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#Fahrt in Quarantänehotel in China endet tödlich

„Fahrt in Quarantänehotel in China endet tödlich“

Ein Busunfall mit 27 Toten und 20 Verletzten hat in China abermals ein Schlaglicht auf die drastische Null-Covid-Politik geworfen. Bei den Verunglückten handelt es sich um Personen, die aus Seuchenschutzgründen aus der Hauptstadt der Provinz Guizhou in ein mehr als 200 Kilometer entferntes Quarantänehotel ge­bracht werden sollten.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Ob sie selbst mit Corona infiziert waren oder nur im gleichen Hochhaus mit Infizierten gewohnt hatten und deshalb als Kontaktpersonen betrachtet wurden, ließ die Lokalregierung offen. Der Bus habe sich gegen 2.40 Uhr am Sonntagmorgen aus ungeklärten Gründen überschlagen und sei in einem Graben gelandet, hieß es in einer Stellungnahme der Lokalregierung.

Guiyang soll die Betroffenen in Eile aus der Stadt transportiert haben

Die Nachricht von dem Unfall rief im chinesischen Internet einen Sturm der Entrüstung hervor. Zum einen gilt in China ein nächtliches Fahrverbot für Überlandbusse zwischen zwei und fünf Uhr morgens, das offenbar von den Behörden ignoriert wurde. Der Bezirk Sandu, in dem es zu dem Unfall kam, ist sehr bergig, Nachtfahrten sind dort besonders gefährlich. Zum anderen stehen die Behörden der Provinzhauptstadt Guiyang im Verdacht, die Betroffenen in Eile aus der Stadt transportiert zu haben, um eine Zielvorgabe der Provinz­regierung zu erfüllen. Diese hatte vergangene Woche einen Aktionsplan verabschiedet, in dem unter anderem das Ziel aus­gegeben wird, dass in Guiyang von Montag an keine Neuinfektionen außerhalb von Quarantäneeinrichtungen mehr auftreten sollen. Solche Vorgaben hat es auch in anderen Städten schon gegeben.

Sie führen gemeinhin dazu, dass Bewohner von Wohngebieten, in denen Corona-Fälle aufgetreten sind, im großen Maßstab in Quarantänehotels und provisorische Unterkünfte in anderen Orten gebracht werden, damit sie nicht mehr in der eigenen Statistik auftauchen. Einen Tag vor dem Unfall hatte die Stadt Guiyang in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass ihre Quarantäne­kapazitäten erschöpft seien. Deshalb seien bereits mehr als 7000 Personen in andere Städte und Regionen der Provinz gebracht worden. Weitere 3000 sollten folgen.

Laut dem Aktionsplan sollen die Maßnahmen zu einem erfolgreichen 20. Parteitag der Kommunistischen Partei beitragen. Zwar sind solche Formulierungen derzeit in vielen offiziellen Dokumenten zu finden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die örtlichen Behörden überall im Land wegen des am 16. Oktober beginnenden Parteitags unter besonderem Druck stehen, Corona-Ausbrüche unter Kontrolle zu ­bekommen, damit Staats- und Parteichef Xi Jinping seine Null-Covid-Politik als Erfolg darstellen kann. Kritik rief zudem hervor, dass der Fahrer des verunglückten Busses einen Ganzkörperanzug samt Augenschutz trug. Das könnte seine Konzentration und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt haben, so die Mutmaßungen.

Kritik zur Null-Covid-Strategie zensiert

Viele kritische Beiträge zu dem Unfall und der Null-Covid-Strategie wurden von den Zensoren gelöscht. Unter manchen, die weiterhin zugänglich waren, fanden sich Zehntausende Kommentare. Während kritische Hashtags am Montag kaum noch genutzt werden konnten, wurden offizielle Texte zu dem Thema unter dem Hashtag „Guiyang entschuldigt sich bei der ganzen Gesellschaft“ verbreitet. Wie groß die öffentliche Anteilnahme war, lässt sich daran ablesen, dass allein Beiträge unter diesem Hashtag bis zum Abend mehr als 590 Millionen Mal angesehen wurden.

In vielen Kommentaren wurde sarkastisch darauf verwiesen, dass die Regierung ihre drastischen Corona-Maßnahmen damit begründet, dass in China, anders als angeblich in westlichen Ländern, das Leben der Menschen Vorrang habe. Viele Bewohner der Provinzhauptstadt Guiyang dürfen ihre Wohnungen schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr verlassen.

Zu Beginn des Lockdowns kam es zu Versorgungs­engpässen. Mehrere Be­wohner berichteten der F.A.Z., dass sie zwei Tage lang hungern mussten oder nur dank der Unterstützung von Nachbarn Zugang zu Lebensmitteln erhielten. „Wir wissen immer noch nicht, wie lange der Lockdown noch dauern wird“, sagte eine Bewohnerin am Montag. Inzwischen verteilten die Behörden alle zwei bis drei Tage Essenspakete. Als Ausdruck der Trauer um die Opfer des Bus­unglücks hätten alle Bewohner am Sonntagabend gleichzeitig ihre Lichter aus­geschaltet, berichtete sie.

Scharfe Kritik an den Corona-Maßnahmen hatte es in den vergangenen Wochen auch aus Tibet und Xinjiang gegeben. Bewohner der tibetischen Hauptstadt ­Lhasa verbreiteten unter anderem Videos von provisorischen Bettenlagern mit frag­würdigen hygienischen Bedingungen. Ein Video aus der Stadt Yining in Xinjiang zeigte Uiguren, die über Hunger klagten und einen lokalen Kader konfrontierten. Es steht zu befürchten, dass ethnische Minderheiten in Tibet und Xinjiang den drastischen Corona-Maßnahmen besonders schutzlos ausgeliefert sind, weil sie ihrem Unmut kaum Gehör verschaffen können. Immer wieder kommt es in China zu Festnahmen von Personen, die angeblich „Gerüchte“ über die Corona-Maßnahmen verbreitet haben sollen.

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