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#Die EZB plant für 2023 einen Prototyp für den digitalen Euro

Die EZB plant für 2023 einen Prototyp für den digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank will ihre Pläne für einen digitalen Euro konkretisieren. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hat am Donnerstag zwar vor überzogenen Erwartungen gewarnt. „Es wird nicht möglich sein, dass der digitale Euro vom ersten Tag an in jeder Hinsicht alle Erwartungen erfüllt. Das möchte ich ganz deutlich betonen“, sagte der Italiener  vor einem Ausschuss des Europaparlaments. Die Europäische Zentralbank (EZB) will in einer zweijährigen Untersuchungsphase die Kerneigenschaften eines Digital-Euro festlegen. Panetta zufolge gilt es, Digitalgeld zu gestalten, das einerseits sofort von Nutzen sei, andererseits aber auch „innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens“ weiterentwickelt werden könne.

Eine ranghohe Taskforce zum digitalen Zentralbankgeld arbeitet daran, Anwendungsfälle und Designmöglichkeiten eines Digital-Euro zu identifizieren. Nach dieser Phase würden technologische Lösungen untersucht, sagte Panetta: „Wir gehen davon aus, die designrelevanten Entscheidungen bis Anfang 2023 einzugrenzen und in den Folgemonaten einen Prototyp zu erstellen“, fügte er hinzu.

Weidmann hatte sich vorsichtig kritisch geäußert

In der vergangenen Woche hatte sich Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vorsichtig kritisch zum digitalen Euro geäußert. Man müsse ihn nicht gleich mit allen Funktionen einführen. Man müsse die Chancen sehen, aber auch die Risiken. Es könnte sinnvoll sein, schrittweise vorzugehen, den digitalen Euro zunächst mit bestimmten Eigenschaften auszustatten, die wichtige Einsatzmöglichkeiten erlaubten, später könnten weitere Funktionen hinzukommen. In Umfragen der Bundesbank sagten zwar nach und nach immer mehr Menschen, sie könnten sich vorstellen, einen digitalen Euro einzusetzen. Aber im Frühjahr seien es immer noch lediglich etwa 40 Prozent gewesen.

Der Knackpunkt sei die Anonymität, sagte Weidmann: „Klar ist: Der digitale Euro wird nicht die Anonymität des Bargelds bieten können.“ Schließlich hinterließen digitale Zahlungen immer Spuren. „Außerdem müssen Behörden in der Lage sein, im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen Transaktionen nachzuvollziehen, damit sie illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche entgegenwirken und diese auch ahnden können.“

Die EZB hatte im Juli beschlossen, tiefer in das Projekt eines digitalen Euro einzusteigen. Ganz viele Details sind noch ungeklärt oder zumindest noch nicht abschließend entschieden. Die Vorbereitungen sollen jetzt in eine zwei Jahre dauernde Untersuchungsphase treten, danach soll eine drei Jahre dauernde Realisierungsphase folgen. In etwa fünf Jahren könnte der digitale Euro somit eingeführt werden. Die Notenbank will damit einerseits auf Pläne anderer Staaten wie China reagieren, die ihrerseits Digitalwährungen einführen wollen, andererseits will sie aber auch privaten Digitalwährungen wie Bitcoin oder Facebooks Diem nicht das Feld überlassen.

Viele Details sind bisher noch ungeklärt

Bürger sollen voraussichtlich von den Banken „Wallets“ genannte digitale Brieftaschen oder Apps bekommen, auf denen sie digitale Euro speichern können. Über die Details hat die Notenbank noch nicht entschieden. Es gebe mehrere technische Möglichkeiten, hoben EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta und Ulrich Bindseil, Generaldirektor für Marktinfrastruktur und Zahlungsverkehr, seinerzeit in einer Pressekonferenz hervor. Die EZB tendiert aber wohl dazu, keine Blockchain zu verwenden, wie sie im Fall von Bitcoin im Einsatz ist. Eher könnte beispielsweise das bestehende Echtzeit-Überweisungssystem TIPS aus Italien die technische Grundlage bieten. Das Tempo von Zahlungen wäre hoch. Ökonomen hatten allerdings gemahnt, man solle die Ansprüche an die neue Digitalwährung nicht so weit herunterschrauben, dass daraus „nur ein zweites PayPal“ werde.

Der Vorteil für die Verbraucher soll sein, dass sie „digitales Zentralbankgeld“ bekommen, das wie Bargeld direkt eine Forderung gegen die Notenbank darstellt. Geht die Hausbank pleite, wäre der digitale Euro sicher. Damit nun aber gerade in Ländern mit schwachen Bankensystemen nicht alle Leute ihr Geld bei der Bank abheben und in digitale Euro tauschen, soll es wohl Obergrenzen dafür geben, wie viele Digitaleuro jeder in seiner Wallet halten darf. In einem Arbeitspapier von EZB-Fachmann Bindseil tauchte dafür eine mögliche Obergrenze von 3000 Euro auf. Übersteigen die Beträge auf den Wallets diese Grenze, soll das Geld auf ein Bankkonto abfließen. Zudem sollen gerade kleine Zahlungen im Internet mit dem Digitaleuro günstiger sein als bislang.

Im EZB-Rat war der digitale Euro anfangs nicht unumstritten. Vor allem die Franzosen trieb die Sorge um, eine Digitalwährung amerikanischer Unternehmen wie Facebook könnte Europas Währungsinstitutionen entmachten. Dem wollten sie lieber heute als morgen eine europäische Notenbank-Antwort entgegenstellen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann dagegen hatte gemahnt, in dieser Frage gehe Sicherheit vor Schnelligkeit. Außerdem hatte er den ordnungspolitischen Gedanken ins Spiel gebracht, dass die Notenbank private Initiativen auf dem Gebiet des digitalen Bezahlens nicht im Keim ersticken dürfe. Zudem müssten die Auswirkungen auf das Bankensystem sorgfältig geprüft werden.

Auch unter Bürgern und Finanzfachleuten in den Banken ist der digitale Euro durchaus umstritten. In einer Umfrage der EZB, an der sich 8000 Bürger beteiligten, davon 47 Prozent aus Deutschland, wurde vor allem das Thema Anonymität angesprochen: Die Menschen machten sich Sorgen, ob mit dem digitalen Euro alle Geldbewegungen amtlicherseits nachvollzogen werden könnten. Die EZB versichert zwar, das Bargeld solle nicht abgeschafft werden. „In jedem Fall soll der Digitaleuro das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen“, hob Panetta mehrfach hervor. Aber mögliche Verdrängungen im Geschäftsalltag kann die Notenbank natürlich nicht ausschließen.

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