#Freundin des Angeklagten sagt aus
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Fast könnte es ein normaler Abend im Leben eines jungen Paares sein. Eine Frau und ein Mann, beide in ihren Zwanzigern, schreiben sich an einem Freitag Nachrichten hin und her, am Abend telefonieren sie. Das Paar führt eine Fernbeziehung, die Frau und der Mann haben sich seit dem Kennenlernen im Internet nur drei oder viermal gesehen, das Schreiben und Sprechen auf dem Smartphone verbindet sie miteinander. Es geht um Alltägliches, der Mann erzählt, dass er noch seine Freunde sehen und mit ihnen ausgehen möchte. Die Frau ist ein wenig eifersüchtig und fragt, ob das denn sein muss, so oft ohne sie auszugehen.
Von dem Abend im September des vergangenen Jahres muss die 28 Jahre alte Frau im Gerichtssaal in Hanau berichten, weil am selben Abend ein außergewöhnlich brutaler Raubmord passiert ist, den die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Hanau aufklären muss. Von der Frau erhoffen sich die Richter Hinweise, deshalb wird sie am Mittwochnachmittag mehr als zwei Stunden lang als Zeugin befragt.
Die Staatsanwaltschaft hält den Freund der jungen Frau für den Mörder. Sie wirft ihm vor, einen 25 Jahre alten Mann, einen Freund von ihm, mit 55 Messerstichen in Brust und Rücken getötet zu haben. Die Leiche lag in einem Graben am Stadtrand von Gelnhausen. Falls der Angeklagte, der heute 28 Jahre alte Syrer Mohammad A., tatsächlich der Mörder ist, muss er die Bluttat zwischen den Nachrichten und Telefonaten mit seiner Freundin begangen haben.
Deshalb will der Vorsitzende Richter Mirko Schulte von der Frau wissen, ob ihr Freund während des Telefonats an dem Freitagabend unruhig gewesen sei. Immer wieder hakt der Richter nach und hält der Zeugin vor, das Gespräch habe einundzwanzigeinhalb Minuten gedauert. Was man denn in dieser Zeit alles besprochen habe? Die Dauer des Telefonats kennt der Richter durch die Auswertung der Telefondaten des Angeklagten.
Streit um Schulden als Motiv für Mord
Schulte fragt, ob der Mann am Telefon vielleicht etwas gesagt habe wie: „Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe Mist gebaut.“ Die Zeugin verneint. Im Gerichtssaal wird eine Nachricht vorgelesen, die sie einige Tage später an ihren Freund geschrieben hat: „Gestern warst Du sehr durcheinander.“ Darauf hat der Angeklagte zurückgeschrieben, die Familie des Getöteten habe von der Tat erfahren und ein Angehöriger des Opfers sei bei ihm gewesen.
Den Ermittlungen zufolge kannten sich der mutmaßliche Täter und das spätere Opfer, ebenfalls ein Syrer, schon einige Jahre lang, nämlich seit sie 2015 als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Im vergangenen Sommer habe Mohammad A. dringend Geld für die Flucht seines Bruders gebraucht. Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte das spätere Opfer Schulden beim Angeklagten und zahlte sie nicht zurück, obwohl der Mann beim Ausgehen viel Geld ausgab. Ein Freund des Angeklagten hatte an einem früheren Verhandlungstag als Zeuge berichtet, der Mann habe in einer Shishabar mit Geldscheinen um sich geworfen.
In dem Streit um das Geld sieht die Staatsanwaltschaft das Motiv für den Mord. Der Anklage zufolge lockte Mohammad A. den anderen Mann unter einem Vorwand in sein Auto, fuhr zu einem abgelegenen Schotterweg bei den Bahngleisen, schlug ihm zuerst mit einem Kuhfuß, einem Werkzeug aus Metall, auf den Kopf und fügte ihm dann die Messerstiche ins Herz zu. Dann holte sich der mutmaßliche Täter aus der Wohnung des Opfers Kokain für 7000 Euro, wie Staatsanwältin Lisa Pohlmann zu Beginn des Prozesses vorgetragen hatte.
In der Vernehmung der Freundin des Angeklagten wird auch nach Geld gefragt. Ob sie von den Schulden gewusst habe, will Schulte von der Frau wissen. Die Zeugin verneint. „Meine Themen mit ihm waren ganz anders“, sagt die Frau. Über das Leben habe sie mit dem Mann gesprochen, in seine Geldangelegenheiten habe sie sich nicht eingemischt.
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