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#Er griff seine Opfer von hinten an

„Er griff seine Opfer von hinten an“

Von jenem Tag an würde die Sechsundzwanzigjährige immer wieder davon träumen. Wie sie vor dem Täter flieht, er wortlos mehrmals in Richtung ihres Kopfes sticht, sie den roten Einkaufskorb schützend vor sich hält, und er sie schließlich mit dem 32 Zentimeter langen Küchenmesser verletzt – an der Schulter, der Stirn, dem Rücken und an der Hand. Vier Zentimeter lang war die Wunde, die er ihr am Finger zufügte. Die Würzburger Innenstadt meidet die junge Frau bis heute. Rennende oder schreiende Menschen sowie Sirenen machen ihr Angst. Die Symptome ihrer posttraumatischen Belastungsstörung wurden mit der Zeit nicht gelindert, die frühere Krankenschwester leidet unter Schlafpro­blemen und ist auf unbestimmte Zeit arbeitsunfähig. Aus Rücksicht auf ihre Psyche sagt sie nicht selbst vor Gericht aus. Stattdessen wird eine schriftliche Dokumentation ihrer Vernehmung von der Polizei sowie die ärztliche Anamnese verlesen, die der Beweisführung dienen.

Vor dem Landgericht Würzburg hat am Freitag der Prozess gegen einen 33 Jahre alten Mann begonnen, der am 25. Juni 2021 in Würzburgs Innenstadt auf mehrere Menschen eingestochen und dabei drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren getötet hatte. Sechs weitere Menschen wurden schwer verletzt, drei erlitten leichte Verletzungen. Es handelt sich um ein Sicherungsverfahren, in dem es nicht um eine Haftstrafe, sonder um die dauerhafte Unterbringung des somalischen Staatsangehörigen in einer geschlossenen psychia­trischen Klinik geht. 27 Termine sind dafür angesetzt, die sich über etwa fünf Monate erstrecken sollen. Wegen des großen öffentlichen Interesses wird nicht in den Räumlichkeiten des Landgerichts Würzburg verhandelt, sondern an drei verschiedenen Ausweichorten in Würzburg und Umgebung.

Innere Stimmen hätten ihn zu den Taten aufgefordert

Mit langsamen Schritten und einem Polizeibeamten an jedem Arm betrat der Beschuldigte am Freitag den Gerichtssaal in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim, zwischen seinen Turnschuhen klirrten Fußfesseln. Seit etlichen Jahren leide der Beschuldigte unter paranoider Schizophrenie, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Zum Tatzeitpunkt sei er nicht in der Lage gewesen, sein Handeln als Unrecht zu erkennen. Für die Allgemeinheit sei der Mann gefährlich. Sein Anwalt betonte, dass sein Mandant die Taten einräume. Innere Stimmen hätten ihn dazu aufgefordert. Zu keinem Zeitpunkt habe der Beschuldigte aus terroristischen Motiven gehandelt, der Mann muslimischen Glaubens sei weder IS-Sympathisant noch bestünden Kontakte in diese Richtung. Während im Gerichtssaal die Aussage eines seiner Opfer verlesen wurde, verharrte der Dreiunddreißigjährige mit gebeugtem Rücken und dem Blick auf die Tischplatte vor ihm, die Hände hielt er gefaltet über seinem Hinterkopf.

Insgesamt 14 Menschen griff der Mann im vergangenen Juni in Würzburg an, 14 Angriffe wurden zu Prozessbeginn verlesen. Der Angeklagte gab laut Staatsanwaltschaft an, er habe den Entschluss gefasst, so viele Menschen wie möglich zu töten, weil er als Geflüchteter in Deutschland keine Gerechtigkeit erfahren habe. Keines seiner Opfer war ihm bekannt, trotz seiner Schizophrenie habe ihn Rachsucht angetrieben.

Blumen und Kerzen vor dem geschlossenen und abgesperrten Kaufhaus in der Würzburger Innenstadt nach der Messerattacke


Blumen und Kerzen vor dem geschlossenen und abgesperrten Kaufhaus in der Würzburger Innenstadt nach der Messerattacke
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Bild: dpa

In der Haushaltsabteilung eines Würzburger Kaufhauses hatte der Mann die Tatwaffe, ein 32 Zentimeter langes Messer mit 20 Zentimeter langer Klinge, aus einem Messer-Set gezogen und wahllos auf Menschen im Geschäft eingestochen. Seinem ersten Opfer, einer 39 Jahre alten Frau, stach er zweimal in den Nacken. Die Frau erlitt eine irreversible Querschnittslähmung und schwebte nach der Attacke in akuter Lebensgefahr.

Beschuldigter unter starkem Medikamenteneinfluss

Mehrere der Geschädigten griff der Beschuldigte an, als sie nichts ahnend mit dem Rücken zu ihm gewandt waren. So auch eine 49 Jahre alte Mutter, die mit ihrer elf Jahre alten Tochter in dem Kaufhaus war. Erst stach er ihr zweimal in den Hals, als sie schon auf dem Boden lag, stach er noch dreimal zu. Das Kind der Frau floh, wurde jedoch später vor dem Kaufhaus abermals von dem Dreiunddreißigjährigen angegriffen und mit drei Stichen verletzt.

Das nächste Opfer war ein 16 Jahre alter Junge, der am Barbarossaplatz in Würzburg saß und auf dessen Hals und Kopf bis zu zehnmal eingestochen wurde. Der Jugendliche wurde lebensgefährlich verletzt und leidet bis heute an Lähmungserscheinungen.

Nach weiteren Angriffen konnte der Somalier schließlich von Passanten abgelenkt und in die Enge getrieben werden. Mehrere Menschen wurden bei dem Versuch, den Mann zu stoppen, verletzt, bis ihn schließlich zwei Polizeibeamte festnehmen konnten. Da er auch die Beamten mit der gezückten Klinge bedroht hatte, habe man zuvor gezielt in den Oberschenkel des Mannes geschossen.

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Durch starken medikamentösen Einfluss habe sich der psychische Zustand seines Mandanten verbessert, und er sei in der Lage, den Prozess bewusst zu verfolgen, sagte sein Anwalt. Er wisse, welches Leid er verursacht habe, und wolle sich dafür entschuldigen. Auch an ihm gehe der Prozess nicht spurlos vorbei. Dass der Beschuldigte im Verlauf des Prozesses noch persönlich das Wort ergreife, sei allerdings nicht angedacht. Als Grund wurde der Druck der Öffentlichkeit angegeben

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