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#„Eine Vermieterin redete nicht mehr mit uns, als sie hörte, dass wir Ukrainer sind“

„„Eine Vermieterin redete nicht mehr mit uns, als sie hörte, dass wir Ukrainer sind““

Wir waren total schockiert

Uns ist diese Woche etwas passiert, was meinen Sohn und mich total schockiert hat. Wir waren am Hauptbahnhof in Düsseldorf und haben uns unterhalten. Wir sprechen ja, wie fast alle Menschen in unserer Heimatstadt Charkiw, Russisch, nicht Ukrainisch, aber wir betonen manche Buchstaben etwas anders, als das Russen tun. Heißt: Man kann an unserem Russisch hören, dass wir Ukrainer sind.

Eva Schläfer

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Eine etwa 50-jährige Frau kam auf uns zu und sprach mich an. Ich entschuldigte mich, dass ich kein Deutsch kann, woraufhin die Frau sagte, jetzt auf Russisch, das habe sie sich schon gedacht. Dann begann sie, uns ganz böse zu beschimpfen. Wir Ukrainer sollten alle sterben, und solche Sachen. Ich war erst total perplex und habe keinen Ton rausbekommen. Reicht es nicht, dass meine Heimat bombardiert wird, muss ich mich jetzt auch noch von Russen beleidigen lassen? Dann aber habe ich angefangen, mich zu wehren. Auch in Deutschland ist darüber berichtet worden, dass es ganz am Anfang des Kriegs russische Marinesoldaten gab, die den ukrainischen Soldaten an Land funkten, sie sollten die Waffen niederlegen. Einer antwortete ihnen: „Russisches Kriegsschiff, verpiss dich!“ Das ist ein geflügelter Spruch unter Ukrainern geworden, und so was in die Richtung habe ich auch zu der Frau gesagt. Sie hat sich dann entfernt. Ich war so aufgebracht, dass ich alle möglichen Leute anrufen musste, auch meinen Mann in der Ukraine.

Am kommenden Donnerstag müssen wir das Hotel, in dem wir seit Wochen untergebracht sind, verlassen. Wir wissen weiterhin nicht, wohin wir kommen werden, aber ich bin da pragmatisch: Bisher war alles so gut organisiert, es wird schon werden.
Elena, 43 Jahre, Düsseldorf




Vieles wirkt wie normal

Mein Handy war mir runtergefallen und dabei kaputtgegangen. Deswegen konnte ich mich die vergangenen zwei Wochen nicht melden. Die Technik im Büro ist ausgefallen, aber fast alle haben Laptops bekommen. Ich arbeite also von zu Hause aus.

Ich habe das Gefühl, dass viele Einwohner nach Kiew zurückgekehrt sind; die meisten Einrichtungen arbeiten, sogar die Kinos sind wieder offen. Kiew sieht fast aus wie vor dem Krieg, man könnte denken, es ist alles normal. Aber es gibt immer wieder Raketenangriffe. Dort, wo potentiell Raketen einschlagen, im Norden Kiews, ist mein Büro. Zum Glück mache ich Homeoffice.

Zwar wirkt vieles wie normal, aber es ist noch lange nicht alles wie davor. Die öffentlichen Verkehrsmittel verkehren nur selten, fallen bei Luftangriffen aus, und nach 19 Uhr kann man nirgendwo mehr hin.

Nichts hat sich geändert, aber gleichzeitig alles – so ist die Situation bei Nikita.


Nichts hat sich geändert, aber gleichzeitig alles – so ist die Situation bei Nikita.
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Bild: privat

Meine Mutter in Melitopol sagt, dass der Krieg unverändert weitergeht, sich dort im Grunde auch nichts geändert hat. Gelegentlich wird von Entführungen berichtet, und die Besetzer nehmen weiterhin Geschäfte ein. Sie ersetzen die Schilder an unseren Geschäften mit den Namen russischer Geschäfte. Ein großes Problem sind Medikamente. Sie kommen nur mit freiwilligen Helfern in die Stadt, wenn diese hineingelassen werden. Und einige Medikamente werden an den Kontrollpunkten weggenommen. Mein Opa und meine Oma, die in einem Dorf in der Nähe von Melitopol leben, berichten, dass bei ihnen immer wieder Licht ausfällt und die Internetverbindung. Dort sind aktive Kampfhandlungen. Die Russen haben den Menschen im Dorf die Autos gestohlen. Aber auch Weizen, Traktoren: Alles haben sie ihnen gestohlen.
Nikita, 25 Jahre, Kiew

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