wurde und Steffen Tigges sowie Sargis Adamyan nie dauerhaft das erhoffte Niveau erreichten.
Einer von der alten Schule
Getragen war der Transfer von der Idee, dass es ein interessantes Experiment sein könnte, Baumgart mit diesem Typen zusammenzubringen. „Davie gehört noch zur alten Schule Mittelstürmer“, sagte Baumgart, der einzige andere Bundesligaspieler dieser Kategorie sei Niclas Füllkrug.
Lange Zeit war der Ertrag der Zusammenarbeit jedoch überschaubar, es gab immer wieder Kritik an Selke und diesem Transfer. Aber jetzt hat der Sohn eines äthiopischen Vaters und einer tschechischen Mutter in den drei jüngsten Spielen drei Tore geschossen. Damit hat er entscheidend zu den Siegen in Hoffenheim und nun Leverkusen beigetragen, durch die der 1. FC Köln sich endgültig ein weiteres Jahr in der Bundesliga gesichert hat.
Provokante Körpersprache
Für Baumgart ist das offenbar auch eine persönliche Genugtuung, jedenfalls erwiderte er nach dem Derbysieg auf die Frage nach Selke: „Wir haben öfter mal die Diskussion, weil ich mir von außen anhöre, was einer kann und was er nicht kann. Deswegen bin ich froh, dass ich dann Trainer bin und in der einen oder anderen Einschätzung richtig liege.“
Dass Selke jemals ein Typ wird, der Herzen erobert, ist jedoch unwahrscheinlich, „mir ist bewusst, dass ich mit meiner Art auf dem Platz polarisiere“, sagte er einmal. Er reizt Grenzen aus, hat eine provokante Körpersprache, was in so einem emotional aufgeladenen Derby eine besondere Wirkung entfalten kann.
Immer wieder geriet er am Freitag mit Leverkusens Robert Andrich aneinander, der danach über seine Kontroversen mit Selke sagte: „Vielleicht hat es mit der Art zu tun, wie er spielt. Das ist mir in vielen Situationen ein bisschen zu theatralisch. Und das habe ich eben öfter mal kundgetan.“
Selke hatte seine Freude an dem Konflikt, die Atmosphäre in der BayArena fand er, „geil, richtig gut“, und nach den zurückliegenden Frühjahrswochen nährt seine Anwesenheit in Köln sogar den Optimismus für die Zukunft. Nach dem Gerichtsurteil des Fußball-Weltverbandes (FIFA), das den Kölnern im Sommer Transfers untersagt, wird der Klub sich vor der neuen Saison womöglich nicht mit neuen Spielern verstärken können.
Selke wird wahrscheinlich der wichtigste Zentrumsstürmer des Teams sein, und als Spielertyp passt er tabellarisch gut zu diesen Kölnern, die so häufig flanken wie kaum eine andere Mannschaft.
Allerdings hat er seit seiner besten Saison bei Hertha BSC 2017/2018 nie wieder mehr als vier Mal in einem Spieljahr getroffen, diese Marke hat er mit seinen mittlerweile vier Toren für Köln und einem Hinrundentreffer für Berlin jetzt übertroffen.
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