#Erstürmung des Kapitols: Mit gekreuzten Fingern
„Erstürmung des Kapitols: Mit gekreuzten Fingern“
Wie Goethes Zauberlehrling will Trump in unerwarteter Not nichts mehr mit den Geistern zu tun haben, die er rief. Am Mittwoch, als sie den Kongress verwüsteten, „liebte“ er sie noch. Weil nach Trumps beispielloser Aufforderung zum Marsch auf das Kapitol aber selbst Republikaner seine Last-Minute-Entfernung aus dem Amt forderten, gab auch der scheidende Präsident sich empört über die Gewalt seiner fanatischen Anhänger. Diese Pose ist so verlogen, wie es seine ganze Präsidentschaft war. Trump ist politisch und psychisch abhängig vom Zuspruch seiner Fangemeinde. Ihr Kern besteht aus jenen Radikalen, deren – von ihm selbst angestiftete – Taten Trump nun verurteilte aus Angst, doch noch auf der Guillotine der Amtsenthebung zu landen.
Die Distanzierung erfolgte mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken und gilt längstens bis zum 20. Januar. Das machte Trump noch im selben Atemzug deutlich, als er sagte, dass „unsere unglaubliche Reise gerade erst beginnt“. Trump wird das von ihm so erfolgreich ausgebaute Geschäft des Spaltens und Aufwiegelns auch als Präsident a. D. weiterbetreiben – nicht weil er eine politische Agenda hätte, sondern weil er nichts anderes kann und ihm seine Masche die Verehrung einbringt, nach der er giert. Das schließt nicht aus, dass Trump von einer Rückkehr ins Weiße Haus träumt, ganz im Gegenteil: Ein solcher Triumph wäre Balsam für die Wunden, die seinem Ego geschlagen wurden. Allein in dieser Hinsicht wirkt das Wort „Heilung“ glaubhaft, wenn es aus Trumps Mund kommt.
Die nationale Versöhnung, von der er ebenfalls sprach, wird nur eine Chance haben, wenn wenigstens die Führer der Republikanischen Partei nicht länger am Rockzipfel ihres falschen Propheten hängen, weil er einen Strom von Wählerstimmen auch auf ihre Mühlen leitete. Einen Teil der Trump-Wähler wird Biden mit einer Politik, die deren Sorgen und Nöte adressiert, erreichen können. Doch nicht wenige Amerikaner werden lieber weiter mit Trump durch eine Welt des Wahns und der Verschwörung reisen, als den harten Realitäten des 21. Jahrhunderts ins Auge zu blicken.
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