Fountain of Youth: Guy Ritchie gerät ins Stolpern

Inhaltsverzeichnis
Luke ist ein Schatzjäger, und er hat mit seinem neuen Job den Jackpot geknackt: Für den Milliardär Owen Carver soll er nichts anderes als die Quelle des ewigen Lebens finden. Die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, sind enorm. Allerdings braucht er für den Job die Hilfe seiner Schwester, die so gar nicht davon begeistert ist, dass ihr Bruder es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt.
«Fountain of Youth»
USA/Großbritannien 2025
Regie: Guy Ritchie. Drehbuch: James Vanderbilt. Schnitt: James Herbert. Musik: Christopher Benstead. Kamera: Ed Wild. Produzenten: Ivan Atkinson, David Ellison, Dana Goldberg, Don Granger, Jake Myers, Guy Ritchie, Tripp Vinson. Besetzung: Natalie Portman, John Krasinski, Domhnall Gleeson, Carmen Ejogo, Arian Moayed, Eiza González, Laz Alonso, Benjamin Chivers, Stanley Tucci, Daniel de Bourg
Selten hat ein Film so viel Talent vergeudet wie «Fountain of Youth». Natalie Portman, John Krasinski in einem Film von Guy Ritchie? Das muss doch rocken. Ritchie hat zuletzt mit «The Ministry of Ungentlemanly Warfare» und seiner Serie «The Gentlemen» gezeigt, dass er es immer noch kann britisch, bissig, pointiert. Dass «The Ministry of Ungentlemanly Warfare» finanziell nicht viel gerissen hat, ist der schönen, neuen Filmwelt zu verdanken, in der Streamer den Ton angeben und man als Kinofan überhaupt noch froh sein muss, wenn Filme von der Größe von «The Ministry of Ungentlemanly Warfare» noch einen Gnadenstart auf der großen Leinwand erhalten. Amazon hat den Film produziert und lieber im Stream groß rausgebracht.
Ritchie ist ein erstaunliches Arbeitstier. Fast jedes Jahr haut der Mann eine aufwendige Produktion raus, und er arbeitet mit großen Budgets. 180 Mio soll AppleTV+ in «Fountain of Youth» investiert haben. Während AppleTV+ im seriellen Bereich Boutiquen-Serien abliefert wenige, die dann aber teuer sind und in der Regel wirklich verdammt gut aussehen, tolle Geschichten erzählen, mutig ihrer Wege gehen schafft AppleTV+ es einfach nicht, Spielfilme in den Stream zu drücken, über die man spricht und die weit über die Abonnentenkreise hinaus glänzen. «Napoleon» von Ridley Scott mag eine Ausnahme darstellen. Ob er gut ist, das steht aber auf einem anderen Blatt.
Und nun also hat man sich Guy Ritchie gegönnt.
Luke (Krasinski) ist ein Dieb. In Thailand hat er ein Bild geklaut, in London stiehlt er eines. Hier ist es ein Rembrandt. Den aber stiehlt er nicht irgendwo. Er stiehlt ihn in dem Museum, in dem seine Schwester Charlotte (Natalie Portman) als Kuratorin arbeitet. Die verliert denn auch prompt ihren Job, da man ihr nicht glaubt, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Was Luke so eingeplant hat. Er braucht Charlottes breites archologisches, kunsthistorisches Wissen, denn dieser Mann, für den er arbeitet, Owen Carver, ist bereits für die Suche nach der Quelle des ewigen Lebens viel, viel Geld zu investieren. Carver (Domhnall Gleeson) gibt die Erklärung für seine Suche selbst. Er hat Magenkrebs und nicht mehr lange zu leben. Wenn es die Quelle gibt, hat er eine Chance, wenn nicht, erlebt er zumindest ein letztes Abenteuer. Die Diebstähle stehen derweil mit der Suche in einem direkten Zusammenhang. In den Bildern sind Hinweise versteckt. Rembrandt und diverse seiner Zeitgenossen haben einen Lageplan verfasst. Sie wussten von der Quelle. Selbst aber haben sie sie für sich nicht in Anspruch genommen. Warum eigentlich nicht?
