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#Europas Angriff auf Paypal

Europas Angriff auf Paypal

Die Corona-Krise hat das Einkaufsverhalten verändert. Weil viele Geschäfte geschlossen sind, gehen Verbraucher noch öfter zum Shoppen ins Netz. Wer sich in Supermärkten und anderen noch geöffneten Läden mit dem Nötigsten eindeckt, bezahlt häufiger mit Karte oder Smartphone. Der Trend zum Online-Shopping und kontaktlosen Bezahlen an der Ladenkasse hat zwar lange vor den Lockdowns begonnen, sich aber durch die Pandemie beschleunigt, wie auch die Bundesbank in ihrer jüngsten Untersuchung festgestellt hat. „Höhere Einkaufsbeträge werden häufiger unbar bezahlt“, resümiert Vorstandsmitglied Burkhard Balz. „Das bildet die Post-Corona-Normalität ab.“

Thomas Klemm

Thomas Klemm

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

In der Normalität funktioniert alles aber nur, solange es sich um Einkäufe innerhalb Deutschlands handelt. Wenn Verbraucher aber bei ausländischen Geschäften einkaufen wollen, geraten sie mit ihren eingeübten Bezahlweisen an Grenzen. Die Girocard, die hierzulande immer noch gerne EC-Karte genannt wird und die fast jeder besitzt und nutzt, ist im Internet ein Ding der Unmöglichkeit.

Das Bezahlverfahren Giropay, das die Deutsche Kreditwirtschaft unlängst mit ihrem Paydirekt-System gebündelt hat, steckt eher in der Nische und wird in ausländischen Shops so gut wie nie angeboten. Giropay ist ebenso eine nationale Lösung, wie es beispielsweise Ideal in den Niederlanden, Bancontact/Mister Cash in Belgien und Carte Bancaire in Frankreich sind. Von „Wildwuchs“ spricht Ralf Gladis, Chef des internationalen Zahlungsdienstleisters Computop: „Die Idee von der wirtschaftlichen Union ist durch künstliche Barrieren unterbrochen.“

Suche nach einer einheitlichen Lösung

Daran wollen Europäische Zentralbank und Politik etwas ändern. Ihnen missfällt die europäische Kleinstaaterei beim Bezahlen, so dass sie Banken, Händler und Zahlungsdienstleister dazu bewegen wollen, eine einheitliche Lösung zu finden. Niemand solle dauerhaft von amerikanischen Konzernen wie Visa, Mastercard und Paypal abhängig sein, die den Zahlungsverkehr dominieren. Das Anliegen geht in dieselbe Richtung wie die Bestrebungen nach einer europäischen Cloud-Infrastruktur sowie einem europäischen Internet über ein eigenständiges Satellitensystem.

Im vergangenen Herbst hat die Europäische Kommission eine „EU-Strategie für den Massenzahlungsverkehr“ entworfen. Damit sollen Finanzbranche und Handel animiert werden, amerikanischen Konzernen zu trotzen. Der Zahlungsverkehr habe „an strategischer Bedeutung gewonnen“, heißt es in der EU-Mitteilung, er bilde „das Lebenselixier der europäischen Wirtschaft“. EU-Bürgern sollen „von einem breiten und vielfältigen Angebot an hochwertigen Zahlungslösungen profitieren“. Der Wettbewerb könnte die Preise drücken. Zudem sollen die Bürger die Gewissheit erhalten, dass ihre Daten in Europa am besten aufgehoben sind.

Fürs grenzenlose Bezahlen hat sich eine Initiative gegründet, in der 16 europäische Banken und Bankengruppen aus fünf Ländern sowie zwei Zahlungsdienstleister vertreten sind. Aus Deutschland gehören Commerzbank, Deutsche Bank und DZ Bank sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zu dem Verbund, der sich European Payment Initiative (EPI) nennt. Erklärtes Ziel ist es, wichtige Datenströme im Zahlungsverkehr nicht noch mehr an Europa vorbeiziehen zu lassen und den Banken neue Erlösmöglichkeiten zu bieten.

Endlich grenzenloses Bezahlen

Verbraucher sollen es künftig leichter haben als mit ihren nationalen Bezahlweisen. Geplant ist, dass sie mit ihrer Karte oder digitalen Geldbörse in ganz Europa bezahlen oder sich gegenseitig Geld aufs Smartphone-Konto schicken können. Das grenzenlose Bezahlen in aller Bequemlichkeit wäre endlich möglich, und regeln würden es die in Europa heimischen Banken, denen die Menschen immer noch am meisten vertrauen.

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