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#Schwitzen fürs Kulturerbe

Schwitzen fürs Kulturerbe

Finnische Sauna: Pflege auch für die Seele

Es musste allen Unvoreingenommenen schon lange vor dem am Donnerstag gefassten Beschluss der Unesco klar sein, dass die finnische Beziehung zur Sauna zum Weltkulturerbe zählt. Auf 5,5 Millionen Finnen kommen mehr als drei Millionen Saunen; über den Saunagang werden in Finnland Filme gedreht und Lieder gesungen; beim Schwitzen in der Sauna machen die Finnen Geschäfte und Politik, tauschen Neuigkeiten aus, pflegen Körper und Seele; Sauna ist der einzige finnische Begriff, der es als Fremdwort in viele andere Sprachen der Welt geschafft hat. Überraschend an der Entscheidung der Vereinten Nationen war angesichts dieser Faktenlage vor allem, dass sie erst jetzt getroffen wurde. Dass Transpirationsleistungen prinzipiell das Zeug zum Weltkulturerbe haben, ist auch nichts Neues. Die in Estland beliebte Rauchsauna steht jedenfalls schon seit sechs Jahren auf der Unesco-Liste. Dabei ist sie vergleichsweise primitiv, weil ohne Luftabzug.

Sebastian Balzter

Sebastian Balzter

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Reiner Burger

Till Fähnders

Wie also konnte es bloß dazu kommen, dass die Finnen in dieser Angelegenheit von den Esten überholt wurden? Risto Elomaa, der Präsident der finnischen Sauna-Gesellschaft, kennt die Antwort. In seinem Wochenendhaus, selbstredend mit einer eigenen Sauna ausgestattet, nimmt er zurzeit Glückwünsche aus aller Welt entgegen. „Finnland hat das Abkommen zur Wahrung des immateriellen Kulturerbes überhaupt erst 2013 unterschrieben“, berichtet er zwischendurch. „Vorher konnten wir uns schlicht nicht bewerben.“ Üblicherweise werden die Finnen für ihre Fortschrittlichkeit gelobt; beim Weltkulturerbe-Vertrag waren ihnen tatsächlich gleich 151 Staaten voraus, nicht nur Estland. Nun ist das heiße Thema ausgestanden.

Für die Zukunft gibt sich der Sauna-Präsident zuversichtlich, obwohl wegen der Corona-Seuche derzeit auch in weiten Teilen Finnlands die öffentlichen Saunen geschlossen sind. Warme, feuchte Luft einzuatmen sei womöglich eine wirksame Covid-19-Prävention, mutmaßt Elomaa, dazu werde gerade geforscht. Und die andere große Geißel der Menschheit, die Erderwärmung, sei für die Saunakultur keine Bedrohung, im Gegenteil. Das heiße Bad sei nämlich nicht nur im Winter eine Wohltat, mit anschließendem Untertauchen im eiskalten Wasser. „Ich habe eine Zeitlang in Sambia gelebt und mir dort natürlich auch eine Sauna gebaut“, berichtet Elomaa. „Eine Außentemperatur von 40 Grad fühlt sich herrlich frisch an, wenn man aus 80 Grad heißem Dampf kommt.“

Europäische Bauhütten: Parabel über Ausdauer

Die Unesco führt das Bauhüttenwesen – also die Traditionen und Techniken zum Erhalt der großen Kirchen und Kathedralen in Europa – nun als Praxisbeispiel für „immaterielles Kulturerbe“. Nicht das ist bemerkenswert. Erstaunlich ist vielmehr, dass der Eintrag erst jetzt geschah. Denn ohne das von Generation zu Generation weitergetragene Bauhüttenwissen wäre es schlicht nicht möglich gewesen, Großbauten wie den Kölner Dom oder das Straßburger Münster zu erhalten, die für unser aller Vorstellung und Erfahrung davon essentiell sind, was christlich-abendländische Kultur ist.

Bauwerksarbeit: Ulmer Münster


Bauwerksarbeit: Ulmer Münster
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Bild: dpa

Die Bewerbung um den Titel „immaterielles Kulturerbe“ war von 18 Bauhütten aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz eingereicht worden. Deshalb dürfen sich nun alle diese Bauhütten wie jene am Aachener, Bamberger, Wiener und Xantener Dom, am Dom St. Maria zur Wiese Soest sowie am Baseler, am Freiburger, am Ulmer und am Schwäbisch Gmünder Münster oder am Nidarosdom in Trondheim mit dem Titel schmücken. Als einzig säkulare Bauhütte des Bewerberverbundes kommt die Zwingerbauhütte Dresden hinzu.

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