#Wie Luxemburg seine Schulen offen hält
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„Wie Luxemburg seine Schulen offen hält“
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Luxemburg für seine Schulen ein Stufenmodell eingeführt, dieses allerdings mit einem Testprogramm verknüpft. So konnten bislang pauschale Schulschließungen vermieden werden. Kernelement des Modells ist die Testung aller Personen, die mit einem positiv getesteten Schüler in Kontakt waren. Dafür kommt sechs Tage nach dem letzten Kontakt ein Team vom Gesundheitsamt an die Schule. In der Zwischenzeit wird die Klasse in der Schulgemeinschaft isoliert und funktioniert weiter. Erst bei mehreren positiven Fällen wird in den Distanzunterricht gewechselt.
Luxemburg hatte seine Schulen im Frühjahr für mehrere Wochen pauschal auf Distanzlernen umgestellt. Das Modell funktionierte, wie in Deutschland, mehr schlecht als recht. Der Lernerfolg war noch deutlicher als sonst vom Engagement der Eltern abhängig. Manche Schüler wurden gar nicht erreicht; einige Familien mussten von den Behörden mit technischer Infrastruktur ausgerüstet werden. Die zentralen Prüfungen am Ende der sechsten Klasse, die über die Orientierung in die weiterführende Schule entscheiden, fielen aus. All dies möchte Bildungsminister Claude Meisch diesmal vermeiden. Der an der Universität Trier in Wirtschaftsmathematik diplomierte Liberale kämpft dafür, dass das Programm an den Bildungseinrichtungen so normal wie möglich weiterläuft.
Jeden Tag wird jede Schule analysiert
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn Luxemburg ist weiterhin ein Corona-Hotspot. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 580 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, also fünf Mal höher als etwa im benachbarten Saarland und so hoch wie im deutschen Spitzenlandkreis Regen in Bayern. Zwar testet Luxemburg mehr als andere Länder, aber dieses „Large Scale Testing“ erfasst nur 15 Prozent der nachweislich Infizierten. Im November sind mehr Menschen an Covid-19 gestorben als zwischen März und Oktober insgesamt. Auf den Intensivstationen wurde die Pflegeintensität heruntergesetzt. Meisch will mit wöchentlich veröffentlichten Statistiken zeigen, dass Schulen keine Infektionsherde sind. Ein „Comité de pilotage“ (Lenkungsausschuss) analysiert täglich das Geschehen an jeder einzelnen Schule und ordnet es in vier Stufen ein. Bisher sei die vierte Stufe, die wegen einer festgestellten Infektionskette zu einer Distanzbeschulung führt, nur ganz selten eingetreten. Ein Grund dafür waren allerdings auch die Allerheiligenferien. Sie wirkten womöglich als Wellenbrecher.
Doch an den Statistiken gibt es auch Kritik. Denn sie zeigen nur aggregierte Zahlen für das gesamte Land. Das Ministerium verzichtet darauf, einzelne Schulen offen oder anonymisiert und damit langfristig vergleichbar anzuzeigen. Unklar ist, zu welchen Zeitpunkt eine Schule etwa von Stufe 3 auf 4 wechselt. Die Öffentlichkeit kann auch nichts über den Verlauf einzelner Infektionsherde erfahren. Zudem gibt es Interpretationsspielräume: Sind mehrere Fälle an einer Schule nur Einzelfälle oder schon eine Infektionskette? Die Tageszeitung „Luxemburger Wort“ veröffentlichte eine eigene Auswertung und kam zum Schluss, dass der Anteil positiv getesteter Schüler genauso hoch sei wie der Anteil positiv Getesteter in der Gesamtbevölkerung. Sind die Schulen also doch mehr in das hohe luxemburgische Infektionsgeschehen involviert als man gedacht hat?
Weihnachtsferien als große Unsicherheit
Inzwischen hat Meisch die Regeln verschärft. Wer sich im Unterricht bewegt, muss eine Maske tragen. In manchen Klassen der weiterführenden Schulen ist nun wieder ein Hybridunterricht eingerichtet. Zumindest aber bis zum Beginn der Weihnachtsferien am 18. Dezember werden die Schulen im Präsenzunterricht weiterarbeiten wie bisher. Die Ferien könnten wieder zum Wellenbrecher werden – oder das Gegenteil bewirken: Luxemburg hat den größten Ausländeranteil aller Staaten in der EU, manche Familien könnten über die Festtage in ihre Heimatländer fahren und dort womöglich mit Infektionsherden in Kontakt kommen. Dem luxemburgischen Stufenmodell steht seine größte Bewährungsprobe damit noch bevor. Erst nach einer ausführlichen Evaluation im neuen Jahr und anhand aussagekräftigerer Statistiken wird sich beurteilen lassen, ob das Modell zur Nachahmung taugt.
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