#Ein Audi TT gefüllt mit Schmuck
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„Ein Audi TT gefüllt mit Schmuck“
Mit zwei Zahlen im Kopf war die Journalistin Sarah Pepin für ihre renommierte Wochenzeitung „d’Lëtzebuerger Land“ losgezogen, um herauszufinden, ob die Jugend ihres Landes verwöhnter und materialistischer geworden ist. Die Statistikbehörde Luxemburgs hatte zuvor berechnet, dass Jugendliche ihre Eltern monatlich zwischen 600 und 700 Euro kosten. Doch da, wo sich Pepin umschaute, würde dieser Betrag vermutlich schon nach wenigen Tagen erreicht. In ihrem Artikel „We are gold“ berichtet sie unter anderem über Zustände am Lycée Vauban, einer, wie sie es nennt, „Schule für Kinder reicher Expats“ in der Stadt Luxemburg.
Ein Beispiel, das sie nennt: Eltern fragten bei der Schulleitung an, ob sie ihre Tochter zum 18. Geburtstag zur genauen Geburtsuhrzeit aus dem Unterricht nehmen könnten, sie würden ihr gerne ein Geschenk überreichen. Dieses, so stellte sich heraus, bestand aus einem Audi TT, der auf dem Schulhof präsentiert werden sollte. Und da die Tochter noch keinen Führerschein besaß, sollte es angefüllt mit Schmuck sein. Die Schulleitung lehnte ab. „Diese neureiche Unart, zu glauben, man könne sich alles erlauben, bloß weil man es sich leisten kann, kommt oft von Leuten, deren Kaufkraft in Luxemburg stark gewachsen sei“, erfuhr Pepin. Menschen, die wenig Zeit für ihre Kinder hätten, versuchten, diesen Umstand durch Geschenke auszugleichen.
Ein anderes Beispiel: Vermehrt wurden in letzter Zeit kaum getragene Winterjacken in Klassensälen gefunden, nach denen niemand suche, die keiner abhole. „Anfangs war der Grund ein Mysterium“, berichtet Pepin, „bis sich herausstellte, dass diese teuren Gegenstände absichtlich verloren werden, damit die Eltern etwas Neues kaufen.“ Die Jacken spendet die Schule in solchen Fällen dem Roten Kreuz. Die beschriebene Fixierung auf Äußerlichkeiten fange früh an, schreibt Pepin, mit zehn bis elf Jahren hätten viele Schüler schon sehr teure Smartphones.
Ähnliche Probleme an öffentlichen Schulen
Als am Lycée Vauban vor einigen Jahren die Einführung einer dezenten Schuluniform beraten wurde (schwarze Jeans, einfaches T-Shirt), gingen aufgeheizte Schüler auf die Barrikaden. Auf die Tagesordnung des finalen Entscheidungsgremiums schaffte es die Idee dann schon nicht mehr. „Nun könnte man sagen: Extrembeispiele aus Privatschulen“, schreibt Pepin, und gesteht ein, dass an öffentlichen Schulen die Schülerschaft heterogener ist. Doch werden auch von hier ähnliche Probleme berichtet.
In Luxemburg sind öffentliche Gymnasien mit ihrem Zentralabitur nicht selten anspruchsvoller, weil sie die Schulfächer in mehreren Sprachen unterrichten. Schüler, die da nicht mithalten können oder wollen, wechseln gerne zur privaten Konkurrenz – wenn sich die Eltern das leisten können. Mit 600 bis 700 Euro im Monat ist es allerdings nicht getan.
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