#Extremismus in Großbritannien: Der Gazakrieg erschüttert London

Seit dreißig Jahren trägt die rechteckige Grünfläche im Londoner Bezirk Tower Hamlets den Namen Altab Ali Park. Davor war der Park ein Kirchhof; die Kirche St. Marys stand seit dem Mittelalter an dieser Stelle im Osten der Londoner City, bis 1940 die Luftwaffe Bomben darauf warf. Den Namen Altab Alis erhielt der Ort in Erinnerung an einen rassistischen Mord, der gleich um die Ecke in der Adler Street geschah. Drei rechtsextremistisch gesonnene Jugendliche verübten ihn Ende der siebziger Jahre an dem jungen, aus Bangladesch stammenden Textilarbeiter. Es war eine von vielen rassistischen Attacken, denen muslimische Migranten in dieser Gegend damals ausgesetzt waren.

Heute hat die Angst die Seite gewechselt. Die Spannungen, die sich seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem folgenden israelischen Krieg in Gaza in vielen westlichen Städten zeigen, haben auch im öffentlichen Raum Londons Spuren gezogen. Die Zahl antisemitischer Vorfälle stieg im Vereinigten Königreich im vergangenen Jahr um 147 Prozent (auf rund 4100 Fälle, von denen 2700 nach Anfang Oktober registriert wurden); mehr als die Hälfte aller Taten zählte der „Community Security Trust“, eine britisch-jüdische Sicherheits-Initiative, im Großraum London. Die Initiative „Tell Mama“, die antimuslimische Vorfälle auswertet, zählte 2000 Ereignisse seit Anfang Oktober, davon ein Viertel in London, und errechnete Steigerungen von mehr als 300 Prozent.