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Französin Boisson sorgt für Tennis-Sensation bei French Open

Als es vorbei war, entlud sich all die Anspannung, die sich über mehr als zwei Stunden aufgebaut hatte, in zwei Richtungen. Die rund 15.000 Zuschauer im größten Tennisstadion von Paris sprangen fast ausnahmslos von ihren Sitzen auf. Lois Boisson sank zu Boden und lag für einen kurzen Moment einfach nur im rotbraunen Sand, mit den Händen vorm Gesicht und dem Schläger neben sich.

Die Französin arbeitet bei den French Open weiter an einer der erstaunlichsten Geschichten, die das moderne Tennis zu bieten hat. Mit ihrem Sieg gegen die Russin Mirra Andrejewa (7:6 (8:6), 6:3) ist die Zweiundzwanzigjährige am Mittwoch bei ihrem Grand-Slam-Debüt ins Halbfinale eingezogen. „Es ist unglaublich für mich“, sagte Boisson, die am Donnerstag gegen die US-Amerikanerin Coco Gauff um den Einzug ins Finale spielt. Die Weltranglistenzweite setzte sich im Viertelfinale gegen ihre Landsfrau Madison Keys 6:7 (6:8), 6:4, 6:1 durch.

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„Jedes Kind, das Tennis spielt, hat den Traum, einen Grand-Slam zu gewinnen“, sagte Boisson, „mein Traum ist es, das Turnier zu gewinnen, nicht im Halbfinale zu sein.“ Sie ist erst die dritte Spielerin, die in ihrem ersten Major-Turnier die Runde der letzten Vier erreicht hat. Das war zuvor nur Monica Seles und Jennifer Capriati 1989 und 1990 in der französischen Hauptstadt gelungen. Als 361. der Weltrangliste ist Boisson zudem die am niedrigsten eingestufte Spielerin der vergangenen 40 Jahre, die es ins Semifinale bei einem Grand-Slam-Turnier geschafft hat.

Ihr Debüt bei einem der vier großen Turniere sollte sie eigentlich schon im vergangenen Jahr in Paris geben. Dann verhinderte ein Kreuzbandriss in der Vorbereitung die Teilnahme. Boisson musste neun Monate pausieren, kämpfte sich aber zurück und erhielt vom Turnierveranstalter eine Wildcard.

„Die Zuschauer sind auf meiner Seite“

Das ermöglichte ihr diesen Durchmarsch erst. Und weil sie die letzte Französin im Turnier ist, kann sich Boisson in den Matches auch der frenetischen Unterstützung der Zuschauer sicher sein, die gegen Andrejewa wie schon in den Runden zuvor gehörig Radau machten. „Die Zuschauer setzen mich nicht unter Druck, weil sie auf meiner Seite sind“, sagte Boisson: „Aber für Spielerinnen aus anderen Nationen ist das wirklich schwierig.“

Die 18 Jahre alte Russin begann besser, sicherte sich früh ein Break und ging 3:0 in Führung. Doch im Anschuss verlor sie den Faden. Und Boisson spielte, angestachelt vom Publikum, phasenweise groß auf. Immer wieder gelang es ihr, ihre starke Vorhand gewinnbringend einzusetzen. Den Tie-Break gewann Boisson durch einen der vielen Fehler von Andrejewa, die insgesamt 43 Schläge ohne Not ins Netz oder ins Aus spielte.

Verunsicherter Tennis-Teenager

Im zweiten Satz wiederholte sich alles: Wieder ging Andrejewa früh mit einem Break in Führung, wieder ließ sie sich aus dem Konzept bringen. Und irgendwann wirkte der Tennis-Teenager, der einen steilen Aufstieg auf den sechsten Weltranglistenplatz hinter sich hat, völlig verunsichert.

Das Publikum dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben. Immer wieder riefen Zuschauer etwas von den Rängen zwischen Andrejewas erstem und zweitem Aufschlag, buhten sie sogar aus. „Ich wusste, was mich erwarten würde“, sagte Andrejewa: „Im ersten Satz bin ich damit wirklich gut umgegangen, aber mit den Nerven und dem Druck wurde es schwieriger. Ich werde daraus lernen.“

Als das Match verloren und Boisson zu Boden gesunken war, eilte Andrejewa schnurstracks zu ihrer Bank und packte ihre Tasche. Sie schüttelte ihrer Gegnerin noch fix die Hand und umarmte sie kurz, als diese aufgestanden war. Dann wollte sie nur noch weg. Raus aus dieser feindlichen Umgebung. Raus aus diesem Stadion. Die französische Party war da längst in vollem Gange. 

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