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#Es ist einer der größten Skandalfilme aller Zeiten: Nach 45 Jahren startet erstmals die nie gesehene Originalversion in Deutschland

Caligula gilt als einer der Skandalfilme schlechthin und kommt nach 45 Jahren erstmals in seiner „originalen“ Fassung in die deutschen Kinos.

Es geht doch nichts über einen verschwitzten Malcolm McDowell, der sich an unmoralischem Treiben labt. Das wusste schon Stanley Kubrick, der ihn in Uhrwerk Orange besetzte. Tinto Brass setzte für seine Schmuddel-Großtat Caligula aus dem Jahr 1979 ebenfalls auf McDowell. Das war aber nicht der Hauptgrund, warum das erotische Historiendrama sich zu einem der Skandalfilme schlechthin entwickelte.

Ob hinter den Kulissen oder in den verstaubten Büros der Moralwächter – Caligula brachte die Gemüter zum Kochen. Diese Woche kehrt der Film in einer neuen Version, dem „Ultimate Cut“, ins Kino zurück.

In Deutschland stand Caligula jahrzehntelang auf dem Index

McDowell spielt Caligula, den jungen römischen Thronfolger, der nach dem Tod seines Großonkels den Thron des Weltreichs besteigt. Das geflügelte Wort von den dekadenten spätrömischen Verhältnissen ist in der Geschichte Programm, die sich mit dem zunehmend sadistischen und alles in allem verderbten jungen Kaiser beschäftigt, der das Reich mit seinen Exzessen an den Rand des Ruins treibt.

Hinter den Kulissen war Caligula von Anfang an ein Clash der Geschmäcker, was die Idee einer wirklichen „Originalversion“ des Films auch etwas verkompliziert. Produziert wurde der Film von Penthouse-Gründer Bob Guccione, der sich im Prinzip einen hochwertig ausgestatteten Sexfilm mit Hollywood-Stars erhoffte. Der legendäre Schriftsteller Gore Vidal wurde angeheuert, geriet aber in Streit mit dem Regisseur Tinto Brass (Salon Kitty), der das homoerotisch aufgeladene Drehbuch prompt überarbeitete.

Doch auch mit Brass‘ Arbeit war der Verleger unzufrieden, da er sich weigerte, explizitere Sexszenen zu drehen, und bei der Inszenierung die Penthouse-Damen im Orgien-Cast vernachlässigte. Brass wurde aus dem Schnittprozess ausgeschlossen. Nach Drehende schlich sich Guccione mit einer kleinen Crew auf die verlassenen Sets und ließ unsimulierte Sexszenen im Umfang von rund 14 Minuten nachdrehen (via NYMag ). Heraus kam ein Film mit Oscar-würdigen Kulissen, Stars wie Helen Mirren und Peter O’Toole und … Pornoszenen.

In Italien wurde diese Version von Caligula wegen ihrer „Obszönität“ von der Polizei beschlagnahmt, in Australien wurde sie verboten und in Deutschland stand Caligula zwischen 1982 und 2018 auf der Liste der jugendgefährdenden Medien.

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Der Ultimate Cut von Caligula soll die originale Vision des Films wiederherstellen

Wie sah Caligula vor der Intervention von Bob Guccione aus? Diese Frage soll der sogenannte Ultimate Cut beantworten. Caligula-Superfan und Kunsthistoriker Thomas Negovan wurde angeheuert, um die originalen Kameranegative zu sichten. Immerhin sollen über 90 Stunden Material vom Dreh existieren. Daraus rekonstruierte er eine Fassung, die eher der Vision der Beteiligten entsprechen soll, darunter auch Malcolm McDowell selbst, der ohne Nennung am Drehbuch mitgeschrieben hatte.

Das ist anders in Caligula: The Ultimate Cut

Diese neue Version von Caligula ist 178 Minuten lang, also etwa 20 Minuten länger als die Kinofassung. Dafür wurde laut Variety  unter anderem folgendes geändert:

  • Die Szenen mit unsimuliertem Sex wurden entfernt
  • Negovan nutzte das ursprüngliche Drehbuch von Gore Vidal, um einige Szenen wieder herzustellen
  • Eine nie gedrehte Traumsequenz wurde von Künstler Dave McKean animiert und an den Anfang des Films gesetzt
  • Es wurden alternative Takes genutzt, um die Leistungen der Darstellenden besser zur Geltung kommen zu lassen

Eine wirkliche Originalversion gibt es also nicht, aber zumindest eine, die sich den unterschiedlichen Ideen von Vidal und Brass sowie des Casts annähert.

      Hauptdarsteller Malcolm McDowell erklärte: „Der Film ist gerettet“

      Die neue Schnittfassung feierte bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere. Malcolm McDowell zeigte sich begeistert von den Änderungen, wie er im September 2023 im Interview mit Cinapse  verriet:

      Es ist ein wenig überwältigend. Ich habe es wirklich gehasst, so lange mit diesem Film verbunden zu sein, fast ein halbes Jahrhundert. […] Ich kenne die Performance, die ich gegeben habe, sie wurde nie gesehen. Ich kenne den Auftritt von Helen, und der wurde nie gesehen. Ich glaube, sie ist jetzt in 45 Minuten des Films zu sehen, anstatt in 12 oder was auch immer […]. Der Film ist gerettet, ich meine, wie viele Schauspieler können eine Leistung nach 47 Jahren wiederfinden?

      Ob sich Caligula mit der Zeit doch noch den Ruf eines verkannten Meisterwerks erarbeiten wird, wird sich zeigen. Die Kritiken sind gnädiger als beim ersten Start. Damals verließ Roger Ebert  die Vorstellung nach zwei Stunden. Entrüstet schrieb der verstorbene Kritikerpapst 1980:

      Caligula ist keine gute Kunst, es ist kein gutes Kino und kein guter Porno.

      Jetzt, viele Jahre später, können wir sagen:

      Caligula: The Ultimate Cut ist vielleicht gute Kunst, vielleicht gutes Kino und auf gar keinen Fall ein Porno.

      Der Ultimate Cut startet am 7. November in den deutschen Kinos.

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