#Fraktur zum Brücken-Lockdown und zur Impfkampagne
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„Fraktur zum Brücken-Lockdown und zur Impfkampagne“
Kennen Sie den? Tritt ein Pfarrer nach einem langen, gottgefälligen Leben vor seinen Schöpfer. Am Ende des freundlichen Willkommensgesprächs wagt er noch eine Frage: „Mein Gott, warum hast Du mich, obwohl ich Dir immer treu gedient und Dich so oft darum gebeten habe, nicht auch nur ein einziges Mal im Lotto gewinnen lassen?“ Antwortet der Herrgott: „Das hätte ich gerne getan, wenn Du auch nur ein einziges Mal einen Lottoschein ausgefüllt hättest.“
Warum uns dieser alte Witz gerade jetzt wieder einfällt? Er hat ja nun gar nichts mit Missbrauch zu tun. Aber doch viel mit Glück, Gnade und Formularen. Und damit baut uns der Witz schon eine ganz breite Brücke hin zur deutschen Impfkampagne.
Kampängchen oder Kampanne?
Wobei man eher von einem Kampängchen sprechen müsste oder wenigstens von einer Kampanne. Beim Impfen stellt Deutschland sich ja ungefähr so an wie Berlin beim Bau eines Flughafens. Nein, das ist eigentlich ungerecht. Wenn es bei der Errichtung des Airports so zugegangen wäre wie bei der Bekämpfung der Pandemie, dann würde man sich im märkischen Sand immer noch fragen, was größere Priorität habe, der Rückbau der Brandschutzanlage oder die Verlegung der Landebahn.
So aber können die Glücklicheren unter uns von „Willy Brandt“ aus schon nach Malle fliegen, während wir vom Fluch der späten Geburt verfolgten Pechvögel mit wundgewählten Fingern weiter in Hotline-Warteschleifen hängen, in denen man höchstens zu jemandem durchkommt, der auch nicht weiß, wo man wenigstens Astra-Zeneca bekommt, wenn man sich traute.
Vor einem Impfzentrum herumlungern
Uns bleibt da wohl tatsächlich nichts anderes übrig, wie empfohlen abends vor einem Impfzentrum herumzulungern für den Fall, dass die noch einen Schuss lauwarmen Impfstoffs übrig haben. In Berlin, so hörten wir, sind auf diese Weise schon Bauarbeiter in den Genuss einer unerwarteten Injektion gekommen; die haben aber auch keine Scheu vor Flüssigem, das „Astra“ heißt.
Ja, Berlin, da muss man hin. Da kriegt man anders als etwa im bürokratischen Hessen sogar schon als Sechzigjähriger seinen „Pieks“ – wenn man nicht so dumm war, einem Versicherungsvertreter (!) zu glauben, Privatversicherte würden in unserem Land jedenfalls nicht schlechter behandelt als die Kassenpatienten. Was der Vertreter jetzt wohl dazu sagen würde, dass den Privatpraxen der Impfstoff wieder entzogen wurde? Wir ahnen es: Es sei doch besser, erst dann geimpft zu werden, wenn bei den Kassenpatienten alle Nebenwirkungen erforscht seien.
Einfach mal was raushauen
Das wäre dann wohl das, was man eine Brückenbegründung nennen könnte: einfach mal was raushauen, bis einem etwas Besseres einfällt. Und für den Anfang war das mit dem Brücken-Lockdown ja gar nicht schlecht. Da denken doch nur unverbesserliche Querdenker an Bernhard Wickis Antikriegsfilm oder an den neueren Nordic-Noir-Streifen „Die Brücke – Transit in den Tod“. Wir dagegen fingen sofort an zu summen „Sur le pont d’Avignon, on y danse, on y danse …“
Der Kanzlerin allerdings würde wohl ein anderes Lied aus ihrer Jugend in den Sinn kommen: „Über sieben Brücken musst du gehn, sieben dunkle Jahre überstehn…“ Dabei sind es bei ihr ja nur noch sechs Monate plus Nachspielzeit, wenn die FDP wieder so eine Hängebrückenpartie hinlegen sollte. Lindner muss ja auch noch erst einen Dreh finden, wie er begründet, dass es besser sei, lieber schlecht mit den Grünen und der SPD zu regieren als gar nicht.
Die SPD tut sich leichter damit, alle Brücken hinter sich abzureißen; der Union will sie ja auf keinen Fall mehr noch einmal zur Kanzlerschaft verhelfen. CDU und CSU scheinen freilich selbst keine große Lust mehr darauf zu haben. Kaum baut einer an einem Steg, der über den reißenden Strom der Pandemie hinüber zum Kanzleramt führt, sägt ein anderer, ritzeratze, voller Tücke in die Brücke eine Lücke.
Am Schluss könnten dabei freilich die ganze Union und ihr Wahlsieg ins Wasser fallen, während die lachenden Dritten, also die Grünen, in Merkels ehemaligem Büro den Bio-Champagner knallen lassen. CDU und CSU dürften dann aber wohl nicht einmal mehr einen Platz auf Erdogans Diwan angewiesen bekommen.
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