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#Durch den Schlick

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Durch den Schlick

Kommissare, die mit Tassen in den Händen in der steifen Brise stehen; Inselvolk, das unter seinem struppigen Haar hervor Blicke voll des Misstrauens auf die eingedrungenen Städter wirft; eine Eilandhexe, die jauchzend durch die unberührte Dünenlandschaft irrlichtert oder Männer ins Verderben zieht: Ein ganz schönes Seemannsgarn ist es, das der „Tatort“ aus Hamburg dieses Mal ausrollt (Drehbuch David Sandreuter), und die Hauptfiguren müssen beim Entwirren desselben nicht nur ein, sondern gleich mehrere Gläser brennenden Friesengeist hinunterstürzen.

Ursula Scheer

Alles beginnt damit, dass Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring), eben als „Daddy uncool“ von seinem Sohn abserviert oder in die Freiheit entlassen – das ist eine Frage der Perspektive –, sich mit einer alten Flamme in einem Hamburger Schnellimbiss wiederfindet. Imke Leopold (Franziska Hartmann), optisch durch Mikropony und Dreadlocks als widerspenstige Nonkonformistin gekennzeichnet, wird als Investigativreporterin vorgestellt, die in den Krisengebieten der Welt unterwegs war, bis sie nach „einer Art Burnout“ zurückkehrte auf ihre Heimatinsel Norderney. Doch auch dort fand sie keine Ruhe, stieß sie doch auf die nächste heiße Spur: Bauspekulation im großen Stil, international vernetzt womöglich, mit krimineller Energie. Dass sie in diesem Schlick grabe, werde nun zur Bedrohung für sie, sagt sie Falke. Ob er ihr helfen könne? Er sei doch einer von den Guten.

Es wird amtlich: Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, links) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) befragen den Bürgermeister von Norderney (Veit Stübner).


Es wird amtlich: Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, links) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) befragen den Bürgermeister von Norderney (Veit Stübner).
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Bild: NDR/Christine Schroeder

Der Kommissar winkt zunächst ab. Er könne höchstens jemandem von der Abteilung Wirtschaftskriminalität einen Tipp geben. Doch als Imke mitten in der Nacht mit Panik in der Stimme bei ihm anruft, reitet Ritter Falke mit seiner Partnerin Julia Grosz (Franziska Weisz) los. Das heißt, beide setzen mit der Fähre über und schauen sich – erst in privater Mission – um.

Sie finden Imke mit Würgemalen am Hals vor. Eine Fensterscheibe ihres Häuschens ist eingeschlagen. Vom maskierten Eindringling in Motorradkluft, den sie beschreibt, fehlt jede Spur. Dafür finden die beiden Kommissare bald eine Leiche auf der Insel, und aus der Sache wird ein richtiger Fall, in dem Thorsten Falke, Julia Grosz und Imke Leopold gemeinsam ermitteln.

Semiprofessionelle Dreiecksbeziehung

Dass semiprofessionellen Dreiecksbeziehungen wie diesen Unheil dräut, verheißt, noch bevor die Bilder dunkler und Imkes Avancen an den Verflossenen direkter werden, die außergewöhnlich kraftvolle musikalische Untermalung: Tiefe Streicherklänge wiegen die Zuschauer in Unsicherheit, komponiert eigens für diesen „Tatort“ von Peter Hinderthür und Stefan Will, eingespielt vom Radiophilharmonie-Orchester des NDR – eine Premiere. Dazu passend fängt der Kameramann Carol Burandt von Kameke Sand und Wasser, Windräder und Baugruben im schönsten Abend- oder Morgenlicht ein oder mit Regen verhangen.

Bei so viel Stimmungsmache fällt die Dürftigkeit des Plots, den der Regisseur Lars Henning inszeniert, weniger ins Gewicht. Ein lokalmonarchischer Bürgermeister, eine chorsingende Investorin und ein von den Inselintrigen überfordertes Bauunternehmerpaar sind verdächtig. Jeder kennt jeden, die Inselpolizei schaut dumm drein. Vor allem aber rotiert Imke, der Franziska Hartmann kurzatmiges Sprechen als Stresssymptom zueignet. So richtig logisch oder nachvollziehbar ist es nicht, wie und warum vor allem Falke sich in den Bann dieser Frau schlagen lässt. „Intensiv“, „mit Vorsicht zu genießen“ lauten die wohlmeinenderen Urteile.

Julia Grosz fällt die Rolle der Klarsichtigen zu: Die blonde Holde versus die dunkelhaarige Abgründige, die nicht nur Kaninchen das Fell über die Ohren zieht, wenn es über sie kommt: Das steckt voller Klischees, die in einem Mittelalterspiel eine der beiden Figuren auf den Scheiterhaufen führte und hier arglos kolportiert wird, mit psychopathologischem Twist. Vom Ensemble routiniert vorgetragen, kann man sich das Ganze anschauen, wie man auch einen Pott Tee mit Sahne und Kluntje trinke würde: in aller Ruhe. Das Beste kommt auch hier zum Schluss, mit einer dramatischen Verfolgungsjagd durchs Watt bei steigender Flut.

Der Tatort: Tödliche Flut läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.

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