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#Ein erstaunliches Dortmunder Problem

Ein erstaunliches Dortmunder Problem

Wenn Lucien Favre in diesen Tagen auf seine Abwehr angesprochen wird, erscheint schnell ein Ausdruck der Sorge im Gesicht des Trainers von Borussia Dortmund. Zu viele vermeidbare Gegentreffer sind ein prägendes Motiv seiner Zeit beim BVB, und nun fallen zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison auch noch etliche Spieler aus diesem Mannschaftsteil aus.

„Wir haben ein leichtes Problem“, sagt Favre daher vor dem schwierigen Auswärtsspiel bei Lazio Rom an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Sky). Zu den ewigen Weisheiten des Mannschaftssports gehört ja die Erkenntnis, dass eine spektakuläre Offensive Menschen verzaubern und einzelne Spiele gewinnen kann, eine stabile Defensive über die Dauer eines Wettbewerbs jedoch das eigentliche Geheimnis fast aller großen Erfolge ist.

Nun reiste der BVB ohne Emre Can nach Rom, der Nationalspieler fehlt aufgrund einer Rot-Sperre. Manuel Akanji muss sich nach seiner Corona-Infektion noch weiteren Untersuchungen unterziehen, bevor er zum Team zurückkehren darf. Dan-Axel Zagadou sowie Nico Schulz fallen verletzt aus, Lukasz Piszczek erlitt am vorigen Samstag eine Augenverletzung. Aber „es geht ihm deutlich besser“, sagt Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, nach der Ankunft in Rom und verkündet: „Wenn er spielen könnte, würde das unsere Probleme, die wir in der Abwehr haben, ein wenig lindern.“ Im ehrwürdigen Olimpico am Ufer des Tiber werden sie es nämlich mit dem ehemaligen Dortmunder Ciro Immobile zu tun bekommen. 125 Tore hat der italienische Angreifer während der vergangenen vier Jahre für die Römer geschossen, nachdem er im Ruhrgebiet nie wirklich heimisch geworden war.

Beobachter könnten sich nun wundern, dass Favre nicht viel lauter klagt, aber der Trainer kann sich jenseits seiner Personalsorgen über echte Fortschritte bei der Bekämpfung des Gegentorproblems freuen. In drei der vier Bundesligaspielen der laufenden Saison blieben die Dortmunder ebenso ohne Gegentreffer, wie in der ersten Runde des DFB-Pokals. Keine Bundesligamannschaft hat derzeit eine bessere Abwehr.

Der Führungsstil von Abwehrchef Mats Hummels und Favres Facharbeit scheinen langsam zu fruchten. „Ich habe seit langem immer wieder gesagt, dass wir das beherrschen können“, erklärt der Schweizer. „Aber alle müssen arbeiten. Wenn acht oder neun Spieler arbeiten, ist das zu wenig. Und wir machen das momentan nicht schlecht.“ Selbst die junge Offensive ist nicht nur grundsätzlich bereit, in hohem Tempo die anstrengenden Wege bei gegnerischem Ballbesitz zurückzulegen, die weniger erfahrenen Spieler treffen bei dieser Arbeit auch noch meist die taktisch richtigen Entscheidungen.

Diese Entwicklung könnte im weiteren Saisonverlauf werden zu einem wichtigen Faktor werden, der auch von einem Mann mitbestimmt wird, der bislang meist unter dem Radar spielte. Im neuen Jahr ist der Belgier Thomas Meunier auf der rechten Abwehrseite unterwegs, die in der vorigen Saison noch das Terrain des zu Inter Mailand gewechselten Achraf Hakimi war. Dieser Personaltausch hat die Statik des Dortmunder Spiels verändert.

Der ehemalige Nürnberger Timmy Simmons, der mit Meunier beim FC Brügge zusammenspielte, hat seinen Landsmann einmal als „Sicherheitsgarantie“ bezeichnet, Sportdirektor Michael Zorc lobt die „Balance“ im Spiel des Belgiers, und nicht zuletzt bringt Meunier eine Menge Lebenserfahrung mit. Er hat ein Studium in Kunst- und Geisteswissenschaft abgeschlossen und arbeitete in seiner ersten Zeit im Erwachsenenfußball beim Drittligaverein Royal Excelsior Virton nebenher als Postbote. So einer könnte ein gutes Gegengewicht zu einem Goldsteak- und Privatjet-Freund wie Jadon Sancho sein. „Er spielt sehr intelligent, sehr schlau, macht wenige Fehler und zeigt dem Gegner durch seine körperliche Statur, durch seine Robustheit: Hier brennt mal nichts an“, sagt Zorc über Meunier.

In Rom könnte überdies Thomas Delaney wieder gefragt sein, der schon in Hoffenheim in der ungewohnten Rolle als Teil der Dreierkette aushelfen musste. Der Däne ist ebenfalls so ein zuverlässiger Spielertyp, der das Team mit einer gewissen Robustheit und Stressresistenz bereichern kann. „Unser Kader verfügt in diesem Bereich über verschiedene Möglichkeiten“, sagt Zorc nicht ohne Stolz. Trotz der Ausfälle von vier Verteidigern mit Startelfpotential kann Favre also auf eine ordentlich besetzte Abwehrreihe hoffen. Weil Piszczek seinen Vertrag im Frühjahr verlängerte, weil Felix Passlack aufblüht, weil Meunier da ist, auf dieser Ebene wurde die Mannschaft weiterentwickelt. Aber Favres andere Sorge bleibt bestehen: Es müssen auch alle mitarbeiten, wenn es um die Verteidigung des eigenen Tores geht.

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