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#Frankfurter Flächen

„Frankfurter Flächen“

Frankfurter Flächen

Das Sonett „Leben“ von José Hierro auf Spanisch und Deutsch, zerlegt in kurze Wortfolgen, auf wechselnd be­­leuchtete Plexiglasscheiben ge­druckt: So empfängt uns der grundverspielte spanische Gastlandpavillon der Buchmesse. Er fordert uns nicht nur zur Sonett-Rekonstruktion auf, sondern auch zum Lyrikhören auf stählernen Stühlen oder zum entschiedenen Aussprechen eines Lieblingsworts ins Mikrofon einer „Übersetzung“ getauften Installation, die auf einem Bildschirm das Wort in Farben und Formen umwandelt. Nicht jede Übersetzung glückt in dem halbverschatteten Raum, so wird auf einer deutschen Tafel aus dem fünfhundertsten Todestag des Humanisten An­­tonio de Nebrija der fünfte. Hierro indes hätte sich aus entrückter Perspektive nicht groß darum geschert: „Nach allem ist doch alles nichts gewesen, / obwohl es einst alles gewesen ist.“
spre

Europas Bücher

Dem europäischen Buchmarkt ging es 2021 gut. Das zeigen die aggregierten nationalen Zahlen, die der Europäische Verlegerverband zum Messeauftakt präsentierte. Der Umsatz legte um 6,5 Prozent gegenüber 2020 zu, womit er auch über dem noch von der Pandemie verschonten Jahr 2019 liegt. Erwirtschaftet wurde er mit etwa 30.000 weniger Titeln als 2019. Auffällig gut schlug sich das Kinderbuch mit einem gegenüber 2019 um 1,7 Prozent gewachsenen Anteil am Gesamtumsatz. Bei den Verkaufs­kanälen ging der Zuwachs der Online-Verkäufe gegenüber 2020 gebremst weiter, gegenüber 2019 waren es bereits plus 6,1 Prozent. Darunter litten die Verkäufe in Buchhandlungen, die 2022 immerhin wieder eine Tendenz nach oben zeigen. Die negativen Ef­fekte steigender Papierpreise auf den Markt müssen sich erst noch erweisen.
hmay

Tischlein deck dich und bleib da

Ein Tisch ist gedeckt zwischen den Verlagen Rowohlt und Bastei-Lübbe, mitten auf der Kreuzung von Gang B in Halle 3.0 mit einer der rot beteppichten Querachsen. Wobei „ge­deckt“ ein Euphemismus ist: Auf dem Tisch finden sich eine Flasche No-Name-Mineralwasser und ein Suppenlöffel – als hätte Ilya Kabakov die triste Lage des Buchhandels darstellen wollen. Also ein Kunstobjekt? Jedenfalls so sorgsam arrangiert, dass daran seit Tagen nicht gerührt wurde, wie am benachbarten Stand des Selfpublisher-Verbands zu hören ist: Selbst als der rote Fußbodenbelag ausgerollt wurde, hatte man den bestückten Tisch vorsichtig beiseitegetragen, um ihn danach wieder auf die Wegekreuzung zurückzustellen. Bis 9.45 Uhr steht er dort mitten im Publikumsverkehr. Die Geduld der Buchbranche er­staunt. Dann wird er vom messeeigenen Serviceteam abgedeckt und entfernt.
apl

Der oder die oder was?

Bisweilen fehlt es selbst den Gutmeinendsten noch an Übung, um sämtlichen Vorgaben des korrekten Gender-Sprachgebrauchs zu entsprechen. So stolperte Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig in ihrer Eröffnungs­rede zum Lesefest „Open Books“ über die angemessene Bezeichnung von Kim de l’Horizon, der nichtbinären Person, die tags zu­vor den Deutschen Buchpreis gewonnen hatte. Als „Buchpreisträger“ im altehrwürdigen generischen Maskulinum und ganz ohne Glottisschlag, den zuvor noch Frank Scholze, Generaldirektor der Deutschen Nationalbibliothek, in seiner Begrüßungsrede schulfilmreif vorgeführt hatte, bezeichnete sie Kim de l’Horizon und erntete Ge­tuschel und Zwischenrufe. Es sind wohl solche Momente, die Kim de l’Horizon sagen lassen: „Geschlechtszuschreibungen sind ein Fluch, dagegen hilft nur Schreiben als hexerische Kraft.“
mab.

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