#Fast ein Viertel der Süßwassertiere ist bedroht

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Obwohl Süßwasser nur etwa ein Prozent der Oberfläche unseres Planeten ausmacht, beherbergt es rund zehn Prozent aller bekannten Arten. Wie gefährdet die Süßwasserfauna ist, war bislang allerdings weitgehend unklar. Nun haben Forschende für die Rote Liste der bedrohten Arten detailliert den Gefährdungsstatus der mehr als 23.000 bekannten Arten von Süßwassertieren bewertet. Demnach sind 24 Prozent der untersuchten Spezies bedroht, unter anderem durch Wasserverschmutzung, Staudämme, Landwirtschaft und invasive Arten. Die Ergebnisse können dabei helfen, Schutzbemühungen besser auf Süßwassertiere zuzuschneiden.
Seit Jahrzehnten veröffentlicht die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) Rote Listen der bedrohten Arten, auf der sie für zahlreiche Organismengruppen und Spezies angibt, inwieweit diese gefährdet sind. Während die Roten Listen detaillierte Informationen zu Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien umfasst, blieben Tiere, die überwiegend im Süßwasser leben bisher weitgehend unbeachtet. Bisherige Schutzbemühungen orientierten sich deshalb eher an den bekannten Informationen über Landtiere. Für den Schutz von Süßwasserökosystemen wurden dagegen vor allem abiotische Faktoren wie die Wasserqualität herangezogen.
Rote Liste für bedrohte Süßwassertiere
„Diese Daten sind jedoch unzureichend, um die spezifischen Bedürfnisse von Süßwasserarten widerzuspiegeln und Biodiversitätsziele zu erreichen“, erklärt ein Team um Catherine Sayer von der IUCN in Cambridge in Großbritannien. Sayer und ihre Kollegen haben daher für die Rote Liste der bedrohten Arten den Gefährdungsstatus von 23.496 Arten von Süßwassertieren analysiert – darunter Fische, Insekten mit wasserlebenden Larven wie die Libellen und Krebstiere wie Krabben, Krebse und Garnelen.
„Unsere Analyse zeigt, dass 24 Prozent der untersuchten Arten gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits in freier Wildbahn ausgestorben sind“, berichten die Forschenden. „Dieser Wert ist vergleichbar mit dem von Landtieren, von denen 23 Prozent bedroht sind.“ Den höchsten Prozentsatz an bedrohten Arten verzeichneten Sayer und ihr Team mit 30 Prozent für Krebstiere, gefolgt von 26 Prozent für Süßwasserfische und 16 Prozent für Libellen. Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass diese Werte mit großer Unsicherheit behaftet sind, da für 23 Prozent der untersuchten Arten zuverlässige Daten fehlen.
Bedrohung durch Verschmutzung, Dämme und Landwirtschaft
Als wichtigste Bedrohung identifizierte das Forschungsteam die Wasserverschmutzung, durch die 54 Prozent der bedrohten Süßwasserspezies gefährdet sind. 39 Prozent sind durch Dämme und Wasserentnahmen beeinträchtigt, 37 Prozent durch Landnutzungsänderungen und Auswirkungen der Landwirtschaft. Invasive Arten und Krankheiten tragen bei 28 Prozent der bedrohten Arten zur Gefährdung bei.
Diese Faktoren wirken sich spezifisch auf die im Süßwasser lebenden Arten aus, sodass sie durch allgemeine Schutzbemühungen, die sich an Landtieren orientieren, nur unzureichend abgedeckt werden, wie Sayer und ihre Kollegen erklären. Beispielsweise überschneiden sich die Gebiete, in denen besonders bedrohte Landtiere vorkommen, kaum mit den Lebensräumen besonders bedrohter Süßwassertiere. Auch abiotische Faktoren wie die Wasserqualität sind den Forschenden zufolge als Maßstab für Schutzbemühungen ungeeignet.
„Schutzbemühungen, die sich auf abiotische Faktoren verlassen, können zu suboptimalen oder sogar schädlichen Ergebnissen führen und sollten deshalb neu bewertet werden“, schreiben Sayer und ihr Team. „Wir hoffen, dass unser globaler IUCN-Rote-Liste-Datensatz für Süßwasserarten dazu beitragen kann, evidenzbasierte Strategien einzuführen, um den weiteren Verlust der Artenvielfalt im Süßwasser einzudämmen.“
Quelle: Catherine Sayer (IUCN (International Union for Conservation of Nature), Cambridge, UK) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-024-08375-z
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