#Erstmals Labor-Hähnchen in Restaurant serviert
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„Erstmals Labor-Hähnchen in Restaurant serviert“
Das JW Marriott Hotel Singapore South Beach ist ein Juwel: Aus den oberen Stockwerken des Baus von Sir Norman Foster und Philippe Starck sieht man bis Sumatra, auf der anderen Seite schaut man auf das altehrwürdige Raffles Hotel herab. Hier stieg der Stab von Präsident Donald Trump ab, als er sich mit dem nordkoreanischen Diktator Kim in Singapur traf. Und manch Glücklicher darf in den Corona-Monaten seine zweiwöchige Pflicht-Quarantäne in den kleinen, feinen Zimmern absitzen. Nun schreibt das neue Haus Geschichte: Denn als erstes Restaurant der Welt nimmt eine der Küchen des Marriott im Labor gezogenes Hähnchenfleisch auf die Karte.
Dahinter steht eine Revolution, die der südostasiatische Stadtstaat mit aller Macht vorantreibt: Die Insel ohne eigene Bodenschätzen positioniert sich als Standort für neue Nahrungstechnik. Mit großer staatlicher Förderung zieht sie Gründer und innovative Firmen an, die Lebensmittel entwickeln. Zu ihnen zählt etwa der Norddeutsche Timo Recker, der hier unter seiner Marke Tindle Hähnchenschenkelfleisch aus Pflanzen herstellen lässt und vermarktet.
Reckers Start-up Next Gen will ab Donnerstag nach Singapur nun auch in die asiatischen Hauptstädte Hong Kong und Kuala Lumpur und nach Macao vordringen. Der amerikanische Agro-Riese Archer Daniels Midland Company (ADM) eröffnete gerade ein Großlabor für pflanzliche Lebensmittel für Asien in Singapur. Der kleine, reiche Staat will sich damit eine Führungsposition zumindest im Markt der 3,4 Milliarden Asiaten sichern. Das Land macht sich zum Testlabor: Bis 2030 will die Insel fast ohne Landfläche 30 Prozent ihres Nahrungsmittelbedarfs aus eigener Produktion decken. Also haben sie hier schon früh Gemüse senkrecht an Hauswänden gezogen.
Weltweit erste Genehmigung
Inzwischen geht es in die Hochtechnologie, in ganz neue Ernährungsformen, die insbesondere den weltweiten Fleischmarkt im Volumen von rund 2 Billionen Dollar revolutionieren sollen. Allein der Markt für Hähnchenfleisch liegt bei rund 193 Milliarden Dollar.
Als erstes Land der Welt hat Singapur Eat Just aus San Francisco erlaubt, mit seiner Marke Good Meat Hähnchenbrust aus Tierzellen im Labor zu züchten und zu verkaufen. Ab Donnerstag bietet dann das kantonesische Edel-Restaurant Madame Fan im Marriott Hotel Dumplings und Hähnchenfleisch-Salat aus dem Labor-Fleisch an. Ende Dezember hatten erste Gäste im Club 1880 in Singapur das Hähnchen aus dem Reagenzglas testen dürfen. Nun prangen seit Wochen riesige Transparente in der Stadt, die das Good Meat vermarkten sollen. Auch der Lieferdienst foodpanda liefert es aus.
Dabei hat Eat Just die weltweit erste Genehmigung für die Herstellung und Vermarktung von Hähnchenbrustfilet erst im vergangenen Dezember nach zweijähriger Prüfung von den Behörden Singapurs erhalten. Groß geworden sind die Kalifornier durch Eierersatz, der auf Pflanzen basiert.
Weiteres Kapital gesichert
In Singapur bauen die Amerikaner nun gemeinsam mit den Investoren von Proterra Investment Partners Asia eine Fabrik für pflanzenbasierte Proteine, aus denen die künstlichen Eier für Asien entstehen. „So wie Elektroautos eines Tages nur noch als Autos bezeichnet werden, kann kultiviertes Fleisch zum Standard werden, wenn die Industrie ausreichend öffentliche und private Mittel erhält, um sich zu vergrößern“, sagt Mirte Gosker, Asien-Chefin beim Good-Food-Institute.
Eat Just ist da auf gutem Wege: Gerade hat sich das Unternehmen weiteres Kapital in Höhe von 170 Millionen Dollar für Good Meat gesichert. Erst im März hatte Eat Just selber noch einmal 200 Millionen Dollar bekommen. An das Geschäftsmodell mit dem Fleisch aus dem Labor glauben in der Eat-Just-Finanzierungsrunde unter anderen O’Connor aus dem Anlagemanagement der Schweizer Bank UBS, Graphene Ventures und K3 Ventures. „Diese Investition und die historische Entscheidung des JW Marriott weisen in die Zukunft: Fleisch, ohne Tiere zu töten, wird irgendwann in unserer Lebenszeit konventionelles Fleisch ersetzen. Je schneller wir das hinbekommen, um so gesunder wird unser Planet werden“, sagt Josh Tetrick, Mitgründer und Vorstandschef von Eat Just.
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