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#Finanzkolumne: Warum sich die Lebensversicherung überlebt hat

„Finanzkolumne: Warum sich die Lebensversicherung überlebt hat“




Die Lebensversicherung gilt längst nicht mehr als das Altersvorsorgeprodukt Nummer eins. Viele Menschen wenden sich mittlerweile anderen Anlagemöglichkeiten zu. Ist das immer sinnvoll?

Mach erst mal eine Banklehre und schließ eine Lebensversicherung ab“. So oder so ähnlich klang noch vor 20 Jahren die Empfehlung von Eltern, Großeltern oder Verwandten an Heranwachsende zum Start ins Berufsleben. Die einstmals beliebte Banklehre hat bei jungen Menschen an Anziehung verloren. Und auch die Lebensversicherung wird ihrem früheren Alleinstellungsmerkmal als das Altersvorsorgeprodukt heute nicht mehr gerecht. Wegen zu hoch gesetzten Erwartungen, zu vielen gebrochenen Versprechen und nicht erreichten Vorsorgezielen wenden sich immer mehr Menschen von der klassischen Lebensversicherung ab. Aber wohin und ist das auch immer richtig so?

Für Neu- oder Erstkunden sind kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen ein Minusgeschäft. Seit Januar 2022 beträgt der Garantiezins auf Lebensversicherung nur noch 0,25%. Selbst mit ca. 2,5% nicht garantierten Erträgen pro Jahr, was in etwa der durchschnittlichen laufenden Verzinsung deutscher Lebensversicherer seit 2016 entspricht, wird man hiermit weit unterhalb der Inflation bleiben. Jeder Euro, der heute in solch eine Lebensversicherung eingezahlt wird, verliert an Kaufkraft.

Viele Lebensversicherer verzichten mittlerweile auf den Garantiezins

Die Garantie kostet eben. Viele Lebensversicherer haben dies erkannt und verzichten bei neuen Produkten ganz auf den Garantiezins und versprechen dafür eine beispielsweise 80-prozentige Beitragsgarantie. Der Versicherer garantiert also nur noch, dass am Ende der Laufzeit 80% der eingezahlten Beiträge erhalten bleiben. Der Rest wird am Kapitalmarkt investiert, was dem Vertrag die Mehrrendite bringen soll. Da stellt sich die Frage, warum man nicht gleich den gesamten Betrag selbst an der Börse investieren sollte und sich so die Versicherungskosten spart. Aber das ist ein anderes Thema.

Schauen wir auf die über 80 Millionen schon bestehenden Verträge. Diese schützen zwar auch nicht ausreichend vor hoher Inflation. Eine Fortführung kann aber manchmal sinnvoll sein. Altverträge hatten noch bis in die Mitte der 1990er Jahre wegen der alten (günstigeren) Sterbetafeln Garantieverzinsungen von bis zu vier Prozent. Eine solche hohe Mindestverzinsung macht die Versicherung heute noch attraktiv. Eine Kündigung wäre unklug.

Vergleichbares gilt für kapitalbildende Lebensversicherungen, die vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossen und in diese mindestes fünf Beitragsjahre eingezahlt worden ist. Hier ist die Auszahlung am Ende der Laufzeit steuerfrei, was die Rendite erhöht.

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Vor Kündigung einer Versicherung sollte man sich unabhängig beraten lassen

Vorsichtig muss man bei Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen sein. Wer diese mit einer Lebensversicherung verbunden abgeschlossen hat, sollte Letztere keinesfalls voreilig kündigen. Denn dadurch verliert man automatisch den Berufsunfähigkeitsschutz. Nur wenn beide Absicherungen entbehrlich sind, kann so ein Schritt infrage kommen. Eine Kündigungsentscheidung sollte man ohnehin nicht auf die leichte Schulter nehmen. Besser ist es, sich vorher unabhängig beraten zu lassen.

Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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