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#EZB steuert auf erste Zinserhöhung seit elf Jahren zu

„EZB steuert auf erste Zinserhöhung seit elf Jahren zu“

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht den Weg frei für die erste Zinserhöhung im Euroraum seit elf Jahren. Der EZB-Rat hat am Donnerstag bei einer Auswärtssitzung in den Niederlanden entschieden, die Nettoanleihekäufe der Notenbanken des Eurosystems in diesem Monat auslaufen zu lassen. Danach will die Notenbank im Juli die Zinsen anheben. Schon im September könnten die Negativzinsen, die der frühere EZB-Präsident Mario Draghi im Jahre 2014 eingeführt hatte, dann Geschichte sein.

Der EZB-Rat teilte nach der Sitzung mit: „Der EZB-Rat hat beschlossen, die Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen seines Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) zum 1. Juli 2022 zu beenden.“ Zudem beabsichtige der Rat, die Leitzinsen auf seiner geldpolitischen Sitzung im Juli um 25 Basispunkte anzuheben, was im Einklang mit der vom EZB-Rat festgelegten Reihenfolge der Maßnahmen stehe.

Eine Zäsur für den Euroraum: Nach vielen Jahren der unkonventionellen Geldpolitik mit Negativzinsen und Anleihekäufen will die Notenbank ihre Geldpolitik damit normalisieren. Noch sind keine Zinssätze wie in früheren Jahren in Sicht – aber der Weg hin zu etwas höheren Zinsen ist eingeschlagen. Wenn die EZB zum Monatsende die Käufe zusätzlicher Anleihen einstellt, wird sie nach Berechnungen des Forschungsinstituts ZEW Papiere für 4,4 Billionen Euro erworben haben.

Die EZB will bei Zinserhöhungen „graduell“ vorgehen

Zuletzt hatte es erhebliche Diskussionen darüber gegeben, ob die EZB mit ihrer Straffung der Geldpolitik zu spät kommt und ob sie womöglich zu vorsichtig vorgeht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte wiederholt hervorgehoben, dass die Notenbank „flexibel“ und „graduell“ agieren wolle. So hatte es auch unter Mitgliedern des EZB-Rats Debatten darüber gegeben, ob der ersten Zinsschritt 0,25 Prozentpunkte – das wäre das eher vorsichtige Vorgehen – oder 0,5 Prozentpunkte – das wäre ein etwas schärferes Eingreifen – betragen solle. Letzteres ist jetzt vom Tisch. In den Vereinigten Staaten hatte die Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinswende zwar mit 0,25 Prozentpunkten begonnen, hatte dann aber die Leitzinsen im zweiten Schritt um 0,5 Prozentpunkte angehoben.

In der Öffentlichkeit hatte es zuletzt wenig Verständnis dafür gegeben, dass die EZB einen Einlagezinssatz von minus 0,5 Prozent ausweist, obwohl die Inflation mittlerweile sehr stark gestiegen ist. Auch die Chefs der deutschen Großbanken hatten das mehrfach vehement kritisiert. Im Mai lag die Inflationsrate im Euroraum nach einer ersten Schätzung des europäischen Statistikamtes Eurostat bei 8,1 Prozent, in Deutschland nach nationaler Rechenweise bei 7,9 Prozent. Die EZB strebt ein Inflationsziel von mittelfristig 2 Prozent an.

Manche Ökonomen meinen, im Juni, Juli und August könnte die Inflation in Deutschland wegen der vorübergehenden Steuersenkung beim Benzin und wegen des günstigen 9-Euro-Tickets bei der Bahn etwas niedriger ausfallen. Angesichts der sehr unvollständigen Weitergabe der Benzin-Steuersenkung an die Verbraucher scheint das aber noch sehr unsicher zu sein. Im September würde die Inflationsrate dann allemal wieder steigen.

Folgen für Sparer und Kreditnehmer

Verbraucher spüren schon jetzt einiges von der Zinswende – auch wenn die Sparzinsen weiterhin deutlich niedriger sind als die Inflation und Sparer mit praktisch allen Bankeinlagen nach Inflation einen Verlust erwirtschaften. Immerhin sei bei den Verbraucherzinsen „Bewegung im Markt“, sagt Horst Biallo von der gleichnamigen Verbraucherplattform. So beginnen die ersten Banken, mit etwa höheren Festgeldzinsen zu werben, allerdings immer noch unterhalb der Inflation. Auch die Zinsen für Konsumentenkredite sind schon gestiegen. Die Bauzinsen haben sogar einen der schnellsten Zinsanstiege in der Geschichte überhaupt hinter sich, von weniger als 1 Prozent für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung zum Jahreswechsel auf rund 2,8 Prozent jetzt.

Eine ganze Reihe von Banken hat angekündigt, wegen der EZB-Zinswende die Negativzinsen auf dem Girokonto und dem Tagesgeldkonto abzuschaffen. Die ING Deutschland beispielsweise will damit schon Anfang Juli durch sehr hohe Freibeträge beginnen. Auch andere Banken erhöhen ihre Freibeträge für Negativzinsen so stark, dass von diesen sogenannten Verwahrentgelten nur noch wenige Kunden betroffen sind. Andere Banken haben angekündigt, zumindest parallel zur Abschaffung der Negativzinsen der EZB auch ihre Negativzinsen für Kunden einzustellen.

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