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#Ein Urlaubsparadies zäunt sich ab

Ein Urlaubsparadies zäunt sich ab

Kaum eine Insel ist so zweigeteilt wie Hispaniola: Auf der einen Seite die Dominikanische Republik, die es dank politischer und wirtschaftlicher Stabilität zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat und zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaften der Region zählt. Auf der anderen Seite Haiti, das seit Jahrzehnten von einer Krise in die nächste schlittert und das ärmste Land der Hemisphäre ist. Nun könnte diese Zweiteilung der Insel noch sichtbarer werden. Wie der dominikanische Präsident Luis Abinader bekannt gab, wird seine Regierung noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Grenzzauns beginnen – entlang seiner rund 380 Kilometer langen Grenze zu Haiti.

Tjerk Brühwiller

Martin Franke

Binnen zwei Jahren soll der Zaun stehen und dem Land helfen, die „ernsthaften Probleme der illegalen Einwanderung, des Drogenschmuggels und Handels mit gestohlenen Fahrzeugen“ zu beenden, wie Abinader sagte. Die Ankündigung des Präsidenten kam wenige Tage, nachdem in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince zwei Dominikaner und ihr Dolmetscher gekidnappt worden waren. Der Zaun soll unter anderem mit Bewegungs- und Infrarotsensoren sowie Kameras mit Gesichtserkennung ausgestattet werden.

Abschiebungen und prekäre Arbeitsverhältnisse

In der dominikanischen Bevölkerung gibt es eine weitverbreitete Abneigung gegen die Einwanderer aus dem Nachbarland. Aber es gibt auch schon Stimmen, die den Nutzen einer Mauer in Frage stellen. „Solange in Haiti die extreme Armut und politische Instabilität anhält, wird der Migrationsdruck anhalten“, glaubt der Professor Juan del Rosario von der Universität in Santo Domingo. Zweifel bestehen auch hinsichtlich der Frage, ob eine Mauer überhaupt finanzierbar ist. Nicht wenige Dominikaner sprechen von „Verschwendung“. Eher solle man das Geld in den Bau von Straßen und in das Gesundheitswesen stecken, sagt einer. An den wichtigsten Grenzübergängen gibt es auf dominikanischer Seite schon seit Jahren zahlreiche Checkpoints, die die illegale Migration stoppen sollen. Viele Haitianer kommen über die grüne Grenze ins Land.

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In den vergangenen Jahrzehnten haben Hunderttausende Haitianer ihre Heimat verlassen. Einen großen Auswanderungsschub verzeichnete Haiti nach dem schweren Erdbeben von 2010, dessen Folgen bis heute zu spüren sind. 2018 bezifferte die dominikanische Regierung die Zahl der Haitianer im Land auf mehr als eine halbe Million – bei einer Gesamtbevölkerung von etwa zehn Millionen Menschen. Viele der Einwanderer und auch ihre Nachfahren haben keine geregelte Aufenthaltsbewilligung. Dadurch können sie meist nur schlecht bezahlte Berufe im Baugewerbe, auf Plantagen oder als Hausangestellte annehmen. Die niedrigen Löhne sind allerdings immer noch besser als die Aussichten in Haiti, wo das Pro-Kopf-Einkommen etwa sechsmal kleiner ist.

Zum Ärger von Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen ging die Regierung in Santo Domingo in den vergangenen Jahren verstärkt gegen Nachkommen haitianischer Einwanderer vor, die nie in einem anderen Land als der Dominikanischen Republik gelebt haben. 2013 fällte das Verfassungsgericht ein Urteil, das vielen Nachfahren die Staatsbürgerschaft verweigerte. In der Folge gab es immer wieder Razzien und Abschiebungen. Hunderttausende drohten staatenlos zu werden.

„Little Haiti“ in der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo


„Little Haiti“ in der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo
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Bild: AFP

Die Spannungen zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik könnten nun zunehmen. In Haiti verschärft sich die politische Krise. Seit Wochen kommt es zu zahlreichen Protesten gegen das autoritäre Gebaren von Präsident Jovenel Moïse, was in der Dominikanischen Republik mit Sorge verfolgt wird. Anfang des Jahres entsandte die dominikanische Regierung mehr als 7000 Soldaten an die Grenze, um den Grenzschutz zu verstärken. Selbst Armeeflugzeuge kommen zum Einsatz. Nach Angaben der Armee wurden seit Jahresbeginn mehr als 38.000 Haitianer aufgegriffen, die illegal die Grenze zu überqueren versuchten.

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