Verschenkt
In dieser Geschichte steckt ein charmantes Abenteuer. Und so fängt der Film auch mit einer spektakulären Actionsequenz in Bangkok an, der direkt eine weitere Szene in einem Zug folgt und auch dem Diebstahl in London folgt eine absolut brillant gefilmte Autoverfolgungsjagd in London. Der Film kennt in den ersten 25 Minuten keinen Stillstand. Spektakel folgt auf Spektakel. Und wie es sich gehört, wird eine Gegenspielerin eingeführt: Esme (Eiza González Reyna) ist eine geheimnisvolle Schönheit, die aber offenbar nicht im Auftrag derer arbeitet, mit denen sich Luke in Thailand angelegt hat. Doch dann bricht der Film vollkommen in sich zusammen. Statt cleverer Dialoge und markanter Figuren, eigentlich eine Spezialität von Ritchie, bekommt man ab London eine Abenteuerschnitzeljagd nach Schema F, die mehr an einen Familienausflug im Indiana-Jones-Kostüm erinnert als an große Kinomagie. Die Handlung bleibt erstaunlich zahnlos und das, was an Konflikt zwischen den Geschwistern Luke und Charlotte angedeutet wird, ist in der jeweils nächsten Szene schon wieder vergessen.
Was wirklich enttäuscht, als direkte Folge dieser gewollten Konflikte, ist das verschenkte Zusammenspiel von Krasinski und Portman. Beide sind Stars mit Charisma, aber ihre Rollen bleiben so dünn geschrieben, dass es egal ist, ob sie streiten, rätseln oder sich mit bösen Buben anlegen denn nichts davon erzeugt Nachhall. Portman wirkt unterfordert, Krasinski routiniert, und der sonst so charismatische Domhnall Gleeson scheint nicht zu wissen, ob er den heimlichen Bösewicht, den Mentor oder einfach nur einen reichen Exzentriker spielen soll.
Nun ist Guy Ritchie ein Regisseur mit einer Vorliebe für Schrammen, Narben und scharfe Kanten. Und das ist auch völlig in Ordnung, schließlich weiß man bei ihm meist, woran man ist. Nur: «Fountain of Youth» ist kein Londoner Gangsterfilm, sondern Familienkino. Ein großes Abenteuer mit Herz und Humor. Zumindest theoretisch. Doch wenn hier böse und gute Buben aufeinandertreffen, kracht es immer wieder überraschend heftig. Da wird geschossen, gestorben, geopfert, als wären wir mitten in einem düsteren Agententhriller. Okay, auf visuelle und auditive Darstellungen von Gekröse und Genickbrüchen wird für die Jugendfreigabe verzichtet aber «Fountain of Youth» wird von einer bemerkenswerten Kälte gegenüber allem, was außerhalb des Inner Circle der Hauptfiguren passiert, durchzogen: Wer hier keinen Rollennamen trägt, darf weg. Moralische Leitplanken? Fehlanzeige. Und genau das irritiert: Der Film will familienfreundlich sein, aber erzählt Konflikte mit der Empathie eines Vorschlaghammers. Stirbt halt. Nächste Szene.
«Fountain of Youth» gleicht einer Schatztruhe voller Plastikedelsteine: hübsch anzusehen, aber hohl. Ein Abenteuerfilm, der das Staunen verlernt hat, inszeniert von einem Guy Ritchie, der die Geschichte offenbar lieber mit Jason Statham verfilmt hätte. Stattdessen gibt es eine Story, die sich selbst genügt, solange alles irgendwie glänzt. «Fountain of Youth» ist ein verschenkter Film mit einem unterforderten Cast für ein Publikum, das am Ende vor allem eines sucht: den Umschaltknopf auf der Fernbedienung.
Seit 23. Mai bei AppleTV+
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