#Frauen sind nicht die Verliererinnen der Pandemie
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„Frauen sind nicht die Verliererinnen der Pandemie“
Ein Gap kann ein Spalt sein, eine Lücke oder eine Kluft. Zwischen Männern und Frauen reißen ja schon in den privaten Beziehungen ständig Geschlechtergräben auf, zum Beispiel, wenn der eine die andere einfach nicht versteht, oder beim Einparken, wenn der eine sagt: Da kommst du locker rein, und die andere trotzdem nach wildem Kurbeln aufgibt und lieber eine weitere Viertelstunde durch Frankfurt-Bornheim kurvt, bis sie einen auch für die Frau am Steuer geeigneten Parkplatz gefunden hat.
War das jetzt ein geschlechterungerechter Einstieg ins Thema Frauen und die Pandemie? Hoffentlich nicht. Denn es ist nicht die Absicht dieses Textes, den Graben zwischen Männern und Frauen breiter zu machen. Sondern, ihn zum Wechsel zwischen den Corona-Jahren 2020 und 2021 ein wenig zuzuschütten.
Das erscheint bitter nötig. In der auch im Rhein-Main-Gebiet geführten Gap-Debatte in der schier endlosen Corona-Zeit geht es nicht um unterhaltungsliterarisch-biologistische Mars-Venus-Vergleiche und Befunde wie die angebliche Unfähigkeit von Männern, zuzuhören. Vielmehr reden Männer und vor allem Frauen über gesellschaftliche Missstände, die in der Corona-Krise besonders sichtbar würden, sich sogar verschärft hätten. Dabei ist meist von Gender Gaps die Rede, nicht so sehr von Geschlechtergräben: Gender Care Gap, Gender Pay Gap, Gender Time Gap und Digital Gender Gap (komischerweise nicht Gender Digital Gap).
So beginnt der Tag in Frankfurt und Rhein-Main: das Wichtigste in Kürze, mit Hinweisen auf mobile Blitzer, Straßensperrungen, Gaststätten.
Sind die Frauen in der Region die Verliererinnen des Krisenjahrs 2020, und wird 2021 alles sogar noch schlimmer? Wer denen zuhört, die in den vergangenen Monaten öffentlich darüber gesprochen haben, könnte das glauben. Wer denen lauscht, die privat darüber reden, sieht es hoffentlich differenzierter.
Hinein in alte Muster
Öffentlich ist zum Beispiel eine Online-Veranstaltung im Dezember, aber an der Abstimmung, zu der die Moderatorin am Anfang aufruft, beteiligt sich jede Zuhörerin privat. Eingeladen hat das „Netzwerk Wiedereinstieg“, ein Zusammenschluss von acht hessischen Trägern, die Frauen bei der Rückkehr in den Beruf beraten, coachen und qualifizieren. Am Anfang werden die Teilnehmerinnen gebeten, mit einem Klick abzustimmen: „Rollout oder Rollback?“ 57 Prozent der Zuhörerinnen, die sich an der Umfrage beteiligen, sagen: Rollback. Sie sehen eine Rolle rückwärts, hinein in alte Muster. Aber immerhin 24 Prozent stimmen für „Rollout“: Wie bei neu eingeführten Produkten auf dem Markt erkennen sie Potential für Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen durch Corona.
Die Referentin der Tagung, Aline Zucco von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, sieht mehr Anzeichen für die Rückwärtsrolle. „Die Krise verstärkt bestehende Ungleichheiten“, sagt die Wissenschaftlerin. Sie spricht vom ohnehin bestehenden Gender Time Gap: Männer haben 2018 in der Woche acht Stunden mehr gearbeitet als Frauen. Die Zahl bilde aber die unbezahlte Arbeit nicht ab, die meistens Frauen erledigten: putzen, kochen, einkaufen, Kinder zum Sport fahren. Wenn Eltern in Zeiten geschlossener Kitas und Schulen einspringen müssen, tragen die Mütter einer Studie der Stiftung zufolge die Hauptlast. In Haushalten mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren haben demnach 27 Prozent der Frauen, aber nur 16 Prozent der Männer ihre Arbeitszeit reduziert, um Kinder zu betreuen. „Bei Haushalten mit geringerem oder mittlerem Einkommen fällt die Diskrepanz noch größer aus.“ Zucco sieht daher eine „Retraditionalisierung“ der Arbeitsteilung.
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