#„Es wurde mir oft schwer ums Herz“
Herr Viessmann, wir sitzen hier in Allendorf, am Stammsitz Ihres Familienunternehmens, das Sie selbst viele Jahre lang geführt haben. Wie fühlt es sich an, das Lebenswerk von vier Generationen großteils ins Ausland zu verkaufen?
Vater: Diese Entscheidung rührt mich sehr an. Meinen Sohn gleichermaßen. Das ist alles schon sehr, sehr aufwühlend. Aber wir wissen, es ist die richtige Entscheidung. Wir sichern damit die Arbeitsplätze in unserem Geschäft mit Klimalösungen, den Heizungen. Natürlich haben wir uns das sehr gut überlegt und die verschiedensten Optionen geprüft. Am Ende sind wir aber einhellig zum Ergebnis gekommen, dass Carrier für uns der richtige Partner ist. Es ist ein werteorientiertes Unternehmen mit großer Tradition. Gemeinsam mit Carrier legen wir die Grundlage für weiteres Wachstum.
Sohn: Es geht mir schon nah, wenn man Mitarbeitern, mit denen man viel bewegt hat, erläutert, wie stark sich die Rahmenbedingungen im Markt verändert haben und warum das der richtige Schritt ist. Für uns steht die soziale Verantwortung für unsere Mitarbeiter immer im Mittelpunkt unseres Handelns. Wir haben sehr viel Zustimmung von unseren Mitarbeitern bekommen. Sie sind dankbar, dass es für sie eine Langfristperspektive gibt.
Hat es Sie überrascht, dass der Verkauf so hohe Wellen geschlagen hat? Er wurde diese Woche zum Politikum.
Sohn: Nicht wirklich. Klimaschutz betrifft uns alle. Ich glaube aber, die Öffentlichkeit hat inzwischen verstanden, dass uns die soziale Verantwortung für unsere Mitarbeiter geleitet hat.
Hat sich Wirtschaftsminister Robert Habeck schon bei Ihnen gemeldet?
Sohn: Wir sind im Austausch mit der Politik.
Sie bekommen viel Geld aus dem Verkauf. Tut es Ihnen nicht dennoch leid, dass Sie in Zukunft im Wärmepumpen-Boom nicht mehr selbst als Unternehmer mitmischen?
Sohn: Wir bekommen im Gegenzug Aktien von Carrier. Wir werden dadurch größter privater Aktionär des Unternehmens, und ich werde einen Sitz im Verwaltungsrat von Carrier erhalten. Und in der Viessmann-Gruppe verbleiben auch ohne das Heizungsgeschäft noch eine Reihe von Aktivitäten, die wir mit den zufließenden Mitteln weiter voranbringen wollen. Zum Beispiel das Kühlzellengeschäft, wie auch die Nah- und Fernwärme. Die wird ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielen bei der Wärmewende.
Sie wollen die Carrier-Aktien langfristig halten, potentiell Jahrzehnte?
Vater: Ja, das ist eine strategische Beteiligung.
Wie lange dauerte es, bis Sie beide sich einig waren über den Verkauf?
Sohn: Eine so weitreichende Entscheidung trifft man nicht im Vorbeigehen. Wir haben viele Optionen gründlich geprüft. Zum Glück haben mein Vater und ich immer einen sehr ähnlichen Blick auf die Dinge. Das hat die Diskussionen erleichtert. Mit Carrier haben wir einen Partner gefunden, mit dem wir nicht darüber diskutieren mussten, dass es sehr umfangreiche Absicherungen für die Mitarbeiter geben muss. Drei Jahre Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, fünf Jahre Garantie für wesentliche Standorte und mindestens zehn Jahre Erhalt der Zentrale in Allendorf. Das war ein wichtiger Faktor, warum wir uns für Carrier entschieden haben.
War das für Sie die schwerste Entscheidung Ihres Lebens?
Vater: Ich habe schon viele Entscheidungen getroffen, die nicht einfach waren. Aber wenn Sie mich so fragen: Ja, das war die schwerste Entscheidung meines Lebens.
Gab es schlaflose Nächte?
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