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#„Fußgängerzonen haben sich nicht bewährt“

„Fußgängerzonen haben sich nicht bewährt“

Eine Stadt wie Frankfurt braucht Entwicklungsstrategien. In einer Interviewreihe hat die F.A.Z. in den vergangenen Wochen kamen verschiedene Experten zu Wort: Der Architekt Stefan Forster sprach sich unter anderem gegen die Eventisierung der Innenstädte aus. Christopüh Mäckler, ebenfalls Architekt, argumentierte gegen die Verteufelung der Autos. Der Stadtplaner Torsten Becker bekannte derweil, dass ihn die Zeil anöde. Im vierten Teil der Serie, die in den kommenden Wochen fortgesetzt wird, erläutert nun das Architektenduo Till Schneider und Michael Schumacher seine Visionen für Frankfurt.

Rainer Schulze

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Wer von beiden für welchen Entwurf zuständig war, lässt sich für Außenstehende kaum sagen: Till Schneider und Michael Schumacher treten als Team auf. Schon seit dem Studium an der Städelschule bilden die beiden Architekten ein unzertrennliches Duo. 1988 gründeten sie das Büro Schneider + Schumacher, das mit mehr als hundert Mitarbeitern und Filialen in Wien und China inzwischen zu den erfolgreichsten Architekturbüros in Frankfurt zählt. Mit Projekten wie der Erweiterung des Städels um die unterirdischen Gartenhallen und dem Westhafentower haben sie die Stadt geprägt. Aber auch mit komplexen Aufgaben wie der Projektsteuerung für die neue Altstadt oder der Sanierung des Silberturms befasst sich ihr Büro. Für ein Architekturbüro dieser Größenordnung ist es auf den ersten Blick verwunderlich, dass es keine wiedererkennbare Handschrift entwickelt hat. Das hängt mit der Herangehensweise der Architekten zusammen: Zunächst analysieren sie einen Ort und entwickeln dann die passende Entwurfsstrategie. Die Architektursprache ist modern, aber auch feinfühlig und diskret. Es gibt sie nicht, die Bauten, von denen man sagen würde: typisch Schneider + Schumacher.

Auf einer Skala von eins (überhaupt nicht) bis zehn (ausgezeichnet), wie gut gefällt Ihnen Frankfurt?

Till Schneider: 8.

Das ist aber ein guter Wert.

Schneider: Ich fühle mich in der Stadt sehr wohl. Auch, wenn es ein paar Unzulänglichkeiten gibt, die mich planerisch ärgern. Zum Beispiel stört mich der Zustand des Bahnhofsvorplatzes, für den sich niemand in der Stadt so richtig verantwortlich fühlt.

Und Ihre Note?

Michael Schumacher: 6. Ich fühle mich auch sehr wohl in Frankfurt. Stadtplanerisch hat sich die Stadt in den letzten dreißig Jahren gut entwickelt – angefangen vom Museumsufer bis zu den Pulks der Hochhäuser. Das Bild der Stadt aus der Ferne ist schön. Andererseits ist die Stadt sehr dreckig und nach meinem Empfinden auch gefährlicher geworden. Das hat weniger mit der Politik als mit dem veränderten Verhalten der Menschen zu tun. In der Beziehung ist es ungemütlicher geworden.

Sie haben den Bahnhofsvorplatz erwähnt. Der Wettbewerb zur Neugestaltung wurde 2008 ausgelobt, der Umbau soll 2025 beginnen. Zeigt das Beispiel, dass große Projekte der Stadtentwicklung immer viel Zeit brauchen?

Schumacher: Mir scheint, dass es immer schwieriger wird, lange Linien zu verfolgen und auch umzusetzen. Es ist gut, alle betroffenen Gruppen zu informieren, einzubinden und gemeinsam zu beratschlagen, aber dann sollte auch entschieden und gehandelt werden. Das ist für die Politik schwieriger geworden, aber es ist ihre Aufgabe.

Welche Entwicklung würde der Stadtentwicklung denn langfristig guttun?

Schumacher: Wenn wir langfristig denken, dann ist klar, dass wir das Auto aus der Innenstadt weiter verdrängen müssen, weil es einfach zu viel Platz einnimmt, ob während des Fahrens oder geparkt. Es ist ein großer Gegenstand, ein Fahrrad ist ein kleiner Gegenstand. Die Doktrin, die in den siebziger Jahren galt, dass alle Ziele mit dem Auto erreichbar sein müssen, gilt nicht mehr. Durch die Elektromobilität ist das Fahrradfahren für viele Menschen reizvoller geworden, und die überbrückbare Distanz hat deutlich zugenommen.

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