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#Delfine: Pfiffige Zusammenarbeit bei Lärm

„Delfine: Pfiffige Zusammenarbeit bei Lärm

Video: Der Delfin „Delta“ drückt einen Knopf genau im selben Moment wie sein Partner „Reese“ am anderen Ende der Versuchsanlage. © Current Biology/Sorensen et al.

Bei Lärmbelastung sprechen wir lauter und deutlicher, um einem Mitmenschen Informationen zu vermitteln. Ähnlich verhalten sich offenbar auch Delfine, zeigt eine Studie: Um bei Krach in der Unterwasserwelt erfolgreich zusammenarbeiten zu können, „schreien“ und dehnen sie ihre Kommunikationsrufe. Trotz dieses Kompensationsverhaltens leidet der Kooperationserfolg allerdings unter der akustischen Belastung, zeigen die Auswertungen. Dies verdeutlicht, in welch komplexer Weise menschengemachter Unterwasserlärm Meeressäugern schaden kann, sagen die Forscher.

Still war es in den Ozeanen nie – im Meer gibt es viele natürliche Geräuschquellen und das Wasser sorgt für eine besonders weitreichende Ausbreitung von Schall. Dies machen sich einige Meerestiere zunutze: Sie erzeugen für verschiedene Zwecke Töne und besitzen auch die entsprechenden Hörfähigkeiten. Besonders sind dafür die Meeressäuger bekannt: Viele Arten nutzen ihre Laute als Biosonar und zur innerartlichen Kommunikation. Die Vertreter der Delfine können sich dabei komplexe Informationen vermitteln, zeigen zahlreiche Studien. So können sie sich beispielsweise für die gemeinsame Jagd in erstaunlich raffinierter Weise „absprechen“.

Doch in die natürliche Soundkulisse im Meer mischt sich bekanntlich immer mehr der Mensch ein: Der Schiffsverkehr, Bauprojekte und viele weitere anthropogene Geräuschquellen sorgen vielerorts für ein Getöse unter Wasser, das Meerestieren schaden kann – so auch den Delfinen. “Aus denselben Gründen, die es für diese Tiere so vorteilhaft machen, Geräusche zu nutzen, sind sie auch anfällig für Störungen durch Umgebungslärm”, sagt Pernille Sørensen von der University of Bristol. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Delfine von Unterwasserlärm gestört werden und auch ihre Lautäußerungen verändern. Sørensen und ihre Kollegen sind nun allerdings der Frage nachgegangen, inwieweit sich Unterwasserlärm auf das Kommunikationsverhalten und den Erfolg auswirkt, wenn Delfine gemeinsam Aufgaben lösen.

Erstaunliche Kooperationsfähigkeiten

An der Studie nahmen die beiden Tümmler „Delta“ und „Reese“ teil, die bereits für ihre erstaunlichen Kooperationsfähigkeiten bekannt sind: Forscher haben ihnen beigebracht, für eine Belohnung gleichzeitig – innerhalb einer Sekunde – auf zwei Knöpfe zu drücken, die sich jeweils an den beiden Enden einer Versuchsanlage im Wasser befinden. Bei den Experimenten mit verzögerter Freilassung müssen die Tiere zu ihrem Knopf schwimmen und sich dann über Kommunikationsrufe mit dem Partner „absprechen“, um das gemeinsame Knopfdrücken genau zu koordinieren. Das Auslösen mit einer Verzögerung unter einer Sekunde gelingt ihnen dabei normalerweise in etwa 85 Prozent der Fälle.

Doch für die aktuelle Studie brachten die Wissenschaftler nun Krach ins Spiel: Während der Versuche sorgten sie für unterschiedliche Ausmaße der Geräuschbelastung im Wasser. Neben Lautsprechern kam dazu ein Hochdruckreiniger zum Einsatz, mit dem die Stege der in einer Bucht befindlichen Anlage manchmal gereinigt werden. Delta und Reese trugen bei den Experimenten ein mittels Saugnäpfen befestigtes Gerät, das ihre Kommunikationslaute bei der Kooperationsaufgabe aufzeichnete. Zusätzlich wurden die Bewegungen der Tiere durch Videoaufnahmen erfasst.

Lauter und deutlicher – doch mit beschränktem Erfolg

Wie die Forscher berichten, ging aus den Auswertungen hervor: Bei zunehmendem Geräuschpegel im Wasser erhöhten die Delfine die Lautstärke ihrer Rufe. Bei den hohen Belastungen „schrien“ sie sich dann regelrecht an. Auch die Merkmale ihrer Laute veränderten die Tiere: Die Dauer der Pfeiftöne wurde immer länger. Neben diesen Anpassungen diente offenbar auch eine Veränderung des Bewegungsverhaltens der besseren Informationsübertragung in der störenden Geräuschkulisse: Die Tiere drehten sich so, dass ihr Hörsystem optimal auf den Partner ausgerichtet wurde, berichten die Wissenschaftler.

“Doch wie sich zeigte, wurde trotz dieser Kompensationsmechanismen die Kommunikation durch den Lärm deutlich beeinträchtigt”, sagt Sørensen. Denn aus den Auswertungen ging hervor: Vom niedrigsten zum höchsten Geräuschpegel sank die Erfolgsquote der Delfine von 85 auf 62,5 Prozent. “Unsere Arbeit zeigt, dass trotz der Tatsache, dass die beiden Delfine diese kooperative Aufgabe so gut kennen, sie hochmotiviert sind und raffiniertes Kompensationsverhalten zeigen, der Lärm ihre Fähigkeit zur erfolgreichen Koordination beeinträchtigt”, resümiert Sørensen das Ergebnis der Studie.

Auch wenn diese Forschung mit Delfinen durchgeführt wurde, die in menschlicher Obhut leben, lassen sich die Ergebnisse wohl auf wildlebende Populationen übertragen, sagen die Forscher. Damit wird erneut deutlich, dass menschengemachter Unterwasserlärm diesen Meeressäugern in vielschichtiger Weise schaden kann. “Wenn Gruppen von Tieren in freier Wildbahn beispielsweise weniger effizient bei der kooperativen Nahrungssuche sind, kann sich dies auf die Gesundheit einer ganzen Population negativ auswirken”, sagt Seniorautorin Stephanie King von der University of Bristol.

Quelle: Cell Press, Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2022.12.063

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