#„Dieses patriarchalische Denken: Die Frau ist untergeordnet“
„„Dieses patriarchalische Denken: Die Frau ist untergeordnet““
Durch das Wohnzimmerfenster schaut man hinaus auf bunte Blumenbeete, fein angelegte Wege. Bisher war es nur dieser Garten, der Ursula Schack-Elbertse, 79, und ihre Enkelin Ivana Smit, 24, voneinander trennte. Oma, Tochter, Enkelinnen wohnen alle in Frankfurt-Fechenheim, in drei Häusern zwar, aber trotzdem beisammen. Nun beginnt die Jüngste ihr eigenes Leben: Sie hat in diesem Jahr einen neuen Job bei einer Bank begonnen und sich zusammen mit ihrem Freund ein Haus auf dem Land gekauft, in das sie bald einziehen will. Anlass für ein Gespräch zwischen Oma und Enkelin – über Lehren aus dem Leben, schwierige Zukunftsentscheidungen und über das Ausziehen.
Frau Schack-Elbertse, wie haben Sie auf Ihr Leben geschaut, als Sie so alt waren wie Ihre Enkelin?
Schack-Elbertse: Total anders, als es dann kam (lacht).
Warum?
Schack-Elbertse: Mit 23 bekam ich das erste Kind, das war früher so. Na ja, und dann dachte ich: Wenn ich nun Kinder habe, bin ich in erster Linie Mutter und Hausfrau. Eigentlich plant man ja, mit dem Mann, den man heiratet, bis zum Ende des Lebens zusammenzubleiben. Als ich 38 war, ließen mein Mann und ich uns scheiden. Da fing ein neues Leben an. Ich musste mich erst mal um die beiden Kinder kümmern, und ich musste mich auch mehr auf den Beruf konzentrieren. Ich musste ja von etwas leben.
Sie hatten schon einen Beruf gelernt. Als Frau war das damals etwas Besonderes.
Schack-Elbertse: Ja, das war noch nicht so selbstverständlich wie heute. Mein Vater war Diplomingenieur, Hoch- und Tiefbau, er baute an der Autobahn im Spessart mit. Ich war schon als kleines Kind dabei, ich fand die Tunnel und Brücken immer toll. Unsere ganze Familie ist bauverrückt. Nach der Schule habe ich eine Lehre im sozialen Wohnungsbau gemacht. Mein Abschluss hieß damals „Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft“, heute heißt es richtig „Kauffrau“ (lacht). Ich habe auch zu meinen Töchtern immer gesagt: Das Wichtigste ist, einen ordentlichen Beruf zu haben, dann könnt ihr machen, was ihr wollt.
Smit: Heute würde es der Mann allein gar nicht mehr schaffen, wie früher die ganze Familie zu ernähren.
Schack-Elbertse: Vielleicht wollte es der Mann ja gar nicht so gern, dass die Frau einen Beruf hatte, dann wäre sie ihm ja ebenbürtig gewesen. Das war dieses patriarchalische Denken: Die Frau ist untergeordnet. Aber ich habe mein ganzes Leben gearbeitet, ich arbeite heute noch. Ich vermiete und verwalte Häuser in Fechenheim, habe viel mit Handwerkern zu tun.
Ivana Smit ist mit 24 Jahren Studentin, ihre Großmutter Ursula war in ihrem Alter bereits verheiratet und Mutter.
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Bild: Martin Albermann
Frau Smit, Sie sind heute in einer Lebensphase, in der Sie große Lebensentscheidungen treffen müssen – im Beruf und in der Familie. Welche fällt Ihnen am schwersten?
Smit: Wahrscheinlich war das die Frage, was ich studieren will. Ich habe nach meinem Abitur mit „General Management“ angefangen, eine Art BWL mit Zusatzmodulen in „Leadership“- und „Soft Skills“. Dabei wusste ich eigentlich, dass das nicht mein Traum ist.
Schack-Elbertse: Aber das hast du doch gut hingekriegt.
Smit: Du hast damals auch gesagt: Da sehe ich dich niemals.
Schack-Elbertse: Das weißt du noch.
Smit: Natürlich. Ich wollte eigentlich immer Tierärztin werden. Aber mein NC reichte nicht, ich hätte im Ausland studieren müssen. Ich schaute mir sogar eine Uni in Budapest an und überlegte mir wirklich: Will ich dort studieren? Ich entschied mich dagegen. Ich habe ein eigenes Pferd hier, das wollte ich nicht allein lassen. Ich bin nun dabei, aus Interesse am Wochenende neben der Arbeit ein Fernstudium als Tierheilpraktikerin zu machen. Später will ich noch den Abschluss in Tierosteopathie draufsetzen, wer weiß, vielleicht sattele ich irgendwann mal in den Bereich um. Ich bin ein Mensch, der viel plant, und wenn ich etwas vorhabe, dann ziehe ich das auch durch.
Schack-Elbertse: Ja, so warst du schon immer – sehr strukturiert, organisiert, zielstrebig. Wie du das alles managst und durchziehst, das finde ich toll. Wenn man hört, wie planlos andere junge Menschen sind. . .
Smit: So bin ich halt, aber ich will da auch gar kein Maßstab sein. Man muss nicht mit 24 wissen, wie man sein restliches Leben verbringt.
Dabei sagt man doch: Es kommt sowieso immer anders als geplant. Können Sie das aus Ihrem Leben bestätigen, Frau Schack-Elbertse?
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