#Eine Chipfabrik in Dresden wird zur Halbleiter-Hoffnung
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„Eine Chipfabrik in Dresden wird zur Halbleiter-Hoffnung“
Offiziell wird die Halbleiterfabrik von Bosch erst im Juni eröffnet, je nach Corona-Lage wohl mit Pomp und Prominenz, denn immerhin geht es um eine der modernsten Chipfabriken der Welt und um die Investition von einer Milliarde Euro – die größte Investition, die der Bosch-Konzern mit seinen fast 400.000 Mitarbeitern je getätigt hat.
Aber einen wichtigen Meilenstein hat Bosch jetzt schon erreicht: Im neuen Werk in Dresden durchlaufen erstmals Silizium-Wafer vollautomatisiert die Fertigung. Dies gilt als entscheidender Schritt für das Hochlaufen der Chipproduktion. „Aus Dresden kommen schon bald Chips für die Mobilität der Zukunft und mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, stellt Harald Kröger, der zuständige Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, in Aussicht.
Der Chipmangel in der Autoindustrie hat seit Dezember das allgemeine Bewusstsein dafür geschärft, wie kompliziert und zeitaufwendig die Produktion der winzig kleinen Bauteile ist, die zu Hunderten in jedem Auto verbaut werden. Volkswagen und Mercedes mussten deswegen in einzelnen Werken sogar die Produktion stoppen, weil die nötigen Teile fehlten. Die hohe Nachfrage nach deutschen Autos kam mitten in der Corona-Krise doch etwas plötzlich, die Chiphersteller konnten gar nicht so schnell liefern. Der Blick auf den Start der Halbleiter-Fabrik von Bosch macht deutlich, was dahintersteckt.
700 Fertigungsschritte in zehn Wochen
Seit Ende Januar durchlaufen in Dresden erste Wafer die Fertigung. Sechs Wochen waren die innerhalb der Fabrik unterwegs und sind in 250 einzelnen, vollautomatisierten Arbeitsschritten mit winzigen Strukturen (im Bereich eines tausendstel Millimeters) versehen. Die so entstandenen Prototypen von sogenannten Leistungshalbleitern können jetzt zum ersten Mal in elektronischen Komponenten eingesetzt und getestet werden. Für hochkomplexe integrierte Schaltungen, deren Produktion Bosch im März startet, sind sogar 700 Prozessschritte in zehn Wochen nötig.
Im Endausbau werden 700 Mitarbeiter im neuen Bosch-Werk in Dresden arbeiten – eine Job-Maschine wird die von der Bundesrepublik geförderte Milliardeninvestition also nicht sein. Gleichwohl werden die Stimmen immer lauter, die fordern, dass Deutschland und die EU deutlich mehr tun müssten, um solche Investitionen zu fördern. Denn Chips sind quasi die Grundbausteine einer modernen Wirtschaft. Schon jetzt ist die Gefahr groß, dass Europa den Anschluss in der Mikroelektronik-Technologie verliert und sich damit abhängig von immer mächtiger werdenden Anbietern aus Asien und Amerika macht.
„Im weltweiten Vergleich nimmt der Anteil der Chips, die in Europa produziert werden, seit Jahren stetig ab“, warnt jetzt der „Silicon Saxony e.V.“, der rund 350 Unternehmen in Dresden, Europas größtem Halbleiterstandort, zu seinen Mitgliedern zählt. Und nicht nur das: Die großen Spieler in diesem Markt tun einiges für ihre starke Position: „China, die Vereinigten Staaten und Japan haben umfangreiche Förderprogramme gestartet, um die technologische Souveränität bei der Chipherstellung im eigenen Einflussbereich zu erhalten und auszubauen“, heißt es in einem offenen Brief der Branchenvereinigung an die Bundesminister Peter Altmaier und Olaf Scholz sowie an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Die Dresdner befürchten einen weiteren Bedeutungsverlust Deutschlands und Europas innerhalb der globalen Wertschöpfungskette.
Die EU muss Gas geben
Damit stehen sie nicht allein. Zuvor schon hatte Christoph Kutter, Direktor der Fraunhofer-Einrichtung für Mikrosysteme und Mitglied des Präsidiums des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE), gesagt: „Wir brauchen wieder eine leistungsfähige Mikroelektronik.“ Die EU müsse hier endlich Gas geben. Gunther Kegel, Präsident des Zentralverbands der Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI), hatte erklärt: Europa müsse sich widerstandsfähiger gegen Lieferengpässe machen. Dafür brauche es eine eigene leistungsstarke Mikroelektronik. „Das ist vor allem eine Frage des Wollens. Und wenn man es will, dann müssen wir auch Mittel bereitstellen. Dazu müssten sich Industrie und Politik verpflichten.“ Wenn das da sei, sei es eine lösbare Aufgabe, den Vorsprung, den vor allem die Asiaten haben, aufzuholen.
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