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#Erinnerungen an 1978 werden wach

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Erinnerungen an 1978 werden wach

Als Winterkrimi haben Meteorologen die aktuelle Wetterlage schon vor Tagen beschrieben, selbst der sonst eher sachlich-spröde Deutsche Wetterdienst sprach von einem „absoluten meteorologischen Highlight“ und „einer denkwürdigen Wetterentwicklung“. Und in der Tat ist das, was sich derzeit über der Nordhälfte des Landes zusammenbraut, ein Wetterereignis, wie man es nur alle paar Jahrzehnte erlebt. Ein veritabler Schneesturm wird über den Norden hinwegfegen, die Meteorologen rechnen mit zwanzig bis dreißig Zentimeter Neuschnee in kurzer Zeit, mancherorts sogar mehr. Jedenfalls steht der Nordhälfte ein heftiger Wintereinbruch bevor.

Andreas Frey

Andreas Frey

Freier Autor in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nach Corona könnte nun das Wetter zum wichtigsten Grund werden, besser zu Hause zu bleiben. Der Deutsche Wetterdienst warnt bereits eindringlich vor Autofahrten oder dem längeren Aufenthalt im Freien; in den besonders betroffenen Regionen haben die Behörden die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen. Der Verkehr könnte komplett zusammenbrechen, Stromausfälle sind nicht ausgeschlossen. Das Leben könnte vielerorts zum Erliegen kommen.

Wie genau der Winterkrimi am Ende ablaufen wird und welche Regionen durch Sturm und Schnee stark beeinträchtigt sein werden, war zunächst noch nicht abzusehen. Ein Grund hierfür ist die knifflige Konstellation der Hoch- und Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa, die über den Fortgang der Extremwetterlage entscheidet. Es handelt sich um ein Gerangel gegensätzlicher Luftmassen: Eiskalte Arktisluft prallt auf Frühlingswärme aus dem Mittelmeer – über Deutschland bildet sich eine scharfe Luftmassengrenze und teilt das Land in zwei Hälften. Während im Norden ein Schneesturm wütet, wird es im Süden überraschend frühlingshaft.

Wetterlage wurde zu Katastrophenfall

Grenzwetterlagen nennen Meteorologen solche Konstellationen. Die sind deshalb besonders knifflig, weil minimale Positionsveränderungen der Hochs und Tiefs große Auswirkungen auf das Wetter haben. Verschiebt sich beispielsweise das Tief, das vom Atlantik hereinzieht, nur minimal nach Norden, kann die sehr warme Mittelmeerluft weiter nach Norden vordringen. Zieht es hingegen südlicher, erfasst die arktische Kälte dann auch den Süden des Landes.


Für Schneefreunde gibt es jedenfalls gute Gründe, aus dem Häuschen zu sein. Und Meteorologen schauen gespannt auf ein Ereignis, das ihnen mal wieder in Erinnerung ruft, weswegen dieser Beruf so interessant ist. Als Chiffre dient ihnen ein Datum, das sich in jedem Lehrbuch der Meteorologie findet: Silvester 1978, auch bekannt als Schneekatastrophe in Norddeutschland, oder: die Mutter aller Grenzwetterlagen.

Natürlich muss man mit solchen Begriffen und Vergleichen behutsam umgehen, aber die Parallelen der aktuellen Situation zum Jahreswechsel 1978/79 sind frappierend. Damals bildete sich ebenfalls eine scharfe Luftmassengrenze über der Ostsee, die langsam südlich zog. Im Norden sackte die Temperatur um zwanzig Grad ab, tagelang fiel Schnee, während in Freiburg plus 15 Grad gemessen wurden. Vor allem Schleswig-Holstein versank in den Schneemassen, Dutzende Ortschaften konnten weder mit der Eisenbahn noch mit dem Auto erreicht werden und waren von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem brachen Strom- und Telefonnetze zusammen. Als Katastrophenfall wurde die Wetterlage eingeordnet, nicht so sehr wegen des starken Schneefalls, sondern: Der Sturm hinterließ meterhohe Schneewehen, die das öffentliche Leben regelrecht erstickten

Die Bilder dieses historischen Wintereinbruchs hat der Hamburger Wettermoderator Frank Böttcher bis heute nicht vergessen. Vom Fenster aus sah er damals zu, wie dieser veritable Blizzard durch die Straße fegte. Böttcher beschreibt heute den Schneesturm als einen Schlüsselmoment, ein Wetter, das über seinen Berufswunsch entschied. Er wurde Meteorologe, und am Mittwoch trommelte Böttcher die Nachrichtenmedien zu einer Pressekonferenz zusammen, um über die außergewöhnliche Lage zu informieren. Sein Fazit: So schlimm wie 1978/79 werde es nicht kommen, dafür seien die Temperaturen nicht niedrig genug. Aber das Potential für ordentlich Winterwetter habe die Lage allemal.

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