#Eukonkanto – der finnische Wettkampf im Frauentragen
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„Eukonkanto – der finnische Wettkampf im Frauentragen“

Was steckt hinter der seltsamen Tradition?
Laut der Legende gab es Ende des 19. Jahrhunderts in Finnland einen berühmten Räuber namens Herkko Rosvo-Ronkainen – Ronkainen der Räuber. Ronkainen und seine Bande lebten im Wald und überfielen die umliegenden Dörfer. Es gibt verschiedene Theorien, wie genau daraus der Frautragen-Wettkampf entstanden ist, aber in allen werden Frauen oder Lebensmittel von Ronkainens Räubern auf dem Rücken in den Wald verschleppt. Das klingt aus feministischer Perspektive äußerst schwierig – aber keine Sorge, da gehen wir später noch drauf ein.
Mittlerweile erfreut sich der Sport jedenfalls großer Beliebtheit, auch außerhalb des Ursprungslandes Finnland: In vielen Ländern Europas, in Nordamerika, Australien und auch in Asien finden Wettkämpfe im Frauentragen statt.

Wie funktioniert Eukonkanto?
Die Regeln für den Sport sind übersichtlich. Der Rundkurs ist 253,5 Meter lang, befindet sich auf Sand und hält zwei trockene und ein nasses Hindernis bereit. Dabei müssen die Teilnehmer*innen durch einen Pool von circa einem Meter Tiefe laufen – was für die Frauen eine ungewollte Nasenspülung bedeuten kann. Der englischen Übersetzung ”Wife Carrying” widersprechend, müssen antretende Paare nicht verheiratet sein. Wie es so schön in den Regeln steht: Die getragene Frau kann deine eigene sein, die Frau deines Nachbarn oder eine, die du ganz woanders gefunden hast. Sie muss lediglich über 17 Jahre alt sein und über 49 Kilo wiegen – sollte sie zu leicht sein, wird die Differenz mit einem Rucksack voll Gewichten ausgeglichen. Das schnellste Paar gewinnt. Meine Lieblingsregel: Alle Teilnehmer*innen müssen Spaß haben.
Ist sowas noch zeitgemäß?
Eine Tradition, bei der Frauen wie Säcke Reis auf dem Rücken eines Mannes um einen Parcour gewuchtet werden, hinterlässt durchaus einen üblen Beigeschmack. In einem Interview auf RTL wurde die Pressesprecherin des finnischen Frauentragen-Verbands gefragt, ob die Tradition nicht sexistisch sei. Lächelnd beteuerte sie, dass Spaß bei dem Wettbewerb im Vordergrund stünde und es auch kein Problem wäre, wenn ein Paar bestehend aus zwei Männern, zwei Frauen, oder eine Frau als Trägerin antreten würde – solang die Gewichtsgrenze eingehalten wird. Es sei nur noch nie vorgekommen. Tatsächlich gibt es in den Regeln keinen Absatz, der die Geschlechter der tragenden und getragenen Person festlegt. Also starke Frauen – auf nach Finnland!

Wie läuft der Wettbewerb ab?
Bei der Weltmeisterschaft wird in Zweier-Durchgängen gegeneinander angetreten, bis das endgültige Siegerpaar feststeht. Es gibt aber auch andere Wettkämpfe, die beim Publikum noch beliebter sind: einen Senioren-Wettlauf, bei dem die Teilnehmer über 40 Jahre alt sein müssen, einen Sprint-Wettbewerb und den Gruppen-Wettlauf, bei dem drei Männer zusammen eine Frau tragen und einen ominösen “Frauentragen-Drink” an Checkpoints trinken müssen. Das Highlight beim Gruppenlauf ist, dass die Läufer*innen kostümiert antreten und am Ende den großen Kostümpreis gewinnen können.
Mitmachen ist einfach, du musst nur am Tag des Wettkampfs, mindestens eine Stunde vor Beginn, in der Sporthalle in Sonkajärvi sein. Die Gebühren betragen 150 Euro für den Teamlauf, 50 Euro für den Seniorenlauf sowie die Weltmeisterschaft und 20 Euro für den Sprint. Wenn du jetzt immer noch ein schlagendes Argument brauchst, um nächsten Juli nach Finnland zum Eukonkanto zu fahren: Der Hauptgewinn ist das Gewicht der getragenen Person in finnischem Bier. Na dann Prost – Alhaalta ylös!

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