#Düstere Aussichten für die deutsche Hotelbranche
Inhaltsverzeichnis
„Düstere Aussichten für die deutsche Hotelbranche“
Eigentlich beginnen in vielen Bundesländern an diesem Wochenende die Herbstferien. Für das Hotel- und Gastgewerbe ist das traditionell eine umsatzstarke Zeit. Doch die steigenden Corona-Zahlen machen die Gestaltung der Freizeit gerade für inländische Touristen schwierig. Vielerorts wurden die Corona-Maßnahmen verstärkt – zum Leidwesen der deutschen Reiseveranstalter, Hoteliers oder Restaurantbetreiber. Neben Sperrstunden und Alkoholverbot für das Gastgewerbe gelten innerhalb der deutschen Risikogebiete neue Quarantäneregelungen, die je nach Bundesland unterschiedlich geregelt und umgesetzt werden.
Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga kritisiert die neuen Maßnahmen scharf. „Die Politik muss alle Einschränkungen schlüssig erklären und sagen, was sie bringen“, fordert Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. In diesem Fall handle es sich jedoch um „blinden Aktionismus“ der Politik. Die Mehrzahl der Hotels und Gastronomen hätten sich an die seit März geltenden Hygieneregeln strikt gehalten und so die Risiken für ihre Gäste bislang erfolgreich eingedämmt. Doch mit den jetzt in einigen Städten geplanten Beherbergungsverboten droht der heimischen Hotellerie und Reiseindustrie eine neue Belastungsprobe.
Das Entsetzen von führenden Hoteliers ist entsprechend groß: „Mich machen die Pläne sprachlos, weil sie aus praktischer Sicht im Tagesgeschäft nicht umsetzbar sind“, kritisiert der Geschäftsführer der inhabergeführten Hotel-Gruppe Lindner, die mit 1900 Mitarbeitern rund 192 Millionen Euro umsetzt, im Gespräch mit der F.A.Z. Die aktuellen Vorgaben der Behörden, die Angaben der Hotelgäste zum Reise- und Hygieneverhalten etwa beim Buchen oder Einchecken zu erfassen und zu kontrollieren, könne das Personal in seinen Häusern schon allein vom Arbeitsaufwand her nicht erfüllen. Hinzu kommt: „Wir werden damit zu Hilfssheriffs der Behörden bei der Kontrolle der Hygiene eingespannt, ohne dafür jedoch die juristischen Voraussetzungen zu erfüllen“, sagt Lindner. Der Hotelier, der auch den Hotelverband IHA führt, geht angesichts dieser Umstände davon aus, dass Branchenkollegen das Vorgehen der Politiker auf rechtlichem Wege blockieren werden.
Die neuen Auflagen treffen eine Branche, die von Geschäftsausfällen im Zuge der Corona-Pandemie ohnehin schwer betroffen ist: Nach der jüngsten Umfrage des Dehoga-Verbandes fürchten gegenwärtig knapp 62 Prozent der deutschen Hotel- und Gastronomiebetriebe um ihre Existenz. Mit Blick auf die abermalige Verschärfung der Hygieneregeln rechnet der Verband daher mit weiteren, hohen Umsatzeinbußen für die Betriebe. So berichteten Wirte, die von den neuen Maßnahmen betroffen sind, von Umsatzrückgängen bis zu 70 Prozent, teilte der Dehoga am Donnerstag mit.
Bereits im August schlugen die Auswirkungen der Corona-Krise für den heimischen Tourismus negativ zu Buche. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es im beliebtesten Reisemonat der Deutschen mehr als 14 Prozent weniger Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. Bei den ausländischen Gästen ging die Zahl der Übernachtungen sogar um 56 Prozent zurück.
Auslandsreisen lassen sich besser verkaufen
„Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie ist für das Reiseland Deutschland eine Herausforderung“, sagt Petra Hedorfer, Chefin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Vor allem das Ausbleiben der meist zahlungskräftigen Geschäftsreisenden stellt für die Hotel- und Gastronomiebranche, aber auch für Messen oder Einzelhandel, ein Problem dar. „Drei Millionen Arbeitnehmer und vier Prozent der Bruttowertschöpfung unseres Landes hängen schließlich vom Tourismus ab“, stellt Hedorfer klar.
Auch der mit milliardenhohen Staatshilfen gestützte Reisekonzern TUI bekommt die neuen Turbulenzen durch steigende Corona-Infektionszahlen in Deutschland deutlich zu spüren. Dabei war im Mai, als viele Hotels im Zuge von Lockerungen wieder Gäste empfangen durften, die Nachfrage nach innerdeutschen Reisen zunächst noch gestiegen. Eine Stornierungswelle für Buchungen aus dieser Zeit sei bislang zwar nicht zu spüren, sagte ein TUI-Sprecher am Donnerstag. Aber neue Anfragen kämen inzwischen deutlich seltener herein, vor allem im Vergleich zu Auslandsreisen in Länder, die nur vergleichsweise wenig Fallzahlen haben. „Im Moment ist es leichter, einen Urlaub in Ländern wie Griechenland oder Portugal zu verkaufen als eine innerdeutsche Reise.“
Die ganze Welt spricht über das Coronavirus. Alle Nachrichten und Analysen über die Ausbreitung und Bekämpfung der Pandemie täglich in Ihrem E-Mail-Postfach.
TUI macht das meiste Geschäft mit Auslandsreisen, weshalb Reisewarnungen für stark betroffene Länder wie Spanien oder Teile Kroatiens den Konzern hart treffen. Dennoch ist auch Deutschland ein wichtiger Reisemarkt: Gemessen an der Zahl der Buchungen deutscher Kunden, gehört das Land normalerweise zu den zehn wichtigsten Reisezielen rund um die Welt. Die neuen Beherbergungsverbote seien für die konzerneigenen Reisebüros herausfordernd, heißt es im Unternehmen. Diese müssen nun in vielen Fällen prüfen, ob Kunden ihre Reise antreten dürfen. Hat ein Urlauber online gebucht, fällt die Aufgabe dem TUI-Konzern zu. „Die Politik ist in der Pflicht, bei der Umsetzung der neuen Hygieneregeln nachzubessern“, sagt Hotelier Lindner. Ansonsten dürften aus seiner Sicht alle Anstrengungen Berlins, den innerdeutschen Reisemarkt zu stärken, wieder verpuffen.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.