#11 schöne Kunst- und Architekturspaziergänge in Hamburg
Inhaltsverzeichnis
„11 schöne Kunst- und Architekturspaziergänge in Hamburg“
Gängeviertel: Gallisches Dorf und Riesensäge
Früher war an der großflächigen Fassade des Hauses im Valentinskamp eine handgemalte Werbung der Margarinefirma Rama zu sehen. Nach der Sanierung durch die Stadt entstanden zwei neue, knapp 20 Meter hohe Wandbilder. Das linke Mural zeigt das Gängeviertel als ein gallisches Dorf, das sich den immer näher rückenden Glasbauten widersetzt. Es ist angelehnt an sein bekanntes, kreisrundes, rotes Emblem. Das zweite, leicht nach hinten versetzte Gemälde zeigt eine überdimensionierte Säge – das Werkzeug der Kupferdiebe und jahrelang das Emblem der gleichnamigen Galerie im Erdgeschoss des Hauses. Im Kupferdiebehaus begann 2009 die Karriere der Low Bros, die für die Gestaltung der Wände extra in ihre Heimat zurückkehrten. Bei der damaligen friedlichen Besetzung des Gängeviertels bezogen neben anderen Künstlern auch die beiden Brüder ihr erstes gemeinsames Atelier.
Filmfabrik Zeisehallen: Die Buddenbrooks und blöde Ziegen
Friedensallee Nr. 8 betreten. Huch. Die Zeisehallen samt Stahlträgern und roten Backsteinen haben mich soeben ins Jahr 1865 befördert. In der großen Halle produzierte Herr Theodor Zeise noch bis 1979 Schiffspropeller für Containerschiffe. Familie Zeise gilt als die Familie Buddenbrook von Altona – Aufstieg und Fall eingeschlossen. Um ihre Fabrik wehte bis in die 50er noch eine geheimnisvolle Aura. Die Gleise vom Zeise führten aus der Halle raus, mitten durch das Viertel, bis zum Altonaer Bahnhof. Auch heute sind sie noch auf dem Boden zu entdecken – genauso wie die Gussgruben, in denen die Schiffsschrauben hergestellt wurden. Wenn sich damals die Pforte der großen Fabrikhalle öffnete, hopste zunächst ein Mann heraus, der wild mit einer roten Flagge wedelte. Anschließend polterte eine winzige Zugmaschine heraus, die etwas zog, das aussah wie vom Sternenhimmel gefallen: eine Schiffsschraube.
Die U-Bahn-Brücke am Kellinghusenbahnhof
Was wäre, wenn Du jeden Tag verschlafen durch ein Bauhaus-Gebäude huschst, ohne es zu merken? Das kann gut sein, wenn Du regelmäßig an der U-Bahn-Station „Kellinghusenstraße“ umsteigst. Die 1929 von Architekt Walther Puritz errichtete Brücke am Kellinghusenbahnhof steht für die neue Sachlichkeit. Das Bauwerk greift die Architektur des Gropius-Baus in Dessau auf: Eine Glasfassade gibt den Blick auf das Innenleben frei – das tragende Skelett. Das Besondere an der Brücke sind die Holzsprossen in einem warmen Indisch-Rot. Denn Holz ist eigentlich kein Material der Sachlichkeit. Die Verglasung und das Fehlen einer schrägen Dachkonstruktion sind wiederum typisch Bauhaus. Transparenz war schließlich ein wichtiger, funktionaler Aspekt der Moderne. So hast Du beim Begehen der Brücke auch heute noch immer den vollen Durchblick, wo Du gerade bist und hingehst.
In Wilhemines Brückenzimmer – 27 Meter Orientteppich
Im Grindel: Wo Juden drangsaliert wurden
Gerade im Grindelviertel waren einige der Wurzeln der NSDAP zu finden, zum Beispiel die erste NSDAP-Zentrale und die Parteikneipe in der Grindelallee. Hier fand auch das erste Hissen der Hakenkreuzfahne an einem öffentlichen Gebäude in Hamburg statt. Am Mahnmal für die Deportierten auf dem Rasendreieck Edmund-Siemers-Allee und Moorweidenstraße direkt neben dem Hauptgebäude der Universität trieb man die Juden ab 1941 zusammen, um sie in die Konzentrationslager im Osten abzutransportieren. Von über 20.000 Hamburger Juden wurden annähernd 8000 ermordet.
Treppen meutern im Chilehaus
Spitz wie ein Schiffsbug – wieso das Gebäude also nicht einmal kapern? Das Chilehaus, von Fritz Höger aus 4,8 Millionen Backsteinen mit 2.800 Fenstern errichtet, ist das Wahrzeichen des Kontorhausviertels. Wer das wuchtige Klinkerschiff betritt, stößt auf Terrakotta-Elemente, Plastiken, Fliesen und feinstes, geometrisches Treppenspektakel. Eine Meuterei lohnt sich – besonders für Fotografiematrosen.
Fischersnetz-Mural in der Sternschanze bestaunen
Wat hest du för‘n Knaster in de Piep? Dieser Fischer raucht wohl Putz und Beton, aber das stört in der Schanze niemanden. Der alte Mann mit den Social Media Tatoos hört sich seit 2014 auf seinem iPod an, was die Anwohner der Lippmannstraße 59 in ihrem Innenhof zu bequatschen haben. In Auftrag gegeben wurde der prächtige Seemann aus Fleisch und Farbe von der Agentur Beebop Media. Die sitzt dem Seebären in ihrem Büro genau gegenüber. Die Künstler-Crew von innerfields geht mit ihrer Arbeit auf ein Thema ein, das ihr sehr am Herzen liegt, nämlich der Gebrauch der neuen Medien. Die Geburt des mit Social Media infizierten Fischers könnt ihr auch in dem Clip von Kai Branss miterleben.
Hartgesotten: die Kaffeeverleserin in der Großen Elbstraße
Künstlerin: Hildegund Schuster
Die Alte Harburger Elbbrücke – öffnet Tore zur Welt
Bunkerstadt Hamburg: Wo Menschen Zuflucht suchten
Tanzende Türme? Alors on danse!
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