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Freiheit statt Komfort

International bekannt geworden ist der niederländische Architekt und Architekturtheoretiker Rem Koolhaas mit dem Buch „Delirious New York“ von 1978, das die Vielschichtigkeit der Stadt gefeiert hat. Doch die fundamentalen Werte, für die die Stadt als Ort für Improvisation und Abenteuer gestanden hat – „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ –, sind Koolhaas zufolge abgelöst worden vom Wunsch nach Komfort, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Im Rahmen des F.A.Z.-Kongresses „Zwischen den Zeilen“ führte der 1944 geborene Architekt diesen Gedanken weiter aus. Stadtbewohner hätten nur noch wenig Sinn für Handlungsspielräume, das Achselzucken sei zur vorherrschenden Geste geworden, sagte er im Gespräch mit Feuilletonredakteur Niklas Maak.

Matthias Alexander

Koolhaas äußerte sein Bedauern, dass sich der Wandel der Stadt zur Komfortzone und zur Smart City in einer Zeit vollziehe, in der laut den Vereinten Nationen bald achtzig Prozent der Menschheit in urbanen Ballungsräumen lebten. Die Stadt diene daher überall auf der Welt als Bild für die Zukunft. Koolhaas’ Interesse hat sich dagegen in jüngster Zeit verstärkt auf das Leben auf dem Land gerichtet. Weil es günstiger sei, hätten die Menschen dort mehr Bewegungsfreiheit und Raum für Improvisation, so seine These.

Entwicklungen in Afrika sind für Koolhaas, der hierzulande mit der niederländischen Botschaft und jüngst mit dem Campus des Springer-Verlags in Berlin hervorgetreten ist, besonders beachtenswert. Dort gebe es Formen von Kreativität, die durch schwierige Umstände befördert würden. Viele Menschen lebten zudem weder komplett in der Stadt noch auf dem Land, so dass es einen lebendigen Austausch zwischen den beiden Sphären gebe. Diesen Dualismus nach Europa zu importieren könne dazu beitragen, die Erfahrungswelt der hiesigen Städter über das eigene Apartment hinaus um Konkretes zu erweitern. Dass der Westen überhaupt zu sehr auf sich selbst schaue, machte Koolhaas am Beispiel des 2007 eingerichteten Rats der Weisen für die Zukunft Europas deutlich, dem er als einziger Nichtpolitiker angehörte. In die zwölfköpfige Gruppe, die eine Denkschrift zur EU im Jahr 2030 erstellte, sei kein außereuropäisches Mitglied berufen worden.

„Sprache der Schuld“

Was die Verantwortung für den Klimawandel angeht, würden den Architekten schwere Vorwürfe gemacht, so Koolhaas. Und tatsächlich habe man schon seit den sechziger Jahren gewusst, was zu tun sei, habe es aber nicht umsetzen können, weil die Spielregeln statt von der öffentlichen Hand immer stärker von der Privatwirtschaft aufgestellt worden seien. Auf diese Weise seien dreißig Jahre verschwendet worden. Koolhaas sieht dennoch die Chance für die Architekten, aus einer defensiven „Sprache der Schuld“ in ein positives Narrativ zu wechseln. Dabei könnten die Erfahrungen aus der Covid-Pandemie helfen, denn es habe sich gezeigt, dass man die Welt in zwei Wochen ändern könne.

Er berichtete von Planungen für ein Gebäude, die sich von traditionellen Mustern der Zusammenarbeit dramatisch unterschieden hätten. Es sei nicht so sehr um Fragen von Form und Materialien gegangen, sondern darum, dass ein Haus Energie erzeuge und sogar den Aufwand für die eigene Errichtung kompensiere. Man lebe in einer kreativen Zeit, auch wenn viele Medien noch konventionellen Erzählweisen verhaftet seien. Auf die Frage nach der Zukunft der Arbeitswelt nach Bewältigung der Covid-Krise meinte Koolhaas, er persönlich brauche vielleicht nicht unbedingt ein Büro, aber er glaube an die unbedingte Notwendigkeit, sich leibhaftig zu begegnen. Ohne die Gegenwart des anderen könne es auf Dauer keinen Austausch und keine Kreativität geben.

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